Greipel verpasst Etappensieg und Rosa Trikot

SID
Andre Greipel (M.) holte bei der Vuelta 2009 in Spanien vier Etappensiege
© Getty

Radprofi Andre Greipel hat beim 93. Giro d'Italia die Führung im Gesamtklassement verpasst. Beim "Auswärtsspiel" in den Niederlanden wurde der Rostocker beim Massensprint Vierter.

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Der Griff nach dem Rosa Trikot ging ins Leere, die erste Chance auf einen Etappensieg ist vertan: Geschwächt von einem Magen-Darm-Virus musste sich Andre Greipel beim ersten Massensprint des 93. Giro d'Italia mit einem vierten Platz begnügen. Damit verpasste der deutsche Topsprinter auch die Führung im Gesamtklassement.

Den Sieg auf dem von vielen Stürzen überschatteten zweiten Teilstück des Giro-Auswärtsspiels in den Niederlanden über 210 km von Amsterdam nach Utrecht holte sich stattdessen der Amerikaner Tyler Farrar vor dem Australier Matthew Goss und dem Italiener Fabio Sabatini.

Milram-Profi Paul Voß holt Bergtrikot

Ein anderer Deutscher durfte indes jubeln. Milram-Profi Paul Voß, der lange Zeit einer Fluchtgruppe angehört hatte, sicherte sich das Bergtrikot.

"Das ist der größte sportliche Tag meines Lebens. Ich bin voll ans Limit gegangen und habe gekämpft bis zum Umfallen", sagte der Bielefelder, der sechs Kilometer vor dem Ziel noch in einen Sturz verwickelt war.

Voß wird das Trikot damit mindestens bis zur fünften Etappe tragen, da es vorher keine Bergwertungen mehr gibt.

Auch Wiggins in einen Sturz verwickelt

Neuer Spitzenreiter im Gesamtklassement ist Weltmeister Cadel Evans. Der Australier profitierte davon, dass der dreimalige Olympiasieger Bradley Wiggins in einen Sturz verwickelt war und mit über einer halben Minute Rückstand das Ziel erreichte.

Wiggins hatte am Samstag das 8,4 km lange Auftaktzeitfahren in Amsterdam gewonnen. Auf den Plätzen zwei und drei liegen Farrar und Alexander Winokurow mit einer bzw. drei Sekunden Rückstand.

Greipel wäre bei einem Etappensieg der erste Deutsche in Rosa seit gut vier Jahren gewesen. Am 12. Mai 2006 hatte der damalige Gerolsteiner-Sprinter Olaf Pollack für einen Tag das Gesamtklassement angeführt.

Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben: In der Gesamtwertung liegt der deutsche Topsprinter, der mit elf Saisonsiegen erfolgreichster Radprofi des Jahres ist, nur 13 Sekunden hinter Evans.

Neuer Anlauf am Montag

Bereits am Montag eröffnet sich für Greipel die nächste Chance auf einen Etappensieg und das Rosa Trikot, wenn auf dem Teilstück über 224 km von Amsterdam nach Middelburg wieder mit einem Massensprint gerechnet wird.

Zugleich will er so schnell wie möglich seine persönliche Zielsetzung von einem Tageserfolg erfüllen, auch mit Blick auf seine Chancen im Kampf um ein Tour-Ticket.

Seit Monaten liefert sich Greipel einen erbitterten Zweikampf mit dem britischen Topstar Mark Cavendish, der in der nächsten Woche bei der Kalifornien-Rundfahrt ins Geschehen eingreift.

"Durch die vielen Stürze hat Andre das Hinterrad verloren. Er musste erstmal nach vorne kommen. Es hat aber nicht mehr gereicht. Am Montag unternehmen wir einen neuen Anlauf", sagte Columbia-Sportdirektor Jan Schaffrath.

Starke Leistung im Einzelzeitfahren

Greipel hatte sich am Samstag durch eine starke Leistung im Einzelzeitfahren in eine gute Ausgangsposition gebracht. Der gebürtige Rostocker hatte auf den 8,4 km nur 18 Sekunden auf den Zeitfahr-Spezialisten Wiggins verloren.

Doch seit Tagen hat er mit einem Magen-Darm-Virus zu kämpfen. "Am Freitag konnte ich nicht trainieren. Inzwischen geht es mir besser, aber meine Topform habe ich noch nicht erreicht", sagte Greipel.

Im Zeitfahren hatte der Sprinter sogar eine bessere Zeit als die Giro-Sieganwärter Ivan Basso (Italien/0:23 Sekunden zurück), Carlos Sastre (Spanien/0:25) oder Damiano Cunego (Italien/0:52) erzielt. Bester Deutscher im Kampf gegen die Uhr war Marcel Sieberg (Hürth) mit 13 Sekunden Rückstand, ordentlich präsentierte sich auch Milram-Kapitän Linus Gerdemann (Münster/0:17).

Amsterdam war ein Erfolg

Unterdessen zeigte sich Giro-Chef Angelo Zomegnan mit dem Abstecher nach Holland vollauf zufrieden. "Amsterdam hat alle Erwartungen übertroffen", sagte der Organisationschef nach dem Volksfest in der niederländischen Metropole.

Seit Tagen ist in Amsterdam - die Stadt hatte sich die Austragung zwei Millionen Euro kosten lassen - die niederländische Nationalfarbe Oranje dem Giro-Rosa gewichen.

Beim Auftaktzeitfahren standen trotz schlechten Wetters mehrere hunderttausend Zuschauer am Streckenrand Spalier.

Ein ähnliches Bild gab es auch am Sonntag auf der Etappe nach Utrecht, auf der es hektisch wurde und zu vielen Stürzen kam.

Nach der dritten Etappe am Montag in Middelburg macht sich der Giro-Konvoi dann am Ruhetag auf den Weg zurück nach Italien. Insgesamt stehen bis zur Schlussetappe am 30. Mai in Verona 3485,3 km auf dem Programm.

Wiggins triumphiert zum Auftakt