Altmeister Beerbaum bärenstark

SID
Meredith Michaels-Beerbaum erlaubte sich auf Fibonacci vier Fehlerpunkte
© getty

Ludger Beerbaum stand wild gestikulierend auf dem Abreiteplatz und erklärte seinen Teamkollegen immer wieder die Tücken des Parcours. Der Altmeister war auch Minuten nach seiner erneuten Nullrunde bei der Reit-EM in Aachen voller Adrenalin.

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Im Einzel blieb der Riesenbecker auf Rang zwei, den Absturz der deutschen Equipe vom ersten auf den dritten Rang konnte aber auch der 52-Jährige nicht verhindern.

"Ich hatte eine gute Runde, vielleicht war es in der Abstimmung heute noch harmonischer als gestern", sagte der viermalige Olympiasieger über seine Vorstellung im Sattel seiner zwölf Jahre alten Stute Chiara. Nur Penelope Leprevost (0 Punkte) mit Flora de Mariposa sette sich noch vor den bärenstarken Beerbaum, der mit 0,75 Punkten um nicht mal ein Viertel eines Sprungfehlers hinter der Französin liegt und im Einzel weiter alle Chancen auf Gold hat.

"Penelope Leprevost ist eine starke französische Reiterin, jetzt aber von einem möglichen Zweikampf zu sprechen, ist absolut noch zu früh", sagte der dreimalige Team-Europameister. Auch eine leichte Verletzung an seinem bandagierten rechten Unterarm konnte ihn nicht stoppen. "Das ist ein Tennisarm, der mich nicht gestört, sondern gepusht hat", sagte der 52-Jährige.

Zweimal war Beerbaum schon Einzel-Europameister in den 90er Jahren, seine erste EM erlebte er vor sportlichen Urzeiten im Jahr 1987. Doch noch immer brennt der beste deutsche Springreiter der vergangenen 25 Jahre vor Ehrgeiz. In Aachen könnte sein ewiger Eifer belohnt werden, die Basis dafür ist nach zwei von fünf Runden gelegt. Am Sonntag fällt mit zwei Umläufen (ab 16.00 Uhr) die Entscheidung.

Fokus auf Beerbaum

Mit der Mannschaft musste der zweimalige Teamweltmeister allerdings einen Rückschlag hinnehmen. Mit 8,400 Punkten fielen die Gastgeber hinter Frankreich (5,700) und die Niederlande (7,820) auf Rang drei zurück. "Jetzt müssen wir leider auf Fehler der anderen warten", sagte Bundestrainer Otto Becker.

Sein Team wollte nach sieben Jahren ohne Heimsieg im Nationenpreis zu Hause eigentlich endlich wieder einen großen Sieg landen, das wird nun schwer. Am Freitag (17.00 Uhr) werden die Team-Medaillen nach der zweiten Runde im Nationenpreis vergeben. Deutschland gewann letztmals 2011.

Christian Ahlmann (Marl/5.56) mit Taloubet und Meredith Michaels-Beerbaum (Thedinghausen/6,09) mit Fibonacci hatten am zweiten Tag nicht mehr die Souveränität wie zum Auftakt. Beide kassierten jeweils vier Strafpunkte, fielen auf die Plätze 23 und 32 zurück und werden wohl im Einzel nicht mehr in den Medaillenkampf eingreifen. Daniel Deußer (Wolvertem/Belgien/3,09), zum Auftakt mit einem Abwurf, liegt indes nach seiner Nullrunde auf Rang elf noch gut im Rennen.

So scheint sich aus deutscher Sicht viel auf Beerbaum zu fokussieren. Der "Leader" im Team profitiert nach elf Europameisterschaften von seiner großen Erfahrung und kann vielleicht am besten die noch bevorstehenden Aufgaben einschätzen. Auch deshalb hörten alle zu, als er sagte: "Am Freitag sind noch mal vier Runden, da wird es noch schwieriger. Das ist hier noch lange nicht zuende."

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