Reimund Dietzen wird 50

SID
Reimund Dietzen trug 1987 fünf Tage das Goldene Trikot bei der Vuelta
© Getty

Der ehemalige Radprofi Reimund Dietzen feiert heute seinen 50. Geburtstag. "Der Blonde" löste mit einem schweren Sturz bei der Vuelta 1989 eine Helm-Debatte aus.

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Reimund Dietzen war ein radsportlicher Alleskönner. In seiner Wahlheimat Spanien, deren Rundfahrt Vuelta er 1987 und 1988 jeweils als Zweiter beendete, wird er noch heute verehrt wie zu seinen Glanzzeiten in den 80er Jahren.

Heute wird der gebürtige Trierer 50 Jahre alt. An seinem Jubiläum kommen nicht nur Erinnerung an den enormen Kampfgeist, sondern vor allem an einen der folgenschwersten Unfälle in der Geschichte des Radsports auf, der zu einem Umdenken bei Organisatoren und Teammanagern geführt hat.

Schwerer Sturz ohne Helm

"Ich habe den Unfall verdrängt und verarbeitet, ich spreche heute nicht mehr gern über Details", sagt Dietzen. Der gelernte Maler überlebte mit einem Schädelbruch, doch seine Karriere war beendet.

Das Feld der Vuelta näherte sich am 6. Mai 1989 nach quälend langen Stunden im gleißenden Sonnenlicht der Pyrenäen dem 680 Meter langen "Cotefablo"-Tunnel.

Motorradfahrer hatten kurz zuvor mit eingeschaltetem Licht die Tunnel-Wände beleuchtet, um dem Peloton den Weg zu zeigen. Doch übereifrige Polizei-Begleiter hatten die Radprofis im Irrglauben an einen anderen Streckenabschnitt gescheucht.

Mit Vollgas in den Tunnel

Als Reimund Dietzen, damals 29 Jahre alt und für das spanische Team Teka unterwegs, sich in rasender Fahrt in das schwarze Loch stürzte, hatte er keine Chance. In der Finsternis stürzte er und prallte mit dem Kopf auf ein Hindernis.

Er trug keinen Helm. Lange Zeit war unklar, ob, und wenn ja, mit welchen Folgen Dietzen diesen fürchterlichen Unfall überstehen würde.

Vorwürfe an die Veranstalter

Wer damals im Radsport einen Helm trug, galt als Memme. Doch Dietzens Sturz löste massive Vorwürfe gegen die Veranstalter der großen Rundfahrten aus, die ihr geld- und medienträchtiges Spektakel ohne Rücksicht auf Verluste durchzogen.

"Es ist ein Skandal, sie arbeiten nur in ihre eigene Tasche, aber nicht in die Sicherheit", sagt nach dem Unfall seines Freundes der Freiburger Peter Hilse. Spaniens Star Alvaro Pino schimüfte: "Sie lassen uns leiden wie Hunde."

"Bei Tempo 100 gehört was auf die Birne"

Einer der Ersten, der Konsequenzen zog, war Wilfried Holtmann, Chef des deutschen Profi-Rennstalls Team Stuttgart.

Er verordnete seinen Fahrern Sturzhelme und rechtfertigte diese ungewöhnliche Maßnahme damals: "Bei Tempo 100 gehört was auf die Birne." Der internationale Radsportverband zog erst Jahre später nach.

Vuelta-Sieg verpasst

Reimund Dietzen, heute ein erfolgreicher Geschäftsmann als Betreiber einer Ferienanlage mit Radsport-Events an der Costa Daurada, blickt noch immer mit Bitternis auf jenen Tag zurück, der das Ende seiner Laufbahn bedeutete.

"Mein großes Ziel, einmal die Vuelta zu gewinnen, habe ich dadurch verpasst." Das Goldene Trikot des Spitzenreiters zierte oft seine Schultern, ins Ziel bei der letzten Etappe hat er es aber nie getragen.

Schadensersatz mit Verspätung

Dietzens Anwälte schlugen sich lange mit den Organisatoren der Spanien-Rundfahrt vor Gericht herum. Erst 17 Jahre später sprach ihm das höchste spanische Gericht eine Schadensersatzzahlung in Höhe von 481.000 Euro zu.

Vom Rad hat er dennoch nie ganz lassen können. "So um die 10.000 Kilometer im Jahr strampele ich immer noch runter." Seinen runden Geburtstag wird "El Rubio" ("Der Blonde"), wie ihn die spanischen Fans tauften, mit seiner Frau Uschi in Cambrils im kleinen Kreis mit ein paar Freunden aus der Nachbarschaft feiern.

Und er wird versuchen, nicht an den für ihn so verhängnisvollen 6. Mai 1989 zu denken.

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