Schumacher verliert Gelb durch Sturz

SID
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© DPA

Super-Besse - Stefan Schumachers Festtage bei der Tour de France sind tragisch zu Ende gegangen. Ein Sturz 300 Meter vor dem Ziel kostete den 26-jährigen Profi des Gerolsteiner Teams auf der ersten Bergetappe das Gelbe Trikot.

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Ausgerechnet der neue Spitzenreiter Kim Kirchen war Schumacher ans Vorderrad gefahren und hatte ihn zu Fall gebracht. "Ich verstehe nicht, dass mich Kirchen über den Haufen fährt. So ist das nicht fair, das Trikot zu verlieren. Das ist wie ein schlechter Film", klagte der Pechvogel, der im Ziel 32 Sekunden auf den Tagessieger Riccardo Ricco aus Italien einbüßte, und die Schuldfrage klar Kirchen zuwies.

Im Gesamtklassement liegt Schumacher jetzt 16 Sekunden hinter Kirchen auf Rang drei, Zweiter ist der Australier Cadel Evans (+6 Sekunden).

Schumacher reißt auch Teamkollege Kohl zu Boden

Auf der steil ansteigenden Zielgeraden der 6. Etappe in der Skistation Super-Besse im Zentralmassiv überschlugen sich auf 1289 Metern Höhe die Ereignisse.

Nach permanenten Attacken im Finale, die Schumacher stets souverän kontern konnte, passierte das Missgeschick. Schumacher riss bei seinem Fall seinen Team-Kollegen Bernhard Kohl (Österreich) mit zu Boden und musste tatenlos mit anschauen, wie ihm die anderen Favoriten davonfuhren.

Nutznießer der Misere war der Luxemburger Kirchen aus dem Columbia-Team, der bereits Grün getragen hatte und sich nun über Gelb freuen kann. Hinter Ricco kamen die großen Tour-Favoriten Alejandro Valverde (Spanien) und Evans auf die weiteren Plätze des Tagesklassements.

Vewirrung um das Maillot Jaune

Das Chaos setzte sich nach der Zieldurchfahrt fort. Schumacher und seine Begleiter glaubten zunächst, dass auch bei Bergetappen die 1000 Meter-Regel gilt, nach der ein Sturz in diesem Bereich keine Auswirkungen auf die Zeitabstände hat.

"Ich weiß nicht, wer im Gelben Trikot ist", war die erste Reaktion von Schumachers erzürntem Teamchef Hans-Michael Holczer. Als dann aber Kirchen auf der Ehrentribüne in Super-Besse das Maillot Jaune übergestreift bekam, war die Angelegenheit zugunsten des Columbia-Profis geklärt: Die Sturzregel gilt nur bei Flachetappen.

"Moralischer Spitzenreiter bleibt Stefan - damit trösten wir uns jetzt", sagte Holczer, nachdem sich die Wogen etwas geglättet hatten.

Kirchen ohne Schuld am Sturz

"Ich war über die gesamte Woche gesehen der Stärkste und habe deshalb das Trikot sicher verdient", sagte Kirchen, der als erster Luxemburger seit 1958 Gelb holte.

Er nahm Stellung zu dem Unfall und wies die Vorwürfe zurück: "Ich bin sehr überrascht, das zu hören. Vor mir stoppte ein Fahrer ab, deshalb musste ich auch bremsen und konnte nicht versuchen, um den Sieg zu sprinten."

Kirchen war sich sicher, dass er auch ohne Schumachers Pech eine Chance auf Gelb gehabt hätte: "Im Finale hätte ich ihm auf jeden Fall zehn Sekunden gegeben."

Chavanel holt Bergtrikot

Die brisante Etappe durch das Zentralmassiv hatte von den Fahrern zum ersten Mal Kletter-Qualitäten gefordert. Vier Anstiege waren zu meistern, die letzten 1500 Meter wiesen eine Steigung von bis zu zehn Prozent auf. Drei Fahrer hatten schon in der Anfangsphase des Rennens attackiert und bildeten eine Ausreißer-Trio.

Doch die drei Franzosen mussten nacheinander zwischen 21 und 13 Kilometer vor dem Ziel passen - in erster Linie Valverdes Caisse d9Epargne-Mannschaft hatte die Verfolger angetrieben. Wenigstens konnte sich Sylvain Chavanel das Bergtrikot sichern.

"Nachdem die Mannschaft eine brillante Leistung abgeliefert hatte, ist es besonders bitter, das Trikot auf solche Weise zu verlieren. Es ist einfach unglaublich", sagte Holczer weiter.

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