"Seb und ich hatten anderes im Kopf"

Maximilian Götz (M.) sicherte sich 2003 den Meistertitel in der Formel BMW vor Sebastian Vettel
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Maximilian Götz startet 2015 mit Mücke Motorsport in seine erste DTM-Saison. Der 29-Jährige spricht im Interview mit SPOX über seine Erwartungen, die Höhen und Tiefen seiner bisherigen Karriere und seine Erlebnisse mit Sebastian Vettel und Lewis Hamilton. Zudem erzählt Götz von seiner eigenen Bar und seiner Tätigkeit bei der freiwilligen Feuerwehr.

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SPOX: Herr Götz, Sie starten dieses Jahr mit Mücke Motorsport für Mercedes in Ihre erste DTM-Saison. Wann haben Sie von dem Engagement erfahren?

Maximilian Götz: Direkt erfahren habe ich es am 23. Dezember. Das war natürlich ein sehr schönes Vorweihnachtsgeschenk. So etwas Gutes erfährt man nicht jeden Tag, deswegen war das genau zum richtigen Zeitpunkt.

SPOX: Was erwarten Sie sich für die Saison 2015?

Götz: Wir waren testen und da merkt man, dass die anderen Jungs erfahrener und länger dabei sind. Im ersten Jahr steht deswegen primär das Lernen im Vordergrund, einen Rhythmus zu finden und klar: So viele Punkte wie möglich einzufahren. Top-Ten-Platzierungen sind also definitiv ein Ziel. Ein persönliches Highlight wäre eine Podiumsplatzierung. Das wäre die Krönung für mein erstes DTM-Jahr.

Der DTM-Rennkalender im Überblick

SPOX: Mit 29 Jahren haben Sie relativ spät den Sprung in die DTM geschafft. Sehen Sie dadurch vielleicht Vorteile, insbesondere zu den anderen Rookies?

Götz: Egal ob du 23 oder 29 bist, du hast schon eine gewisse Erfahrung. Persönlich bin ich vielleicht ein bisschen reifer - auch durch meine Vergangenheit im Motorsport. Ich würde schon sagen, dass es Unterschiede gibt. Aber was das Fahrerische betrifft, sind alle auf einem ähnlichen Stand. Es ist eher die Herangehensweise und das Abgeklärte dann im Rennen. Und da sehe ich schon einen kleinen Vorteil, ja.

SPOX: Sie sprechen Ihre Vergangenheit an. In der Formel BMW sind Sie gegen Nico Rosberg gefahren und haben 2003 Sebastian Vettel geschlagen. Wie haben Sie sich mit den beiden verstanden?

Götz: Ich bin mit elf Jahren bis wir volljährig waren mit Sebastian gefahren. Auf der einen Seite waren wir Konkurrenten, ganz klar war das knallharter Kampf. Auf der anderen Seite: Mit 15 Jahren in Monaco hatten Seb und ich zum Beispiel noch andere Dinge im Kopf. Da waren wir zusammen im Hafenbecken fischen. Wir haben uns eine Angelschnur im Laden nebenan gekauft und einen Köder rausgeschmissen. Wir haben nicht nur Motorsport gemeinsam erlebt, sondern auch private Momente gehabt. Das vergisst man natürlich nicht. Wenn wir uns sehen, trinken wir einen Kaffee gemeinsam und reden über die alte Zeit.

SPOX: Und mit Lewis Hamilton? Sie waren Teamkollegen.

Götz: Das ist ähnlich: Wir sind zusammen Kart und Formel 3 gefahren. Letztes Jahr bei Stars and Cars, dem Saisonabschluss von Mercedes in Stuttgart, haben wir uns umarmt und uns gefreut, dass wir uns wieder gesehen haben. Da gibt es auf jeden Fall eine Bindung, vor allem wenn man schon so lange zusammen im Motorsport unterwegs ist.

SPOX: Sind Sie neidisch auf den heutigen Erfolg der drei?

Götz: Nein. Ich bin sehr froh, dass ich in der DTM bin und von daher gibt es für mich überhaupt keinen Grund für Neid. Sie haben es verdient. Jeder ist seinen Weg gegangen, der eine etwas schneller, der andere etwas langsamer. Ich bin genau da, wo ich hin wollte. Das war mein Ziel, mein Traum. Von daher ist alles gut.

SPOX: Kommen wir auf Ihre Anfänge zu sprechen. Wie sind Sie zum Motorsport und zum Kartfahren gekommen?

Götz: Mein Vater ist früher schon Rennen gefahren und ich war als kleiner Bub immer dabei. Am Norisring habe ich mit neun Jahren Bernd Schneider auf der Rennstrecke fahren sehen und dachte mir: 'Boah, da magst du auch mal hin!' Meine Eltern wollten am Anfang eigentlich nicht, dass ich Kart fahre, aber ich hatte richtig Spaß daran und es ist immer mehr geworden. Die Gene sind also schon von meinem Vater durchgebrochen.

SPOX: Ihr Talent war unbestritten, dennoch mussten Sie aus finanziellen Gründen aus der Formel 3 zurücktreten. Haben Sie jemals ans Aufgeben gedacht?

Götz: Ich habe an den Dingen, die passiert sind, gezweifelt. Aber im Endeffekt muss man da drüber stehen und immer weiter kämpfen. Selbst als ich mal anderthalb Jahre nicht im Auto gesessen bin, habe ich jeden Tag trainiert und irgendwann kam der Tag, an dem einen das positive Schicksal ereilt. Man kann sowas nicht planen und wie es am Ende wird, weiß keiner. Deswegen: Immer daran glauben, immer weiter kämpfen und immer seine Ziele verfolgen.

SPOX: Das heißt, Sie haben immer an die Chance geglaubt, eines Tages in der DTM fahren zu können?

Götz: Nein, es war ein Traum. Erst nachdem ich im Kundensport mit AMG gefahren bin, Erfolge da waren und es die ersten Anzeichen Richtung DTM-Tests gab, war es dann ein Ziel. Ich habe die Chance gepackt und im Endeffekt hat es geklappt. Es waren Etappen, die dazu geführt haben.

SPOX: Bereuen Sie irgendeine Entscheidung in Ihrer Karriere?

Götz: Eigentlich nicht. Ich bin sehr froh, wie es gelaufen ist und ich kann sehr froh sein, wo ich jetzt stehe - hoffentlich vor einer langen DTM-Karriere. Klar, im Nachhinein hätte man das und das anders machen können, aber ich finde, das gehört dazu. Genauso wie sich Michael Schumacher damals mit Willi Weber reingefuchst hat, um im Jordan das erste Formel-1-Rennen fahren zu können.

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