Andre Greipel holt Bronze - Cavendish siegt

Von SPOX
Mark Cavendish (M.) ist neuer Weltmeister! Sprintrivale Andre Greipel (r.) holte die Bronzemedaille
© Getty

Am Finaltag der Rad-WM im dänischen Kopenhagen stand das Straßenrennen an. Der BDR ging mit einem neunköpfigen Aufgebot an den Start. In einem spannenden Rennen sicherte sich Kapitän Andre Greipel im Massensprint die Bronzemedaille. Weltmeister wurde Übersprinter Mark Cavendish.

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Mit einem "Tigersprung" im Fotofinish hat der deutsche Top-Sprinter Andre Greipel bei der Straßenrad-WM in Kopenhagen seine starke Saison gekrönt. Der 29-Jährige schob ganz kurz vor der Ziellinie sein Vorderrad noch an Fabian Cancellara vorbei und sicherte sich zum Abschluss der WM im Profirennen die Bronzemedaille - über diese freute er sich verhalten, nachdem er das Duell mit seinem Erzrivalen Mark Cavendish verloren hatte. Der Brite ist neuer Weltmeister.

Greipel verpasste nach einem aufregenden Sprint den ersten WM-Titel für Deutschland, seit Rudi Altig 1966 auf dem Nürburgring triumphiert hatte. Der gebürtige Rostocker sicherte sich jedoch nach 266 km auf dem Rundkurs im Vorort Rudersdal das erste Edelmetall seiner Karriere - er schob sich um Millimeter am Schweizer Fabian Cancellara vorbei. Die Silbermedaille ging an den Australier Matthew Goss. Cavendish löste Vorjahresweltmeister Thor Hushovd ab, der diesmal mit dem Ausgang nichts zu tun hatte.

Greipel schwankte zwischen Enttäuschung und Stolz. "Wir sind für die Operation Gold hierhergekommen. Es tut mir leid, dass ich es vermasselt habe. Aber der dritte Platz ist trotzdem gut, denke ich", sagte Greipel.

Sprenger: "Phänomenaler Sprint von Andre"

In der Tat war die Auswahl des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) mit hohen Erwartungen angereist, wollte um die Medaillen kämpfen. Doch dass es um nichts anderes als den Titel ging, offenbarte Greipel erst nach dem Rennen. "Wir sind extra deswegen schon am Montag hier gewesen, um darüber zu sprechen, wie wir es angehen", sagte der 29-Jährige. Er habe aber dennoch gezeigt, dass "wir erfolgreich sein können, wenn die Mannschaft für mich fährt".

Die BDR-Verantwortlichen waren weniger kritisch. "Das war herausragend, ein irres Finale. Andre ist einen phänomenalen Sprint gefahren", sagte Udo Sprenger, Vizepräsident des Bundes Deutscher Radfahrer. Nach den Weltmeistertiteln von Judith Arndt und Tony Martin im Einzelzeitfahren und dem dritten Platz von Ina-Yoko Teutenberg bei den Frauen hat der BDR in allen vier Eliterennen der WM eine Medaille geholt. Insgesamt holte Deutschland damit bei diesen Titelkämpfen fünfmal Edelmetall und erreichte seine beste WM-Bilanz.

Im Finale waren vor allem die Teams von Großbritannien und Australien äußerst präsent und versuchten, für ihre Kapitäne Cavendish und Goss einen Sprint zu lancieren. Greipel war in der Schlussrunde ebenfalls gut positioniert und hatte in Marcel Sieberg, Danilo Hondo und John Degenkolb noch drei Teamkollegen bei sich.

In dieser Phase hatte der Franzose Thomas Voeckler, der dieses Jahr mit Platz vier die Sensation der Tour de France gewesen war, die Initiative übernommen, wurde aber noch gestellt.

Greipel verzichtete auf Vuelta-Start

Wie angekündigt setzte der BDR kompromisslos auf seinen Kapitän. Greipel war bislang eine starke Saison gefahren, die gekrönt wurde von seinem Etappensieg bei der Tour de France.

Auf die WM hatte er sich danach gezielt vorbereitet, im Gegensatz zu einigen anderen Medaillenanwärtern verzichtete Greipel aber auf den Formaufbau bei der Vuelta in Spanien. Im Vorfeld hatten die Deutschen den Belgier Philippe Gilbert als großen Favoriten ausgemacht, aber auch geglaubt, dessen Taktik ein wenig vorhersehen zu können.

Sehr schnelles Rennen: Stundenmittel 45 km/h

Nationen wie die Belgier um Gilbert wollten die deutschen Pläne durchkreuzen und über Attacken zum Erfolg kommen. Denn nur wenige Teams hatten Interesse an einer Entscheidung im Massenspurt. Die Absicht war vielmehr, den Sprintern schon vor dem Finale die Kräfte zu rauben.

So entwickelte sich ein unerhört schnelles Rennen mit einem Stundenmittel von etwa 45 km/h. An der Spitze des Feldes versuchten lange Zeit Bert Grabsch, Vierter im WM-Zeitfahren, und Andreas Klier das Geschehen gemeinsam mit Großbritannien zu kontrollieren.

Doch als Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin mehr als 70 km vor dem Ziel durch einen Massensturz aufgehalten wurde und keinen Anschluss mehr fand, war die deutsche Taktik empfindlich gestört.

Erik Zabel behält Recht

Die deutsche Sprinter-Legende Erik Zabel hatte zuvor vermutet, dass eine große Gruppe mit etwa 50 oder sogar mehr Fahrern den Sieg unter sich ausmachen würde. Der Zug des Feldes werde wohl am Ende zu groß sein und einen Ausreißererfolg verhindern, sagte der 41-Jährige - und behielt Recht.

Am Samstag hatte Teutenberg schon die deutsche Erfolgsserie ausgebaut. Die 36-Jährige aus Düsseldorf musste sich nach 140 km im Massensprint lediglich der Italienerin Giorgia Bronzini und der Niederländerin Marianne Vos geschlagen geben. Letzte deutsche Straßen-Weltmeisterin bleibt Regina Schleicher, die 2005 in Madrid gewann.

Scharfe Kritik an UCI-Präsident

Nach dem Rennen übte Teutenberg, die nach der WM 2012 ihre Laufbahn beenden will, scharfe Kritik an UCI-Präsident Pat McQuaid, der die Einführung eines Mindestgehalts im Frauen-Profiradsport ausgeschlossen hatte.

Der Ire sei "hinterwäldlerisch" und nicht "im 21. Jahrhundert angekommen", sagte Teutenberg.

Im Straßenrennen der Junioren hatte Rick Zabel, Sohn des deutschen Radsport-Idols Erik Zabel, ein glänzendes WM-Debüt gefeiert und einen starken fünften Platz belegt. "Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis, mein Ziel waren die Top 10", sagte er.

Seite 2: Die Entscheidung des Rennens zum Nachlesen

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