"Ich bin der American Dream"

Ken Block startet mittlerweile mit seinem Hoonigan-Team beim Rallycross
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SPOX: Wer die Gymkhana-Videos sieht, könnte denken, dass sie ein aufgekratzter Typ sind, der immer aggressiv Vollgas gibt. Außerhalb des Autos sind Sie aber ziemlich entspannt. Gibt es zwei verschiedene Ken Blocks?

Block: Für mich ist das der gleiche Typ. (lacht) Wenn man sich die Videos anschaut, bin ich auch da ziemlich ruhig. Das Auto ist es nicht, ich schon. Ich war schon immer Individualsportler: Skateboarden, Snowboarden, Motocross und so weiter. Mit Autos Rennen zu fahren und Gymkhana zu machen, ist eine Verlängerung von dem, was ich als Kind gemacht habe. Es geht nicht nur um den Wettbewerb mit anderen, bei Gymkhana geht es um Kreativität. Das setzt sich bei unserem Rennteam fort. Ob es das Marketing ist, die Integration von Sponsoren, die Lackierung des Autos, oder irgendwas anderes - das macht mir Spaß. Ich bin sehr wetteifernd, aber auch ein sehr kreativer Mensch. Ich schätze das Leben, das ich führe. Ich versuche das Maximum herauszuholen, bei dem was ich mache.

SPOX: Was Sie tun, ist mit einer gewissen Extravaganz verbunden. Hatten Ihre Eltern es leicht mit Ihnen, als Sie ein Jugendlicher waren?

Block: Ich hab mich an ihre Regeln gehalten, bis ich Teenager war. Dann wurde ich ziemlich rebellisch. Ich habe ziemlich viel von Ihnen gelernt, auch wenn es mit Sicherheit nicht so passiert ist, wie sie es wollten. (lacht) Mein hartes Arbeiten und meine Zielsetzungen, mein Streben der Beste zu sein - das habe ich von meinen Eltern gelernt. Sie haben mir beigebracht, dass man hart arbeiten muss, um etwas zu erreichen, und einem niemand dabei hilft.

SPOX: Waren Sie schon damals ein Autonarr? Oder ist der Gedanke, einer der weltweit bekanntesten Fahrer zu werden, erst später entstanden?

Block: Ein Teil meines Karriere-Backgrounds ist Industrial Design. Als Hobby habe ich mich schon immer mit Autos und ihrem Design beschäftigt. Da kam ich automatisch zum Motorsport, allerdings nie zum amerikanischen. Ich war Fan der Formel 1 und speziell Rallyes. Als ich älter wurde und endlich meine eigenen Autoschlüssel hatte, habe ich den Rallye-Stil imitiert. Deshalb fühlte es sich für mich ganz natürlich an, als ich mit dem Sport angefangen habe. So bin ich schon immer auf kurvenreichen Straßen gefahren.

SPOX: Wie kam es überhaupt zu DC Shoes, der Schuhmarke, die Sie im Jahr 1994 mit Damon Way gründeten und später an Quiksilver verkauften?

Block: Wir hatten vorher schon einige gemeinsame Projekte, bei denen wir Kleidung produziert haben. Bei DC hatten wir den Anspruch, etwas Besseres zu machen als alles, was es auf dem Skateboard-Markt gab. Binnen weniger Jahre lief das so gut, dass wir alle anderen Marken verkauft haben, um uns ausschließlich auf DC zu konzentrieren. Ich bin bis heute sehr glücklich darüber, wir haben viel Arbeit reingesteckt und hatten gleichzeitig Glück, weil wir mit großartigen Leuten gearbeitet haben. Das hat uns den Erfolg beschert. Es ist nicht gerade einfach, eine Firma innerhalb von zehn Jahren so groß zu machen und sie anschießend zu verkaufen.

SPOX: Wären Sie ohne diesen wirtschaftlichen Erfolg überhaupt in der Lage gewesen, ihre Fahrerkarriere zu verfolgen?

Block: Am Anfang wäre es wirklich schwierig gewesen. Motorsport ist einfach teuer, ich hätte wesentlich weiter unten anfangen müssen, wahrscheinlich ganz an der Basis des Rallyesports. Die ersten Jahre musste ich größtenteils selbst finanzieren, bis ich meine ersten größeren Sponsoren hatte. Dank des wirtschaftlichen Erfolgs konnte ich direkt in der Gruppe-N starten. Das ist im gesamten Motorsport so: Selbst in der Formel 1 gibt es genug gute Fahrer aus Familien, die ihre Rennkarriere unterstützen konnten.

SPOX: Nach mehreren Jahren in der Rallye-WM sind Sie mittlerweile beim in Deutschland weitgehend unbekannten Rallycross angekommen. Eines Ihrer besten Rennen war wohl das Finale der X Games 2012 in Los Angeles. Sebastien Loeb gewann Gold, Sie holten die Silbermedaille. Allerdings hatten Sie ein kleines Handicap: Sie hatten früh einen Plattfuß. Wie haben Sie es dennoch so weit vorn ins Ziel geschafft?

Block: Bei Stage Rallyes lernt man bei einem Plattfuß zu beurteilen, wie viel von der Prüfung noch übrig ist. Ich bin viele Meilen mit drei Rädern gefahren, denn wenn man zum Reifenwechsel anhält, verliert man mindestens zwei oder drei Minuten. Man probiert immer, irgendwie die Prüfung bis zum Ende zu fahren. Die Erfahrung habe ich in Los Angeles genutzt. Trotzdem war ich enttäuscht.

SPOX: Warum?

Block: Ich hatte Seb im Qualifying geschlagen und wusste, dass ich den Speed hatte um ihn zu besiegen. Mit dem Plattfuß bin in eine Art Sparmodus verfallen und habe versucht den Platz zu halten. Nach einer Runde wusste ich, wie hart ich noch bremsen und einlenken konnte. Der Plattfuß war rechtshinten, die meisten Kurven waren Rechtskurven. Das bedeutet, das Gewicht des Autos verlagert sich nach links. Ich musste mich also nur in zwei Kurven zurückhalten, den Rest konnte ich aggressiv fahren. Im Endeffekt kann ich zufrieden sein: Ich habe meine Fähigkeiten als Rallyefahrer damit bewiesen und hatte eine gute Pace.