Martin und Greipel hoffen auf WM-Medaille

SID
Tony Martin wurde 2010 deutscher Zeitfahrmeister
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Bei der am Mittwoch beginnenden Straßenrad-WM in Australien ruhen die deutschen Medaillenhoffnung auf Sprintstar Andre Greipel. Beim Zeitfahren greift Tony Martin nach Edelmetall.

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Tony Martin hofft auf ein Happy End nach einer verkorksten Tour, Andre Greipel auf einen krönenden Saisonabschluss. Wenn heute im australischen Geelong die Straßenrad-Weltmeisterschaften beginnen, haben die beiden deutschen Hoffnungsträger eine Medaille fest im Visier.

Aber auch im U-23-Bereich der Männer sowie bei den zuletzt starken Frauen darf sich der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) bei der ersten WM auf dem Fünften Kontinent das ein oder andere Edelmetall ausrechnen. Und die ersten Erfolge gab es ja auch schon.

"Mein Ziel ist das Podium", sagt Martin, der insgeheim sogar von der Goldmedaille im Einzelzeitfahren träumt. Dafür müsste er aber den alles überragenden Schweizer Titelverteidiger Fabian Cancellara schlagen.

Udo Sprenger: "Eine Medaille ist Pflicht"

Bei der Tour hatte Martin gegen den Olympiasieger im Kampf gegen die Uhr zweimal das Nachsehen, doch mit Spezialtraining und Windkanaltests in Silverstone hofft der 25-Jährige auf eine weitere Steigung.

Martin, der sich jüngst bei seinem Gesamtsieg der ENECO-Tour in starker Form präsentiert hatte, ist wohl aus deutscher Sicht der heißeste Kandidat auf eine Podiumsplatzierung, was BDR-Vizepräsident Udo Sprenger auch klar formuliert: "Eine Medaille ist hier Pflicht."

Andre Greipel gilt als Favorit

Anders sieht es da im Straßenrennen der Männer aus. Der BDR hat sein Team ganz auf Sprintstar Greipel ausgerichtet und hofft deshalb auf eine Massenankunft. Der Seriensieger vom Team Columbia ist da vorsichtiger.

"Der BDR hat gesagt, es ist ein Sprinterkurs. Ich sage, es ist kein Sprinterkurs. Ich sehe mich nicht als Kapitän Nummer eins. Es ist aber auch nicht unmöglich", sagt der mit 21 Saisonsiegen erfolgreichste Radprofi des Jahres, auf den im Falle einer Sprintentscheidung womöglich das pikante Duell mit seinem unbeliebten Teamkollegen Mark Cavendish (Großbritannien) zukommt.

Der letzte Sieg liegt 44 Jahre zurück

Vom Profil her ist der Kurs in Geelong, das rund 70 Kilometer von Melbourne entfernt liegt, flacher als die Strecken bei den letzten beiden Titelkämpfen in Varese und Mendrisio. Eine ein Kilometer lange Steigung auf dem 15,8-km-Rundkurs hat es aber durchaus in sich, sodass sich die Klassikerspezialisten etwas ausrechnen dürfen.

Allen voran der dreimalige Weltmeister Oscar Freire aus Spanien, der Italiener Filippo Pozzato, der Norweger Thor Hushovd, Amstel-Gewinner Philippe Gilbert aus Belgien und auch Cancellara werden hoch eingeschätzt. Nicht zu vergessen ist Titelverteidiger Cadel Evans, der bei seinem Heimspiel hochmotiviert ist.

Gäbe es eine Ausreißergruppe, wäre von der deutschen Mannschaft insbesondere Fabian Wegmann gefragt. 2008 in Stuttgart hatte Stefan Schumacher mit Bronze die letzte deutsche Medaille im Männerstraßenrennen geholt, der letzte Sieg liegt schon 44 Jahre zurück. Rudi Altig gewann 1966 auf dem Nürburgring.

Frauen wollen an alte Erfolge anknüpfen

Da waren die Frauen in der Vergangenheit durchaus erfolgreicher. Zwei WM-Titel in den vergangenen sechs Weltmeisterschaften sprangen heraus. Einen davon holte Judith Arndt, die auch diesmal im BDR-Aufgebot steht und im Zeitfahren bereits Silber gewann.

Hinzu kommen in Ina-Yoko Teutenberg, Charlotte Becker und Trixi Worrack weitere Top-Fahrerinnen mit Ambitionen. Worrack gewann am Wochenende auch gleich die Generalprobe in Buninyong. Bei den U23-Männern übernimmt der zukünftige Columbia-Profi John Degenkolb die Kapitänsrolle.

Mit der WM in Australien betritt der Radsport-Weltverband (UCI) Neuland. Noch nie hatte in Down under eine WM stattgefunden. Ohnehin werden die seit 1927 veranstalteten Titelkämpfe erst zum sechsten Mal außerhalb Europas ausgetragen, was sich aber im Zuge der Expansionsgedanken der UCI zukünftig ändern soll.

In Australien kommt es zugleich zu einer weiteren WM-Premiere. Die Rennen werden ohne Funk ausgetragen. Eine ähnliche Aktion hatte es bereits letztes Jahr bei der Tour de France gegeben, was zu heftigen Protesten von Teams und Fahrer geführt hatte. Los geht es aber zunächst am Mittwoch und Donnerstag mit den Einzelzeitfahren.

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