"Kai Ebel ist sehr bodenständig"

Marvin Kirchhöfer gewann 2013 den Deutschen Formel-3-Cup
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Marvin Kirchhöfer fährt mit ART Grand Prix seine zweite GP3-Saison und gilt als eine der größten deutschen Nachwuchshoffnungen im Motorsport. Im Interview mit SPOX spricht der 21-Jährige über Interviewtraining mit Kai Ebel, die Schwierigkeiten eines Aufstiegs in die Formel 1 und er verrät, warum er trotz allem nicht auf Max Verstappen eifersüchtig ist.

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SPOX: Herr Kirchhöfer, Sie sind mit ART Racing in Ihre zweite GP3-Saison gestartet. Am ersten Rennwochenende in Barcelona lief nicht alles nach Plan. Am Freitag und Samstag fehlte Topspeed, trotzdem konnten Sie im zweiten Rennen einen Sieg feiern. Wie zufrieden sind Sie mit dem Auftakt?

Marvin Kirchhöfer: Der Sieg am Sonntag hat das Wochenende zu etwas Positivem gemacht. Es ging sicherlich nicht optimal los und lief nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Wir hatten leider ein paar technische Probleme am Auto und unsere Performance war nicht optimal. Trotz des Sieges im zweiten Rennen heißt es jetzt für uns weiterzuarbeiten und vor allem die Performance im Qualifying zu verbessern, denn das ist das Wichtigste am ganzen Wochenende. Das ganz große Ziel ist, um den Titel mitzufahren. Aber da muss beim Team und mir alles zusammenpassen und ich brauche definitiv auch ein bisschen Glück. Ich denke, dass es möglich ist.

SPOX: Sie werden häufig mit Sebastian Vettel verglichen. Wie denken Sie darüber?

Kirchhöfer: Zum einen ist es natürlich eine Riesenehre, wenn ich mit einem vierfachen Formel-1-Weltmeister verglichen werde. Zum anderen aber will ich immer ich selbst bleiben, meinen eigenen Weg gehen und meinen eigenen Namen tragen.

SPOX: Der Weg begann schon als Fünfjähriger im Kart. Wie kam es dazu?

Kirchhöfer: Mit vier Jahren hat mir mein Vater ein Quad geschenkt, mit dem ich auf unserem Grundstück frei herumgefahren bin. Da ich aber meistens meine eigenen Wege eingeschlagen habe, wurde es meinen Eltern zu gefährlich. Also sind wir auf eine Kartbahn gegangen, wo meine Eltern eine bessere Übersicht hatten und ich nicht einfach wegfahren konnte (lacht). Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich das als Hobby weiter gemacht habe, bis ich irgendwann die ersten Rennen und Meisterschaften gefahren bin. Das lief so gut, dass 2011 schließlich die Idee kam, in den Formelsport umzusteigen.

SPOX: Die Erfolge stellten sich prompt ein. Gibt es welche, die aus Ihrer Sicht herausstechen?

Kirchhöfer: Das ist sehr schwierig. Die Meisterschaft in der ADAC Formel Masters 2012 in meinem ersten Jahr im Formelsport war sicher besonders bedeutend für mich. Der Sieg in der GP3 letztes Jahr am Hockenheimring bei meinem Heimrennen war aber auch ein extrem großer Erfolg.

SPOX: Sie waren ab ihrem Einstieg in die ADAC Formel Masters im Förderkader der Speed-Academy. Was haben Sie damals gelernt?

Kirchhöfer: Die Speed-Academy war eine super Sache. Dort ging es nicht nur um den finanziellen Support, sondern um alles, was zum Motorsport gehört - angefangen von Ernährung und Fitness bis hin zum Interviewtraining mit Kai Ebel. Das war super. Er ist einer, der sich in dem Gebiet echt auskennt und gut erklärt, wie man Dinge noch besser machen kann. Er ist wirklich eine klasse Person, extrem aufgeschlossen, zuvorkommend, höflich und ein sehr bodenständiger Mensch. Er ist privat so, wie man ihn im Fernsehen erlebt. Wir sehen uns jetzt manchmal bei den Formel-1-Wochenenden und quatschen ein bisschen miteinander.

SPOX: Durften Sie den einen oder anderen Formel-1-Fahrer schon besser kennenlernen?

Kirchhöfer: Mit Nico Hülkenberg habe ich ein bisschen gequatscht, durch die Speed Academy habe ich zudem mit Timo Glock und früher auf der Kartbahn mit Michael Schumacher gesprochen. Aber dann hört es auch schon wieder auf, da die Jungs wirklich sehr stark abgeschottet sind und extrem viel Stress haben, was die meisten Außenstehenden wahrscheinlich gar nicht wissen. Selbst wenn sie nur einmal am Tag fahren, haben sie von früh bis spät Pressetermine auf dem Plan. Da ist wirklich sehr wenig Zeit für Freizeit.

SPOX: Sie hatten schon als Kind einen heftigen Unfall: Überschlag, Bewusstlosigkeit und ein gebrochenes Schulterblatt. Wie sind Sie damit umgegangen?

Kirchhöfer: Das war am ersten Tag der ersten Sommerferien. Für mich war das damals ziemlich blöd, da ich die gesamten Ferien nichts machen konnte (lacht). Außerdem war es natürlich ein böser Schock. Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich mich nicht schwer getan habe, danach weiterzumachen. Sobald ich fit war, bin ich ins Kart gestiegen und gefahren. Bis heute war das mein schwerster Crash.

SPOX: Hatten Sie damals in der Schule eine Sonderstellung?

Kirchhöfer: Es war teilweise schon etwas schwierig, weil ich so oft gefehlt habe. Natürlich gab es auch den einen oder anderen, der das nicht gut fand, aber im Endeffekt habe ich mein Ziel verfolgt und dafür mussten Prioritäten gesetzt werden. Zum Glück hatte ich damals eine super Klassenlehrerin und einen guten Schulleiter. Sie hatten viel Verständnis und räumten mir die nötigen Freiheiten ein, solange die schulischen Leistungen passten. Das war zum Glück der Fall.

SPOX: Durch den Sport hatten Sie wenig Zeit für Partys und Freunde. Gab es dennoch Jugendsünden?

Kirchhöfer: Ich habe mit zehn Jahren auf einem Hof manchmal Fußball gespielt. Irgendwann eliminierte ich dabei eine Glasscheibe. Das war natürlich nicht so gut, denn die Glasscheibe war ziemlich groß und ziemlich teuer. (lacht) Das Taschengeld, was ich damals hatte, habe ich für die Reparatur dazu gegeben. Den Rest musste wohl oder übel mein Vater übernehmen.

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Seite 2: Kirchhöfer über die GP3, Aufstiegschancen, Max Verstappen und die Formel 1

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