Das Jubiläum beginnt in Venedig

SID
Italien im Armstrong-Fieber - Heute startet die 100. Italienrundfahrt
© Getty

Heute startet in Venedig zum 100-jährigen Bestehen die 92. Auflage des Giro d'Italia. Mit dabei ist erstmals auch der siebenmalige Tour-de-France-Sieger Lance Armstrong.

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Als Lance Armstrong die Bühne auf dem Markusplatz betrat, kannte der Jubel keine Grenzen. Hunderte begeisterte Radsportfans bereiteten dem siebenmaligen Tour-de-France-Sieger vor dessen erster Teilnahme beim Giro d'Italia in Venedig einen großen Empfang.

Zum 100. Giro-Jubiläum spielte der Radsport mal wieder heile Welt, und nach Jahren im Doping-Sumpf soll ihn ausgerechnet Armstrong als Aushängeschild ins rechte Licht rücken.

Wenn heute in Venedig der Start zur 92. Auflage der dreiwöchigen Rundfahrt (9. bis 31. Mai) erfolgt, soll nichts die geplante Jubelfeier stören. Im Vorfeld der nach der Tour zweitwichtigsten Veranstaltung der Rad-Saison wurde denn auch nicht mit Nettigkeiten gespart.

"Es ist ein besonderer Moment für mich, in einer so tollen Stadt wie Venedig zu stehen und meinem ersten Giro entgegenzublicken", sagte der 37-Jährige bei der Teampräsentation auf Venedigs berühmtestem Platz.

Armstrong: "Giro ist ein mystisches Rennen."

Für Armstrong ist es nach seinem Comeback die erste große Landesrundfahrt seit dem letzten Tour-Sieg 2005. "Der Giro ist ein mystisches Rennen. Es war ein Versäumnis, ihn nie zu fahren, das ich nun zum Glück beheben kann", sagte Armstrong vor seiner Premiere bei der Italien-Schleife.

Die Komplimente kamen prompt zurück: "Wir sind stolz, dass Armstrong nach seinem Comeback bei uns startet. Er verleiht dem Rennen zusätzlichen Glanz", erklärte Giro-Direktor Angelo Zomegnan.

Positive Schlagzeilen kann das Rennen 100 Jahre nach seiner Erstauflage allerdings auch gebrauchen. Allzu oft trat gerade beim Giro in den vergangenen Jahren das Doping-Problem der Branche offen zu Tage. In seiner Siegerliste finden sich reichlich überführte oder zumindest höchst verdächtige Fahrer - zum Teil sind sie nach abgesessenen Sperren in diesem Jahr wieder am Start.

Basso gilt als Top-Favorit

So gilt der Italiener Ivan Basso, der als ehemaliger Fuentes-Kunde gerade erst eine zweijährige Sperre hinter sich hat, drei Jahre nach seinem Gesamtsieg 2006 sogar erneut als Topfavorit. Mit Kontakten zu einem Doping-Arzt ist auch Bassos Nachfolger Danilo Di Luca (Italien/2007) belastet, der sich ebenfalls etwas ausrechnet.

Umstritten ist das neue Team Fuji-Servetto, das unter seinem alten Namen Saunier Duval bei der letztjährigen Tour für reichlich Dopingschlagzeilen gesorgt hatte, für den Giro aber dennoch eine Einladung erhielt. Armstrong sagte, er wolle nicht nur ein Teil dieses Rennens sein, sondern es "mit seiner Mannschaft mitbestimmen".

An ihm prallen ohnehin alle Verdächtigungen ab. Auch die sogenannte "Showergate"-Affäre konnte dem Ansehen des siebenmaligen Toursiegers in der Szene scheinbar nichts anhaben.

Dass er am 17. März einen Verstoß gegen die Anti-Doping-Regeln beging, als er einen Kontrolleur bei einem unangemeldeten Test in Frankreich zunächst an der Tür abwies und erst nach einer Dusche und einem Anruf beim Weltverband seines Amtes walten ließ, spielt der Amerikaner herunter: "Das war doch nur eine große Geschichte, weil die Leute die Fakten nicht verstanden haben", meint der Astana-Fahrer, dessen Fehlverhalten ohne Folgen lieb.

Milram hofft auf Sprintetappen

Für sein Comeback bei einer großen Rundfahrt vier Jahre nach seinem bislang letzten Toursieg 2005 beansprucht der 37-jährige Texaner sowieso eine Art Narrenfreiheit: "Ich möchte das Rennen vor allem genießen."

Derweil hat es das Milram-Team vor allem auf die Sprintetappen der 3454,5km langen Rundfahrt abgesehen. In Robert Förster setzt der einzig verbliebene deutsche Top-Rennstall dabei auf einen Fahrer, der bereits 2007 - damals noch für das Team Gerolsteiner - zwei Giro-Etappen im Schlussspurt für sich entscheiden konnte.

Starke Konkurrenz ist dabei vor allem vom Columbia-Rennstall des ehemaligen T-Mobile-Teamchefs Bob Stapleton zu erwarten, der in Mark Cavendish (Großbritannien) den derzeit wohl besten Sprinter an den Start bringt. Zum Auftakt in der Lagunenstadt Venedig steht für die 198 Fahrer aus 22 Teams derweil ein 20km langes Mannschaftszeitfahren auf dem Programm.

Danach werden anlässlich des Jubiläums alle Etappenorte des Premieren-Rennens von 1909 angesteuert, darunter Bergamo, Neapel, Florenz und Genua. Angesichts des dadurch vorgezeichneten Streckenverlaufs endet der Giro nicht wie in den letzten Jahren in Mailand, sondern in der Hauptstadt Rom.

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