Veranstalter reißen sich um Armstrong

SID
Armstrong, Tour de France
© Getty

Lance Armstrong hatte sein spektakuläres Comeback kaum verkündet, da rissen sich die Renn-Veranstalter schon um die umstrittene Rad-Ikone und öffneten ihr Tür und Tor.

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Selbst die Organisatoren der Tour de France, die dem Astana-Team in diesem Jahr wegen seiner Doping-Vergangenheit den Start verwehrten, hofieren den siebenmaligen Tour-Gewinner Armstrong als potenziellen, "neuen" Werbeträger.

"Ich möchte nicht mehr in die Vergangenheit schauen", äußerte Tour-Direktor Christian Preudhomme in einem WDR-Interview. Der Franzose legte Wert auf die Feststellung, dass sich Armstrong dem selben Anti-Doping-Reglement wie alle anderen Fahrer unterwerfen müsse. "Er wird behandelt wie jeder andere Profi auch. Und unsere Regeln sind strikter als je zuvor", sagte Preudhomme.

Einladung aus Down Under

Auch vom fünften Kontinent erhielt Armstrong umgehend eine Einladung zur Down Under Tour. "Wenn Lance Armstrong in Australien starten würde, wäre das sensationell für unsere Tour", sagte Direktor Mike Turtur dem Radiosender ABC. Bisher war der Texaner, der 2005 seine Karriere eigentlich als beendet erklärt hatte, noch nie in Australien am Start.

Ob das Comeback des immer mit Doping-Gerüchten konfrontierten Armstrong dem derzeit um Glaubwürdigkeit kämpfenden Radsport tatsächlich ein besseres Image verleiht, darf bezweifelt werden.

Drei Jahre ohne Wettkampf

"Wenn man schon so viele Rennen in seiner Karriere gewonnen hat wie er, dann kann man nur verlieren", meinte Bjarne Riis, der Tour-Sieger von 1996. Der aktuelle Tour-Champion Carlos Sastre meinte: "Nach drei Jahren ohne Wettkampf wird es nicht einfach für ihn, aber das ist Armstrong".

Sein spanischer Landsmann Alejandro Valverde sieht das ähnlich: "Es wird sehr schwer für ihn, noch einmal die Tour zu gewinnen, aber mit ihm und Contador hätte Astana ein Super-Team."

Astana würde sich über Armstrong freuen

Ob Armstrong tatsächlich zum Rennstall von Andreas Klöden wechselt, wo sein früherer Teamchef Johan Bruyneel jetzt Manager ist, blieb weiter offen. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich ein Team leite, das gegen Armstrong antreten muss", meinte Bruyneel.

"In den nächsten Tagen müssen wir offensichtlich viel besprechen", sagte der Belgier. Alberto Contador, der Tour-Sieger von 2007 und Giro-Champion von 2008, wäre jedenfalls glücklich über solch einen neuen Teamgefährten.

"Ich würde ihm sofort die Tür bei Astana öffnen. Ein Fahrer wie er hat nirgendwo anders seinen Platz als bei uns. Ich habe ihn immer bewundert und würde sehr gern neben ihm fahren", sagte der Spanier.

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Paris-Nizza und Dauphine Libere auf dem Plan

Laut Fachmagazin "VeloNews" möchte der Texaner neben der Tour auch Paris-Nizza, die Dauphine Libere, die Georgia-Rundfahrt und im Februar die Kalifornien- Radrundfahrt bestreiten.

In der Video-Botschaft auf seiner Homepage hatte Armstrong seine Rückkehr in den internationalen Profi-Radsport bestätigt. "Ich bin froh, hier verkünden zu können, dass ich nach Gesprächen mit meinen Kindern, meiner Familie und engsten Freunden in den Profiradsport zurückkehre, um auf die Krebskrankheit aufmerksam zu machen", sagte Armstrong, der am 18. September sein 37. Lebensjahr vollendet.

Krebs-Problem in den globalen Fokus rücken

"Dieses Jahr sterben allein fast acht Million Leute weltweit an Krebs. Es ist jetzt an der Zeit, das Krebs-Problem stärker in den globalen Fokus zu rücken", fügte er hinzu. Vor zwölf Jahren war Armstrong selbst an Hodenkrebs erkrankt. Mediziner gaben ihm nur eine 50-prozentige Überlebenschance, doch er wurde geheilt und bekam zugleich für alle Rennen eine Erlaubnis zur Nutzung spezieller Medikamente.

Amerikaner strebt Tour-Sieg an

Keinen Zweifel ließ der Amerikaner daran, dass er seinen achten Sieg bei der Tour de France anstrebt. Da es für Astana bisher keine Tour-Garantien für 2009 gibt, plant Armstrong bei eventuellem Gegenwind, sich direkt an Frankreichs Staatspräsident Nikolas Sarkozy zu wenden.

"Ich bin bereit, ihn dann direkt anzusprechen", erklärte Armstrong der Zeitschrift "Vanity Fair". Letzter Auslöser für sein Comeback war das 160 Kilometer-Mountainbike-Rennen in den Colorado Rockies im August. "Dieses obskure Bike-Rennen hat meinen inneren Motor zum Kick-Start gebracht", führte Armstrong aus.