"Seb und ich hatten anderes im Kopf"

Maximilian Götz (M.) sicherte sich 2003 den Meistertitel in der Formel BMW vor Sebastian Vettel
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SPOX: Was war - bis auf das DTM-Engagement - der schönste Moment Ihrer bisherigen Karriere?

Götz: Mein erster großer Titel 2003 in der Formel BMW war damals mit 17 Jahren mega. Mein persönliches Highlight war aber der 24-Stunden-Sieg an der Seite von Bernd Schneider, meinem großen Vorbild in der DTM im Jahr 2013. Mit ihm so ein mega Rennen gleich im ersten Anlauf zu gewinnen ist nicht selbstverständlich. Es hat einfach alles gepasst und war für mich emotional das Größte.

SPOX: Sie sind Formelwagen gefahren, waren im GT-Sport erfolgreich unterwegs und haben Erfahrung mit Tourenwagen gesammelt. Wie unterscheiden sich Ihrer Meinung nach die verschiedenen Rennklassen?

Götz: Monoposto ist das direkteste, was du machen kannst. Es ist wie Go-Kart fahren, nur noch viel geiler. Das ist einfach das pure Fahren. Man hat viel Aerodynamik, ein leichtes Fahrzeug, man kann sehr spät bremsen und hat keine Servolenkung. Der GT im Vergleich ist sehr schwer und relativ groß. Man hat ein Dach über dem Kopf, ABS und Traktionskontrolle. Man kann sich auch mal gegenseitig anlehnen, sodass die Spiegel bei der Konkurrenz wegfliegen. In der DTM hat man im Vergleich zum GT viel mehr Downforce, ein leichteres Auto, Keramikbremsen und die Technik ist noch verfeinert. Es ist eigentlich wieder ein Schritt hin zum Monoposto-Gefühl. DTM und Monoposto macht dementsprechend am meisten Spaß.

SPOX: Was sehen Sie als ihre größte Stärke beim Fahren an?

Götz: Dass ich einen kühlen Kopf bewahre, nichts überstürze und vorausschauend Richtung Punkte und Meisterschaft denke. Also ich gucke gar nicht so auf die Einzelplatzierung, sondern eher auf das ganze Jahr. Das ist meine Stärke, dass ich die Ruhe bewahren kann, das Gesamtpaket sehe und nicht den Einzelsieg. Ich bin also jemand, der sehr überlegt fährt.

SPOX: Was sehen Sie als Ihre größte Schwäche beim Fahren an?

Götz: Ich schaue zu oft in den Rückspiegel (lacht). Meine größte Schwäche ist vielleicht, dass bei mir im Qualifying der Kopf ein bisschen zu viel mitspielt und ich mir denke: Wenn ich hier zu viel riskiere, habe ich vielleicht einen Quersteher und verliere ein Zehntel. Also gehe ich eher von unten an die Sache heran und nicht von oben. Das kann im Qualifying das ein oder andere Tausendstel kosten.

SPOX: Man sagt, dass es in der Formel 1 keine Freunde, sondern nur Konkurrenten gibt. Wie ist das bei Ihnen?

Götz: Auf der Rennstrecke geht es für jeden nur darum, der Beste zu sein. Man hat vielleicht ein bisschen mehr Respekt, wenn es der direkte Teamkollege ist. Man schaut dann schon auf das Ergebnis des Herstellers, aber im Endeffekt gibt es keine Freunde. Das muss man ganz hart so sagen. Klar, abseits der Rennstrecke gibt es welche, mit denen man sich gut versteht. Aber sobald die Ampel auf Grün schaltet, ist Schluss mit lustig. Ich glaube, das ist in jedem Sport so.

SPOX: Stellen Sie sich vor, Sie wären nicht professioneller Rennfahrer geworden. Wie würde Ihr Leben wohl dann heute aussehen?

Götz: Ich glaube, ich wäre in die Automobil-Entwicklung gegangen. Das würde mir sehr gut liegen, da ich ein Gespür dafür habe, wie sich etwas anfühlt und was vielleicht besser sein kann. Ansonsten: Ich habe auch noch eine Bar, die ich mit meinem Bruder zusammen betreibe. Die läuft eigentlich sehr gut und ich habe sehr viel Spaß daran. Aber das ist von den Jahren her sehr begrenzt, in denen man das macht. Irgendwann hat man die Nase voll davon, immer in der Bar zu stehen und immer dann zu arbeiten, wenn die anderen frei haben.

SPOX: Wenn Sie nicht trainieren, wie verbringen Sie dann Ihre Freizeit?

Götz: Ich bin viel in der freien Natur, fahre gerne Rennrad oder Mountainbike. Natürlich verbringe ich sehr viel Zeit mit Freunden und meiner Familie. Das ist mir sehr wichtig. Ab und zu bin ich auch bei der freiwilligen Feuerwehr (lacht).

SPOX: Hatten Sie bei der freiwilligen Feuerwehr auch schon Einsätze?

Götz: Ja, klar. Wenn es mal brennt, bin ich natürlich am Start. Ich darf das Feuerwehrauto - das natürlich ein Mercedes Benz ist - dann zum Einsatz fahren und habe auch schon einige Sachen miterlebt. Es macht mir Spaß, Leuten zu helfen. Das ist eine Selbstverständlichkeit für mich, deswegen gehe ich da gerne hin.

SPOX: Wenn Sie fahren, sind Sie wahrscheinlich immer der Erste am Einsatzort.

Götz: Ja, so ziemlich. Ich werde nicht im letzten Auto sitzen, sondern wenn ich fahre, bin ich auch relativ schnell vor Ort (lacht).

Marco Wittmann im SPOX-Interview

SPOX: Im Hollywoodfilm "Rush", der die Rivalität zwischen Niki Lauda und James Hunt behandelt, hatten Sie eine Rolle als Stuntman. Wen haben Sie verkörpert und was war das für eine Erfahrung für Sie?

Götz: Es war cool, die alten Kisten zu fahren! Das war schon sehr interessant, mal in einem Hollywoodfilm mitzuwirken. Ich bin ein paar Mal James Hunt, Niki Lauda und Clay Regazzoni gefahren, also die Ferraris und McLarens. Das war eine coole Erfahrung. Manchmal haben wir Laudas und Hunts Darsteller Daniel Brühl und Chris Hemsworth am Set gesehen. Daniel ist sehr offen, hat auch viel Wissen über Motorsport und sich in die Story von Niki Lauda eingelesen. Er hatte auch viel Spaß am Fahren und hat auch selbst mal ein paar Runden auf der Rennstrecke gedreht.

SPOX: Und könnten Sie sich vorstellen, nach Ihrer Karriere komplett in die Schauspielbranche einzusteigen?

Götz: Mal gucken, ob ich der richtige Mann dafür bin (lacht). Ich habe schon mehrere solcher Szenen gemacht, auch Werbespots gedreht. Es ist nicht ohne, aber es macht Spaß, hinter die Kulissen zu gucken und vielleicht könnte es nach der Karriere wirklich eine Option sein.

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