Gottschalk/Al-Attiyah feiern ersten Dakar-Triumph

SID
Timo Gottschalk (l.) und Nasser Al-Attiyah haben die Rallye Dakar gewonnen
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Bereits zum dritten Mal haben der Berliner Timo Gottschalk und sein Pilot Nasser Al-Attiyah die Rallye Dakar gewonnen. Für VW war es der dritte Gesamtsieg.

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Die letzten Meter durfte Timo Gottschalk sogar selber fahren: Als der Berliner Beifahrer den blauen VW Touareg am Sonntag in der ehrwürdigen Open-Air-Arena Opera Pampa in Buenos Aires auf das Siegerpodest der Dakar-Rallye steuerte, saß sein Chauffeur Nasser Al-Attiyah mit einer großen Katar-Flagge in der Hand auf dem Dach, das ebenfalls mit einer Fahne seiner Heimat drapiert war.

Danach nahmen sie unter dem Jubel der Zuschauer und des ganzen VW-Teams die Trophäen für ihren ersten Dakar-Sieg in Empfang. Für die Wolfsburger war es der dritte Erfolg in Serie beim Rallye-Klassiker in Argentinien und Chile.

"Für mich ist ein Traum wahr geworden"

"Für mich ist ein Traum wahr geworden", sagte der 36 Jahre alte Gottschalk. Die ersten Momente als Dakar-Sieger hatten er und Al-Attiyah schon nach der letzten Etappe am Samstag erlebt, und das ganz unterschiedlich. Zunächst waren sie noch unmittelbar nach der Zieldurchfahrt mit VW-Motorsportdirektor Kris Nissen aufs Dach ihres Autos geklettert.

Als Al-Attiyah dann kurz darauf mit Tränen in den Augen schon umringt von zahlreichen Kamerateams und Fotografen erste Interviews gab, stand Gottschalk ganz allein an der Beifahrerseite und schrieb in Gedanken versunken eine SMS an seine Freundin Ine.

"Das ist meine Art. Ich bin nicht so ein Typ, der den Medienrummel braucht. Ich halte mich da gerne außen vor", sagte Gottschalk: "Es ist im Motorsport ohnehin so, dass eh der Fahrer mehr gefragt ist und im Mittelpunkt steht. Das ist aber okay." Gottschalk ist nach Andy Schulz (zuletzt 2003) und VW-Kollege Dirk von Zitzewitz (2009) der dritte deutsche Beifahrer innerhalb von neun Jahren, der den Rallye-Klassiker gewinnt.

Al-Attiyah dagegen sorgte durch seinen Sieg in seiner Heimat nach dem Zuschlag für die Fußball-WM erneut für einen Ausnahmezustand. Der Emir von Katar, Hamad bin Khalifa Al-Thani, rief seinen Cousin Al-Attiyah schon auf dem Weg ins Biwak der letzten Etappe an und versprach eine große Überraschung für die Rückkehr des ersten Dakar-Siegers aus der arabischen Welt. "Dieser Sieg bedeutet viel für mein Land. Der Emir hat mir gesagt, ich hätte Katar auf die Weltkarte gebracht", sagte der 40-Jährige.

Olympiasieg ist das Ziel

Für den Dakar-Pokal hatte er noch einen von zwei Ehrenplätzen in seinem Trophäenschrank freigehalten. Der zweite ist reserviert für eine Olympische Goldmedaille, die der Weltklasse-Tontaubenschütze jetzt gerne 2012 in London bei seiner insgesamt fünften Teilnahme gewinnen würde. 2004 in Athen hatte er Platz vier belegt.

VW bleibt seit dem Wechsel der Rallye von Afrika nach Südamerika vor zwei Jahren ungeschlagen und feierte wie im Vorjahr einen Dreifachsieg. Die beiden Siegerteams der Jahre 2009 und 2010, der Südafrikaner Giniel de Villiers und von Zitzewitz (Karlshof) sowie Carlos Sainz/Lucas Cruz (Spanien) machten auf den Plätzen zwei und drei das reine VW-Podium perfekt.

Ob es 2012 einen weiteren VW-Start geben wird oder man vielleicht in die Rallye-WM wechselt, wird der Konzern in den nächsten Wochen entscheiden. Ob der Nissen dann noch dabei sein wird, ebenfalls. Der Konzern und der Däne wollen nach dessen Rückkehr nach Deutschland zu Beginn der Rallye öffentlich aufgekommene Vorwürfe gegen den früheren Rennfahrer prüfen und gemeinsam bewerten.

De Villiers/von Zitzewitz hatten nach mehr als 9618 Kilometern und rund 5000 Wertungskilometern einen Rückstand von 49:41 Minuten. Vorjahressieger Sainz, der am Donnerstag durch einen Aufhängungsbruch mehr als eine Stunde und damit alle Siegchancen eingebüßt hatte, lag am Ende 1:20:38 Stunden zurück.

"Härteste Dakar, an der wie je teilgenommen haben"

"Das war die härteste Dakar, an der wie je teilgenommen haben, für die Fahrer, Beifahrer und die Fahrzeuge. Von außen betrachtet könnte man sagen, hier fahren nur VW-Autos und ein BMW. Das ist aber nicht der Fall. Am Start waren sieben BMW, ein Mini, zwei Hummer, mehrere Mitsubishi und Nissan sowie vier VW", sagte Nissen nach einer fast perfekten Vorstellung seiner Mannschaft.

Insgesamt 12 der 13 Tagessiege gingen an die Wolfsburger. Sieben davon an Sainz, der auf der Schlussetappe am Samstag von Cordoba nach Buenos Aires 38 Sekunden vor Al-Attiyah/Gottschalk lag, die insgesamt viermal Tagesschnellste waren. Einmal waren de Villiers/von Zitzewitz vorn, und nur einmal Dakar-Rekordgewinner Stephane Peterhansel (Frankreich) im BMW X3 des X-raid-Teams aus dem hessischen Trebur.

Der siebenmalige deutsche Rallye-Meister Matthias Kahle (Köln) fuhr mit Beifahrer Thomas Schünemann (Hamburg) in einem Buggy auf einen hervorragenden zehnten Platz und war mit Abstand das beste zweiradgetriebene Auto. Die Motorradwertung gewann zum dritten Mal nach 2006 und 2009 der Spanier Marc Coma. Der KTM-Pilot setzte sich mit 15:04 Minuten Vorsprung gegen Markenkollege und Vorjahressieger Cyril Despres aus Frankreich durch.

Coma feiert dritten Gesamtsieg