Astana droht Lizenz-Entzug

SID
Lance Armstrong (r.) fährt seit diesem Jahr für das Astana-Team
© Getty

Nachdem der finanziell angeschlagene Rad-Rennstall Astana ein Ultimatum des Weltverbandes UCI verstreichen ließ, droht dem Team um Lance Armstrong nun der Entzug des Startrechts.

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Lance Armstrongs Start bei der Tour de France hängt am seidenen Faden. Sein finanziell angeschlagener Rad-Rennstall Astana ließ das Ultimatum des Weltverbandes UCI zur Hinterlegung von sechs Millionen Euro als Sicherheit für den Rest der Saison verstreichen.

Das Verfahren liegt nun bei der unabhängigen Lizenz-Kommission, die in den nächsten Tagen über das Startrecht des Teams entscheiden will. Zunächst äußerten sich weder Armstrong noch Teamchef Johan Bruyneel zu der prekären Situation.

Dafür geht das kasachische Konsortium, das sich hinter dem Namen Astana verbirgt, auf Konfrontationskurs. "Astana wird weiterhin versuchen, die Zahlungen zu leisten. Ich habe jedoch empfohlen, dies nicht zu tun, weil die UCI kein Recht auf diese Extra-Garantien hat", sagte Astana-Mittelsmann Rinus Wagtmans im belgischen Fernsehen. Zugleich kündigte er einen Einspruch an, sollte die ProTour-Lizenz entzogen werden.

UCI sieht Zahlung als Problemvermeidung

Beim Weltverband bewertet man die Situation ein wenig anders. "Wir haben die Zahlungen auf ein eigens eingerichtetes Konto verlangt, um weitere Probleme zu vermeiden. Jetzt müssen wir die Entscheidung der Kommission abwarten", sagte UCI-Sprecher Enrico Carpani.

Astana war bereits im Frühjahr mit den Gehaltszahlungen in Rückstand geraten, woraufhin die Fahrer während des Giro d'Italia den Schriftzug von ihren Trikots entfernt hatten.

Inzwischen floss zwar Geld aus der zentralasiatischen Republik, es wurden aber laut Bruyneel bei weitem nicht alle offenen Forderungen beglichen. Ein neuer Sponsorenvertrag mit einem amerikanischen Unternehmen kam bisher nicht zustande, der erhoffte Geldsegen blieb aus.

Spekulationen um Armstrong-Abschied

Bereits während des Giro war spekuliert worden, dass Bruyneel und Armstrong Astana verlassen und ein neues Team gründen könnten. Diese Möglichkeit sieht auch Wagtmans: "Wenn uns die Lizenz entzogen wird, wirft Bruyneel das Handtuch. Es könnte sein, dass Armstrong als Sponsor auftritt. Aber daran glaube ich noch nicht."

Für einen Start bei der in zweieinhalb Wochen in Moncao beginnenden Tour de France unter neuem Namen läuft Bruyneel und Armstrong langsam die Zeit davon. Selbst wenn sie Sponsoren, Personal und das nötige Material auftreiben, fehlen ihnen immer noch die Fahrer.

Contador und Co. drohen Tour zu verpassen

Lediglich der ohne Salär fahrende Armstrong und Bruyneel dürften sich problemlos von Astana loseisen können. Die anderen Profis wie Alberto Contador, Andreas Klöden oder Levi Leipheimer stehen unter Vertrag und würden dort nur schwer rauskommen, sollten die Kasachen nicht erneut in Zahlungsschwierigkeiten geraten.

"Contador und die anderen bekämen einen Interimsmanager und fahren ohne Armstrong. Das wäre ein mögliches Szenario", sagte Wagtmans.

Bleibt es bei dem Konfrontationskurs, gehen alle Seiten als Verlierer vom Tisch. Armstrong und Bruyneel säßen mit Lizenz, aber wohl ohne Team da. Und für Contador und Co. blieben statt der Tour de France nur Starts bei der Österreich-Rundfahrt und der Sachsen-Tour.

Astanas Finanz-Probleme noch nicht gelöst