"Das war ein historischer Tag für uns"

Von SPOX
2011 löste Jens Marquardt Mario Theissen als BMW-Motorsportchef ab
© getty

Zur Saison-Halbzeit führt BMW die Herstellerwertung an und hat auch bei den Fahrern noch alle Chancen auf den DTM-Titel. Im SPOX-Interview spricht Motorsportchef Jens Marquardt über kleinere Probleme, die Ausgeglichenheit in der DTM, ein historisches Ergebnis und Martin Tomczyks Schwierigkeiten.

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SPOX: Herr Marquardt, Halbzeit in der DTM: Wie lautet Ihr Zwischenfazit nach fünf Saisonrennen?

Jens Marquardt: Insgesamt sind wir mit dem Verlauf der ersten Saisonhälfte aus sportlicher Sicht zufrieden: Zwei Siege, sechs Podestplätze, die Führung in der Herstellerwertung, in Schlagdistanz zur Spitze in der Fahrerwertung - all das spricht für sich. Allerdings sind die vergangenen beiden Rennen aus unterschiedlichen Gründen nicht optimal für uns verlaufen. Wir hoffen, in der zweiten Saisonhälfte wieder an die guten Ergebnisse der ersten Rennen anknüpfen zu können.

SPOX: Wo lagen aus BMW-Sicht bislang die Überraschungen, wo die Enttäuschungen?

Marquardt: Unser Dreifach-Sieg in Spielberg war ganz sicher ein Highlight, mit dem wir in dieser Form nicht rechnen konnten. Dort haben auch unsere Rookies, das BMW Team MTEK und seine Fahrer Marco Wittmann und Timo Glock, gezeigt, dass sie in der DTM ganz vorne mitfahren können. Eine negative Überraschung war die Tatsache, dass wir am Lausitzring nicht mit der Spitze mithalten konnten. Die Gründe dafür lagen in einem Fehlgriff beim Basis-Set-up unserer Fahrzeuge. Dieses Problem hatten wir aber schon am Norisring wieder im Griff.

SPOX: Das Rennen in Spielberg war für BMW sogar ein historisches Wochenende. Schließlich war es der erste Dreifachsieg seit dem Comeback. Welchen Stellenwert hatte der Sieg für Sie beziehungsweise BMW?

Marquardt: Wie Sie sagen: Es war ein historischer Tag für uns. Der erste Dreifachsieg seit unserem Comeback in der DTM. Das war für BMW und mich sicher einer der Höhepunkte.

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SPOX: Marco Wittmann übertraf die Erwartungen mit bislang vier Top-Ten-Ergebnissen. Wie schätzen Sie seine Leistungen ein?

Marquardt: Marco hat seine Qualitäten genauso 2012 als unser Test- und Entwicklungsfahrer wie zuvor in der Formel 3 oder in der Formel BMW unter Beweis gestellt. Wir wussten, dass er schnell ist und sehr gut ins Team passt. Beides hat er in dieser Saison bestätigt. Seine Konstanz ist zudem besonders auffällig. Es macht Spaß, ihm und seinem BMW Team MTEK bei der Arbeit zuzusehen.

SPOX: Im Duell mit seinem Teamkollegen Timo Glock hat Wittmann bislang die Nase vorne. Hat sich der ehemalige F1-Fahrer bereits akklimatisiert? Wo gibt es noch Luft nach oben?

Marquardt: Wir sind mit Timos Start in seine DTM-Karriere bisher sehr zufrieden. Er lernt sehr schnell und hatte mit dem dritten Platz in Spielberg auch schon sein erstes großes Highlight. Dass er sowohl im Qualifying als auch in den Rennen noch Luft nach oben hat, ist nach gerade einmal fünf Rennen selbstverständlich. Man muss aber auch sehen, dass Timo schon einige Male in den Rennen Pech hatte, sonst hätte er wohl schon mehr Punkte auf dem Konto.

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SPOX: Für Martin Tomczyk läuft es dagegen gar nicht. Saisonübergreifend hat er seit neun Rennen keine Punkte mehr geholt. Haben Sie eine Erklärung für sein Tief?

Marquardt: Pech. Das ist eigentlich meine einzige Erklärung. Martin ist ein DTM-Champion und stand auch für BMW Motorsport schon mehrfach auf dem Podium. Er hat ganz sicher das Fahren nicht verlernt. Ich wünsche ihm nach all den unglücklichen Kollisionen und Ausfällen einfach mal wieder ein Rennen, in dem alles passt. Dann wird er ganz sicher auch wieder vorn dabei sein.

SPOX: Fünf Rennen, fünf Sieger. Zeichnet diese Ausgeglichenheit die DTM aus? Keine Dominanz einer Marke?

Marquardt: Uns war von Anfang an klar, dass es unter so starken Herstellern wie in der DTM keine Dominanz geben würde. An jedem Rennwochenende entscheiden Kleinigkeiten über Erfolg und Misserfolg. Jeder Hersteller hat in dieser Saison bereits Höhen und Tiefen erlebt. Ich rechne damit, dass das auch so weitergeht.

SPOX: Die BMW-Hoffnungen ruhen wie im Vorjahr auf Bruno Spengler. Gibt es Überlegungen einer Ein-Mann-Strategie, um alle Kräfte für Spengler zu mobilisieren?

Marquardt: Im Moment haben wir gerade einmal Saisonhalbzeit. Also stellt sich diese Frage derzeit nicht. Darüber hinaus sind all unsere Fahrer Profis, die wissen, wie sie sich auf der Rennstrecke verhalten müssen.

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