Boonen wieder positiv getestet

SID
Tom Boonen hat dieses Jahr zum dritten Mal die Katar-Rundfahrt gewonnen
© Getty

Radprofi Tom Boonen ist zum zweiten Mal binnen zwölf Monaten positiv auf Kokain getestet worden. Von seinem Quick Step-Team wurde der Sprintspezialist bereits suspendiert.

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Nach dem zweiten positiven Kokain-Test binnen zwölf Monaten steht Sprintstar Tom Boonen vor den Scherben seiner Radsport-Karriere.

Der Straßen-Weltmeister von 2005 wurde vom Profi-Rennstall Quick Step mit sofortiger Wirkung suspendiert, außerdem muss der Belgier nun mit einem Strafgerichtsverfahren rechnen.

Boonen gesteht Alkoholproblem

Am Samstagabend stellte sich Boonen im belgischen Fernsehen und legte ein umfassendes Geständnis über sein Alkoholproblem ab: "364 Tage geht es gut, aber an dem einen Tag, an dem ich dann zu viel trinke, verändere ich mich."

Genau das sei am Vortag des Dopingtests passiert: "Am Tag vor dem Test bin ich ausgegangen und endete auf einer Terrasse. Nachdem ich lange dort war, hatte ich einen Blackout. Wenn ich ausgehe, überschreite ich die Grenzen."

Er sei aber bereit, nun Hilfe anzunehmen: "Jemand muss mir helfen, zu verstehen was passiert, wenn ich zu viel trinke." Ob er seine sportliche Karriere fortsetzen werde, sei aber momentan "die geringste aller Sorgen", so Boonen.

Der Konsum des Rauschgifts wurde nur wenige Tage nach Boonens drittem Triumph beim Frühjahrs-Klassiker Paris-Roubaix bei einer unangemeldeten Kontrolle außerhalb des Wettkampfgeschehens vor zwei Wochen entdeckt.

"Schlag ins Gesicht" für das Quick Step-Team

"Der Test, der das positive Kokain-Resultat anzeigte, wurde von flämischen Kontrolleuren vorgenommen. Boonen ist bei Quick Step ab sofort von allen Teamaktivitäten suspendiert", teilte Teamsprecher Alessandro Tegner nach einer kurzfristig einberufenen Krisensitzung des belgischen Rennstalls mit.

Quick Step-Chef Patrick Lefevre äußerte sich tief enttäuscht: "Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll. Jetzt müssen wir erst mit unseren Sponsoren sprechen", sagte der Manager.

Das Quick Step-Management hatte Boonen nach dem ersten Kokain-Delikt verteidigt und "private Probleme" berücksichtigt.

Boonen hatte damals erklärt, die Droge nicht bewusst genommen zu haben. Das Kokain sei ihm in einer Bar heimlich in einen Drink gemischt worden. Haarproben hatten allerdings ergeben, dass Boonen regelmäßig das Rauschgift zu sich genommen hatte.

Hausdurchsuchung nach positiven Test

Das Resultat des neuerlichen Drogentests ist der belgischen Staatsanwaltschaft in Turnhout seit Dienstag bekannt, am Freitag gab es bei Boonen eine Hausdurchsuchung. "Der Test war in der Tat positiv.

Wir haben dann Boonens Haus durchsucht und ihn auch ein erstes Mal verhört. Wegen der laufenden Ermittlungen können wir dazu aber nicht mehr sagen", meinte Staatsanwalt Jan Poels.

Für Tom Van Damme, Präsident des belgischen Radsportverbandes LVB, ist Boonens Image schwer beschädigt: "Das ist eine traurige Affäre. Ich will gar nicht mehr von Vorbildfunktionen reden. Für seinen Rennstall ist die Angelegenheit ein Schlag ins Gesicht, und für die anderen Mannschaften eine Belastung."

Wiederholungstäter Boonen erwartet Gerichtsverfahren

Der 28-jährige Flame war erstmals bei einer Kontrolle im Training am 26. Mai 2008 vor der Belgien-Rundfahrt positiv auf Kokain getestet worden.

Ein für den Radsport-Weltverband UCI und die Doping-Kontrolleure relevanter Doping-Tatbestand lag nicht vor, da Kokain-Konsum nur während eines Rennens geahndet wird.

Auch nun ist der Quick Step-Kapitän von Radsport-Instanzen nicht zu belangen, allerdings wird er sich als Wiederholungstäter vor Gericht verantworten müssen. Erst Anfang Februar hatte er sich dort wegen des ersten Kokaintests schuldig bekannt, war aber mit einer Verwarnung davongekommen.

Das Gericht sah ihn "als gestraft genug an", weil er wegen der Kokain-Affäre im vergangenen Jahr aus der Quick Step-Mannschaft für die Tour der France verbannt worden war.

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