"Ich bin der American Dream"

Ken Block startet mittlerweile mit seinem Hoonigan-Team beim Rallycross
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SPOX: In der US-Serie Global Rallycross Championship waren Sie ziemlich erfolgreich, starten aber seit Beginn der Saison 2016 mit ihrem Ford-Werksteam in der Weltmeisterschaft WRX, die vornehmlich in Europa fährt. Warum der Wechsel des Kontinents?

Block: Der entscheidende Punkt ist das Format, dass bei der World RX gefahren wird. Die Strecken sind größtenteils speziell für Rallycross gebaut, in den USA gibt es das nicht. Da werden Go-Kart-Strecken auf Parkplätzen aufgebaut. Ich bin schon mal in Norwegen und Frankreich gefahren, wurde Dritter und Vierter. Klar, ich hatte in der GRC Erfolg. Ich habe in der Saison 2015 die Meisterschaft lange angeführt, hatte drei Siege und habe am Ende nur um fünf Punkte den Titel verpasst. Bei den letzten sechs Rennen hatte ich einfach extremes Pech. Aber die Art zu fahren, die Reifen und die echten Strecken in der WRX passen besser zu mir.

SPOX: Die World-RX-Serie hat mittlerweile einige Stars in ihren Reihen: den neunfachen Rallyeweltmeister Sebastien Loeb, seinen langjährigen Konkurrenten Petter Solberg, DTM-Meister Mattias Ekström. Beim zweiten Lauf im Rahmenprogramm der DTM wurden Sie direkt Dritter. Was wollen Sie gegen diese Konkurrenz erreichen?

Block: Ich bin hier, weil ich davon überzeugt bin, um die Weltmeisterschaft kämpfen zu können. Das Talent ist da und ich habe ein großartiges Team. Aber es ist ein Langzeitprojekt. Es braucht Jahre, um den Speed der Besten mitzugehen. Ich bin die ganzen Strecken noch nie gefahren. Um auf den höchsten Level zu kommen, brauche ich zwei oder drei Jahre. Dieses Jahr ist ein Lehrjahr mit einem funkelnagelneuen Rennauto. Es geht um Entwicklung, um nächstes Jahr wirklich anzugreifen. Wir haben einen langfristigen Vertrag mit Ford, wir sind ihr Werksteam. Wir sind da, um Erfolg zu haben.

SPOX: Sie starten unter dem Teamnamen Hoonigan Racing. Im Deutschen gibt es keine wirkliche Übersetzung für das Verb "to hoon". Wie würden Sie erklären, für was es steht?

Block: In den USA gab es genauso wenig eine Bedeutung. In Australien bedeutet es "rücksichtsloses Fahren". Wir haben das ein wenig abgewandelt. Für uns bedeutet es, Spaß mit einem Auto zu haben. Ein "Hoonigan" ist wie ein Hooligan, nur positiver. Jeder Sportler, ob Footballer oder Skateboarder, will Spaß dabei haben. Für uns geht es darum, die Zeit beim Wettkampf zu genießen.

SPOX: Gibt es Regeln, die jeder befolgen muss, der ein echter Hoonigan sein will?

Block: (überlegt) Ich würde sagen, man darf nicht rücksichtslos fahren oder dumm sein. Alles muss sicher und klug gemacht werden. Ein Football-Spieler sollte nichts tun, womit er in Kauf nimmt, andere Spieler zu verletzen. Das gilt auch bei uns. Aber vor allem geht es ums Genießen.

SPOX: Der Star von Gymkhana 7 war ein komplett umgebauter Ford Mustang mit 850 PS, der Hoonicorn. Stimmt es, dass Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton Sie extra zu Hause besuchte, um Ihnen das Auto abzukaufen?

Block: Nicht ganz. Aber er war definitiv daran interessiert. Wir waren zusammen Snowboarden und er hat mich alle möglichen Details gefragt: Wie lange dauert es, das Auto zu bauen? Wie viel kostet es? Als er den Preis erfahren hat, wollte er es plötzlich doch nicht mehr kaufen. Er war ihm wohl zu teuer. (lacht) Ihm gefällt es aber wirklich, ihm gehören einige Mustangs. Vielleicht sehen wir ihn ja eines Tages meinen Hoonicorn fahren.

SPOX: Zuletzt sorgte das allerdings für Aufsehen. In Großbritannien regten sich die Boulevard-Zeitungen darüber auf, dass Sie in London für die neuen Folgen von Top Gear mit dem "Hoonicorn" um ein Ehrenmal drifteten. War Ihnen überhaupt bewusst, welche Bedeutung die Säule hatte?

Block: Die ganze Kritik war für mich einfach dumm. Ich fühlte mich vor den Kopf gestoßen. Mein Vater war Veteran, ich würde nie etwas tun, was Veteranen entehrt. Wir haben nichts Respektloses gemacht. Die Crew sagte, ich solle an dem Denkmal vorbeifahren. Das habe ich gemacht. Das Ding steht in der Mitte einer Straße. Da fahren jeden Tag Leute vorbei. Aggressiv bin ich 60 Meter davon entfernt gefahren. Das haben wir für respektvoll gehalten. Die Presse wollte aus einer Mücke einen Elefanten machen, weil es um Top Gear ging. Aber so funktioniert wohl die britische Presse.

SPOX: Sie sind einer der ersten, die mit den neuen Moderatoren gedreht haben. Sie kennen aber auch die alte Crew. Wird sich die Show verändern, nachdem Richard Hammond, Jeremy Clarkson und James May sich verabschiedet haben?

Block: Ich habe vor vielen Jahren erstmals mit ihnen gearbeitet. Ich war bei einigen Folgen dabei, habe Liveshows mit ihnen gemacht. Ich bin mittlerweile mit ihnen befreundet. Sie sind der Grund, warum die Show so erfolgreich ist. Aber auch die Crew dahinter ist richtig gut, und die meisten davon sind nach dem Abschied der drei dabei geblieben. Ich habe es genossen, mit dem neuen Moderator Matt LeBlanc zu arbeiten. Er ist ziemlich lustig. Für den Zuschauer ist die Situation optimal: Es gibt künftig zwei Shows, die eigentlich dieselbe sind.

SPOX: Was genau haben Sie mit LeBlanc, dem aus der Serie Friends bekannten Schauspieler, denn gemacht?

Block: Wir hatten eine der weitreichendsten Filmgenehmigungen, die es jemals in London gegeben hat. Ich freue mich selbst schon drauf, das fertige Video zu sehen. Es ist eigentlich ein Gymkhana-Video mit einem Prominenten neben mir. Matt erzählt dabei ziemlich lustige Dinge. Das wird ziemlich gut, denke ich.