Audi gewinnt - Rockenfeller mit schwerem Unfall

SID
Audi holt beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans den Sieg
© Imago

Audi hat das 24-Stunden-Rennen von Le Mans gewonnen. Bei der 79. Auflage des Langstreckenklassikers sicherte das Trio Marcel Fässler/André Lotterer/Benoît Tréluyer den Sieg.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Freudentränen, vor allem aber riesige Erleichterung nach zwei Horror-Unfällen: Der zehnte Sieg von Audi beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans wurde angesichts der schweren Crashs von Titelverteidiger Mike Rockenfeller (Neuwied) und des Schotten Allan McNish fast zur Nebensache.

Da die beiden Piloten die fürchterlichen Unfälle nahezu unverletzt überlebten, kam nach dem Erfolg des R18 TDI bei der 79. Auflage des Langstreckenklassikers auch Freude über den Erfolg auf. Sportchef Wolfgang Ullrich und seine Mitstreiter legten unmittelbar nach dem Zieleinlauf sogar einen ausgelassenen Tanz in der Box hin.

"In 24 Stunden haben wir alle Höhen und Tiefen erlebt", erklärte Ullrich: "Das war eines der besten Rennen, das es je in Le Mans gab und das härteste, bei dem ich je dabei war."

Zehnter Gesamtsieg für Audi

Das Trio Marcel Fässler, André Lotterer und Benoît Tréluyer (Schweiz/Duisburg/Frankreich) hatte letztlich mit 13,8 Sekunden Vorsprung den zehnten Gesamtsieg der Ingolstädter in Frankreich gesichert. Die Ränge zwei bis vier belegte Erzrivale Peugeot. In der ewigen Siegerliste ist Audi damit Zweiter hinter Rekordgewinner Porsche (16 Siege). Auf Platz drei rangiert Ferrari mit neun Titeln.

"Ich hatte das Gefühl, meine Uhr wäre stehen geblieben und das Rennen geht nie zu Ende", sagte Fässler: "Die Unfälle waren ein großer Schock, aber jetzt ist es ein gigantisches Gefühl. Es ist Wahnsinn, was wir erreicht haben." Schlussfahrer Tréluyer war sogar zu Tränen gerührt. "Die Atmosphäre ist großartig. Das war ein Sieg der mannschaftlichen Geschlossenheit", erklärte er: "Aber wir denken natürlich alle auch an Mike Rockenfeller und hoffen, dass er das gut übersteht, was ihm da passiert ist." Der unterlegene Portugiese Pedro Lamy war dagegen frustriert. "Audi hatte einfach das bessere Auto", sagte er: "Sie haben zwei Autos durch Unfälle verloren, aber eines hat ihnen gereicht, um zu gewinnen."

McNish und Rockenfeller mit schweren Unfällen

In einem an Spannung kaum zu überbietenden Rennen war den 270.000 Zuschauern rund um den 13,629 km langen Circuit de la Sarthe bei den Unfällen von McNish und Rockenfeller am Samstag gleich zweimal gehörig der Schock in die Glieder gefahren.

"Es ist ein Wunder, früher wäre da niemand lebend ausgestiegen", sagte der ehemalige Formel-1-Pilot, DTM-Champion und Le-Mans-Sieger Hans-Joachim Stuck und ergänzte: "Kohlefaser sei Dank". Auch Jean Todt, Präsident des Automobil-Weltverbandes FIA, war gleichermaßen geschockt und erleichtert: "Wir sind sehr froh, dass die Sicherheit der Fahrzeuge so gut ist".

Unfall mit mehr als 300km/h

Um 22.41 Uhr, rund sieben Stunden nachdem McNish in die Reifenstapel gekracht war und die Teile seines Autos Streckenposten und Fotografen nur knapp verfehlt hatten, versetzte Rockenfeller die Motorsport-Fans in einen Schockzustand. Bei der Anfahrt zur Indianapolis-Kurve kollidierte Rocky mit dem Ferrari des Italieners Robert Kauffman, der die Lichtsignale des heranfliegenden Rockenfeller offensichtlich übersehen hatte und unplanmäßig die Spur wechselte.

Das Video vom McNish-Crash in Le Mans

Mit mehr als 300 km/h krachte Vorjahressieger Rockenfeller anschließend in die seitliche Streckenbegrenzung, sein R18 zerschellte in tausend Teile und wurde bis auf das Monocoque komplett zerstört. An gleicher Stelle hatte sich 1999 auch der Brite Peter Dumbreck mit seinem Mercedes CLR spektakulär überschlagen.

DTM-Start von Rockenfeller fraglich

Wie zuvor McNish konnte auch Rockenfeller aus eigener Kraft aus dem Wrack steigen. Der 27-Jährige wurde zunächst im Medical-Center behandelt und anschließend für weitere Untersuchungen nach Le Mans ins Krankenhaus gebracht. Wie Audi am Sonntagmorgen mitteilte, befand sich Rockenfeller, der noch in der Nacht von seinen Eltern im Krankenhaus besucht wurde, gegen Rennende bereits auf dem Weg der Besserung. Sein Start beim vierten Lauf zur Deutschen Tourenwagen Meisterschaft am Sonntag (19. Juni) auf dem Eurospeedway in der Lausitz ist allerdings fraglich.

Der Schotte McNish hatte bereits 50 Minuten nach Rennstart für die erste Schrecksekunde gesorgt: Beim Versuch, seinen in Führung liegenden Teamkollegen Timo Bernhard (Dittweiler) zu überholen, fuhr der zweimalige Le-Mans-Sieger in den Ferrari des Franzosen Anthony Beltoise, sein R18 TDI schoss durch das Kiesbett und überschlug sich.

"Das war ein ordentlicher Einschlag. Plötzlich haben alle zu schreien angefangen", sagte der französische Audi-Pilot Romain Dumas.

Ein Wunder, dass niemand zu Schaden kam

Dabei wäre McNishs Audi beinahe über die Reifenstapel geflogen, hinter dem zahlreiche Streckenposten und Fotografen standen. Wie durch ein Wunder kam es zu keinen Personenschäden. Der 41-Jährige klagte lediglich über leichte Rückenschmerzen und ein geschwollenes Knie.

"Ich danke den Audi-Designern. Sie haben dieses Auto gebaut und offensichtlich einen sehr guten Job gemacht", sagte McNish: "Glücklicherweise sind die Personen am Streckenrand unverletzt geblieben."

Alles zum Motorsport

 

 

Artikel und Videos zum Thema