Überraschungssieg für di Grassi

Von Vor Ort in Malaysia: Mario Balda
Lucas di Grassi ist der etwas unerwartete Sieger von Malaysia
© getty

Fahrfehler, leere Batterien und etliche Überholmanöver sorgen für ein dramatisches Rennen, in dem nur Lucas di Grassi den Überblick behält - Nick Heidfeld verdirbt ein zu schneller Boxenstopp das nächste Topresultat.

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Sebastien Buemi, ungefährdeter Sieger beim Saisonauftakt vor zwei Wochen und seinerzeit erster Schweizer in der Formel 1 beim Team Toro Rosso, dominierte die Qualifikation auch im zweiten Rennen der Saison höchst eindeutig.

Die Pole Position holte der Renault-Werkspilot trotz eines Fahrfehlers in der vorletzten Kurve eine knappe halbe Sekunden vor den beiden Franzosen Sarrazin (Team Venturi) und Duval (Dragon Racing). Weniger gut lief es für die beiden deutschen Fahrer, Daniel Abt (Abt Schaeffler Audi) ging von Startplatz 10 ins Rennen und Nick Heidfeld vom indischen Mahindra-Team startete direkt hinter ihm.

Auf dem Stadtkurs von Putrajaya, der wie bei einem künstlich angelegten Regierungssitz üblich von sehr breiten und schnurgerade angelegten Straßen geprägt ist, konnte zunächst auch im Rennen niemand Buemi gefährden.

Allerdings ist der Stromverbrauch in der Formel E naturgemäß letztlich der Scharfrichter und so hatte die Startaufstellung keinerlei Bedeutung für den Ausgang des Rennens. Denn die tropischen Temperaturen jenseits von 30 Grad sorgten für bisher unbekannte Belastungen für die Fahrer und vor allem die Technik.

Leistungsverlust bei Buemi

Die beiden Renaults von Buemi und Nicolas Prost bekamen früher als alle anderen einen dramatischen Leistungsverlust zu spüren und mussten somit auch früher als der Rest des Feldes in die Box, Buemi zudem nur noch im Schritttempo.

Prost hingegen lag nach den Boxenstopps sogar noch in Führung, musste allerdings Strom sparen, um überhaupt die Zielflagge zu sehen. Das gelang ihm zwar, aber erst Di Grassi und dann Da Costa, Duval und D´Ambrosio überholten ihn mühelos.

Für die deutschen Fahrer lief es unterschiedlich, der Stopp von Abt misslang total, der von Nick Heidfeld hingegen war sogar zu schnell. Mit nur 54 Sekunden blieb er vier Sekunden unter der Mindeststoppzeit und bekam eine Durchfahrtsstrafe verpasst, die ihn von Platz 8 auf 11 zurückwarf. Lucas Di Grassi indes enteilte in der Folge dem Feld, aber gegen Ende des Rennens kam auch er in den kritischen Batteriezustand.

Diese Sorgen hatte der nach 32 von 33 Runden zweitplatzierte Jorome D´Ambrosio (Dragon Racing) nicht, seine Batterie war die am besten gefüllte überhaupt im Feld. Trotzdem warf er das Rennen und ein sicheres Podium mit einem Ausrutscher in die Bande wenige Kurven vor dem Ziel weg.

Neuling überrascht auf Podium

Di Grassi überquerte mit drei Prozent Ladezustand als Erster die Ziellinie, Platz 2 erbte durch den Aussetzer von D´Ambrosio Sam Bird für Virgin Racing, der sogar noch ein Prozent weniger auf der Ladeanzeige stehen hatte. Über ein völlig unerwartetes Podium durfte Formel-E-Neuling Robin Frijns (Team Andretti) aus den Niederlanden jubeln.

Für Di Grassi und sein Team ABT Schaeffler Audi Sport war dies der zweite Sieg in der Formel E, in der Premiensaison gewann man gleich das erste Rennen in Peking.

Di Grassi war zuletzt in Peking Zweiter und übernimmt damit in der Gesamtwertung mit 43 Punkten die Führung vor Buemi, der zwar heute als Zwölfter im Rennen punktlos blieb, aber für die Pole Position drei Bonuspunkte und für die schnellste Runde zwei weitere einsackte. Somit beträgt der Rückstand des Schweizers nur acht Zähler.

Punkte gab es für die beiden deutschen Fahrer ebenfalls, wobei sich Daniel Abt wohl mehr über den Sieg des Teams freuen wird, als über seinen siebten Platz.

Wie auch Nick Heidfeld als Neunter, vergaben er bzw. sein Team die Chance auf eine bessere Ausbeute in der Box, wenngleich aus völlig gegenteiligen Gründen. Die nächste Runde steht erst kurz vor Weihnachten an, am 17. Dezember wird auf der anderen Seite der Weltkugel in Uruguay gefahren, nämlich auf dem Stadtkurs von Punta des Este.

Stimmen der Top 3:

Lucas Di Grassi: Damit konnte nach den ersten Runden niemand rechnen. Aber es geht in der Formel E nicht nur um Performance, sondern auch um Zuverlässigkeit und Teamwork. Wir haben es bei den sehr hohen Temperaturen einfach besser gemacht als die anderen Teams, aber es war extrem schwierig und herausfordernd. Man musste geduldig bleiben und die Temperaturen, die Energie und die Geschwindigkeit kontrollieren, mit Fortdauer des Rennens wurden die Kurven auch immer rutschiger. Wir haben uns seit Peking stark verbessert, in der Qualifikation habe ich einen Fehler gemacht, sonst wäre ein weit besserer Startplatz möglich gewesen.

Sam Bird: Ich muss mir das erst einmal im TV anschauen, um herauszufinden, wie es dazu (Platz 2) kam. Es war unglaubliche Arbeit vom Team notwendig, dass ich überhaupt starten konnte, denn in der Qualifikation hatte ich nicht nur den Ausrutscher in die Mauer, sondern auch einen Batteriedefekt. Aber mit dem Auto bin ich sehr zufrieden, unsere Performance ist für weitere Podiumsplätze gut.

Robin Frijns zum Zweikampf um Platz 3, der mit dem Ausfall von Loic Duval endete: Duval war sehr langsam in Kurve 7, daher habe ich angegriffen und ihn zwischen den Kurven 8 und 9 überholt. Unglücklicherweise bin ich dann in Kurve 9 in die Mauer gekracht, es war ein heftiger Einschlag, ich war selbst überrascht, dass ich weiterfahren und das Rennen beenden konnte. In den letzten drei Runden war ich freilich sehr langsam unterwegs, aber es hat gereicht.

Lucas di Grassi im Steckbrief

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