So cool wie Frank Sinatra

Von Philipp Dornhegge
Von wegen Kleiderordnung: Der Belmont-Stakes-Fan zieht an, worauf er Lust hat - und trinkt Bier
© Getty

Am Samstag findet die Triple-Crown-Serie 2011 ihren Abschluss. Das Belmont Stakes ist nicht so bekannt wie das Kentucky Derby, dafür aber das älteste US-Rennen - und sowieso das coolste von allen.

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Das Kentucky Derby und das Preakness Stakes sind vorbei, der Breeder's Cup noch knapp fünf Monate entfernt. Herrscht jetzt Dürre im US-amerikanischen Galoppsport? Mitnichten! Denn am Samstag lädt der Belmont Park auf Long Island nahe New York City zum alljährlichen Belmont Stakes ein.

Und dieses Event ist nach dem Derby und Preakness nicht nur der Schlusspunkt der Triple-Crown-Serie, sondern zugleich das älteste Galopprennen überhaupt in den USA. Außer 1911 und 1912, als Pferderennen in New York zwischenzeitlich verboten waren, strömen seit 1867 jedes Jahr über hunderttausend Fans nach Elmont, um beim "Test of the Champion" dabei zu sein.

Damit ist das Belmont Stakes fünf Jahre älter als Preakness und ganze acht Jahre älter als das Derby. Die Herkunft des Spitznamens liegt auf der Hand: Wer die Triple Crown gewinnen will und die ersten beiden Etappen für sich verbuchen konnte, der muss auf den anderthalb Meilen im Belmont Park, dem größten Sandkurs der Welt, noch mal zeigen, was er drauf hat.

Animal Kingdom erneut Favorit

Einen Triple-Crown-Sieger wird es in diesem Jahr nicht geben, nachdem Animal Kingdom und Shackleford jeweils einen Erfolg verbuchen konnten. Aber besonders der von John Velazquez gerittene Hengst ist in absoluter Topform.

Erst beim Kentucky Derby schwang er sich von einem vermeintlichen Graspezialisten zum Sensationssieger auf, in Pimlico bestätigte er diese Leistung mit Platz zwei hinter Shackleford, ebenfalls Außenseiter vor dem Start. Animal Kingdom macht im Vorfeld des Belmont Stakes erneut einen hervorragenden Eindruck und scheint Lust auf den zweiten Sieg zu haben.

Er ist der Favorit, aber Shackleford, einer der besten Frontrunner im Feld, wird nicht kampflos klein beigeben. Auch wenn er mit der ungewöhnlichen Länge des Kurses Probleme bekommen könnte.

Bier oder Long Island Iced Tea?

Was das Belmont Stakes auch für Pferdesport-Neulinge so reizvoll macht, ist die Tatsache, dass sich das Event trotz aller Tradition nicht allzu ernst nimmt. Klar, auch in Elmont gibt es, wie beim Kentucky Derby, ein offizielles Getränk: Der Belmont Breeze ist ein Whisky- und Sherry-Cocktail mit viel Saft und damit bestens geeignet für warme Sommertage.

So richtig durchgesetzt hat er sich aber trotzdem nicht. Die meisten Fans vertrauen nach wie vor auf ein kühles Bier oder einen Long Island Iced Tea. Dazu passend verzichten die Veranstalter auf jegliche Kleiderordnung, jeder Pferdesportliebhaber soll das Rennen so genießen können, wie er will.

In Stimmung kommt man am besten, indem man unmittelbar vor Rennstart der "Post Parade" beiwohnt, bei der die Pferde feierlich und zu "New York, New York" von Frank Sinatra zum Kurs geführt werden. Ohne Frage, beim Belmont Stakes feiert sich New York gerne selbst.

Der Sinatra-Song ist allerdings keine in Stein gemeißelte Pflicht. Weil man sich gerne vom konservativen Kentucky ("My Kentucky Home") und dem traditionalistischen Preakness ("Maryland, My Maryland") abhebt, wurde 2010 statt "New York, New York" kurzerhand "Empire State of Mind" von Jay-Z und Alicia Keys gespielt.

Elmont: Heimatstadt von Vinny Testaverde

Auch wenn es am Samstag nicht leicht wird, den Zuschauerrekord von 2004 zu brechen, als 120.139 Zuschauer live miterlebten, wie Smarty Jones den Triple-Crown-Sieg knapp verpasste: Auch beim 143. Belmont Stakes wird die Einwohnerzahl von Elmont wieder spontan vervierfacht werden.

An jedem Rennwochenende herrscht Ausnahmezustand im rund 40.000-Seelen-Städtchen, das mit Ex-NFL-Star Vinny Testaverde aber immerhin einen weltweit berühmten Sohn zu bieten hat. Für jeden, der jetzt noch Lust auf das Belmont Stakes bekommen hat: Viel Spaß bei dem Versuch, ein Hotelzimmer in Rennbahnnähe zu bekommen!

Die eigene Couch ist eine ebenso gute Option, und als TV-Zuschauer befindet man sich üblicherweise in vorzüglicher Gesellschaft: Rund 20 Millionen Menschen schalten jedes Jahr ein, den absoluten Rekord verzeichnete das Belmont Stakes 1977, als Seattle Slew den bisher vorletzten Triple-Crown-Sieg perfekt machte (1978: Affirmed).

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