Johnson, Montoya und der große Knall

Von © Motorsport-Total.com
Dieser Massencrash sorgte kurz vor Rennende für eine Unterbrechung
© Getty

Ein überlegener Jimmie Johnson gewann in Fontana vor Jeff Gordon und Juan Pablo Montoya, woran auch eine späte Massenkarambolage nichts ändern konnte.

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Nichts Neues in Kalifornien: Das Pepsi 500 auf dem Auto Club Speedway von Fontana geriet einmal mehr zu einem waschechten Jimmie-Johnson-Festspiel. Der Lokalmatador gewann in der Nacht von Sonntag auf Montag auf dem mächtigen Zwei-Meilenoval in der Nähe von Los Angeles nach 2007 und 2008 das dritte Herbstrennen in Folge und übernahm mit seinem fünften Saisonsieg gleichzeitig auch die Sprint-Cup-Tabellenführung.

Johnson hat sechs Chase-Rennen vor dem Ende nun zwölf Punkte Vorsprung auf seinen Hendrick-Teamkollegen Mark Martin, der in Fontana Vierter wurde. Auf Rang zwei folgte ein immer besser in Schwung kommender Jeff Gordon in einem weiteren Hendrick-Chevrolet vor Juan Pablo Montoya (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet; 3.), der damit im NASCAR-Chase 2009 bislang immer unter den Top 5 ins Ziel kam.

Johnsons Sieg geriet am Ende durch einige Gelbphasen samt Restarts noch einmal in Gefahr. Die gipfelten darin, dass das Pepsi 500 in Runde 245 - nach einer heftigen Massenkarambolage ohne Verletzte - sogar für knapp 20 Minuten unterbrochen werden musste. So kam es zu einem finalen Zielsprint über drei Umläufe, in denen der amtierende NASCAR-Champion aber nicht zu schlagen war.

Eigene Johnson-Liga

Vor allem in der ersten Rennhälfte brachte sich die Johnson-Crew bei einigen suboptimalen Boxenstopps selbst in kleinere Probleme, die den superschnellen Lokalmatadoren aber nicht weit genug zurückwarfen, um ihn komplett aus der Spitzengruppe zu nehmen. Profiteur dieser Widrigkeiten war zu diesem Zeitpunkt Montoya, der satte 79 der ersten 125 Runden in Front lag.

Doch mit zunehmender Renndauer wurde klar, dass Johnson "in einer eigenen Liga fuhr", wie es Jeff Gordon anschließend formulierte. "Wir haben hart gekämpft und hatten gute Restarts, aber für Jimmie hat es einfach nicht gereicht", schilderte der Zweitplatzierte, der kurz vor der Massenkarambolage sogar kurzzeitig einmal die Führung übernehmen konnte.

Ähnlich wie der Gordon-Chevy kam auch das Auto von NASCAR-Oldie Mark Martin erst am Ende so richtig in Schwung, weshalb Teambesitzer Rick Hendrick tatsächlich drei seiner vier Fahrzeuge unter die besten Vier brachte. Einziger Ausfall im NASCAR-Dream-Team war einmal mehr Superstar Dale Earnhardt Jr., der zu den Opfern des Big One zählte.

Stewart im Glück - Hamlin mit Anfängerfehler

Fontana sah auch ein echtes Glückskind: Tony Stewart, der sich vor einer Woche mit seinem Kansas-Sieg im Playoff-Geschehen zurückmeldete, wurde in der Boxengasse geblitzt und verlor nach der folgenden Durchfahrtsstrafe eine ganze Runde. Das warf "Smoke" bis auf Platz 30 zurück. Aber durch einen Wave-Around und vier neue Reifen in zwei kurz aufeinanderfolgenden Gelbphasen arbeitete sich der Stewart/Haas-Teambesitzer wieder nach vorne.

Am Ende setzte seine Crew noch einen schnellen Stopp um, den Rest erledigte der zweifache NASCAR-Champion auf der Strecke: Der Kunden-Chevrolet aus dem Hause Hendrick fuhr im Finale noch bis auf Rang fünf nach vorne. Stewarts lapidarer Kommentar nach einem für ihn ereignisreichen Rennen: "Das war ein ganz hartes Stück Arbeit."

Pech hatte hingegen Denny Hamlin: Der Polesetter schien sich in der Spitzengruppe festbeißen zu können, doch in Runde 188 unterlief ihm ein folgenschweres Missgeschick. Bei einem Restart schob Jimmie Johnson den direkt vor ihm fahrenden Montoya auf der Innenbahn mächtig an. Hamlin lag zu diesem Zeitpunkt außen in Front, versuchte die Kombination Montoya/Johnson zu blocken, zog nach innen - und landete prompt in der Mauer.

Viele Chaser im Pech

Der Joe-Gibbs-Pilot war danach untröstlich: "Ich habe einen unglaublichen Anfängerfehler gemacht, denn ich dachte, dass ich noch vor der '42' liegen würde", lautete der Erklärungsversuch Hamlins, dessen Toyota Camry nur als 37. gewertet wurde. In der Gesamtwertung fiel er von Rang sechs auf neun zurück.

Überhaupt zeigte sich Fontana für einige Playoff-Kandidaten als Stolperstein: Kasey Kahne (Petty-Dodge; 34.) wurde nach einer Kollision mit Kurt Busch (Penske-Dodge; 8.) unschuldig aus dem Rennen genommen und nahm auf dem Weg in die Wiese noch den Roush-Ford von Greg Biffle (20.) mit. Brian Vickers kam einmal mehr nie mit dem Handling seines Red-Bull-Toyotas zurecht und landete abgeschlagen auf Position 29.

Carl Edwards - wieder ohne Krücken - hingegen zeigte als Sechster einen Aufwärtstrend, und landete einen Rang vor seinem Roush-Teamkollegen David Ragan, der damit erst zum zweiten Mal in dieser Saison in die Top 10 fahren konnte. Die Plätze neun bis elf gingen an das Childress-Trio Clint Bowyer, Kevin Harvick und Casey Mears.

Es folgen noch zwei Johnson-Spezialstrecken

Doch der klare Fontana-Dominator hieß Jimmie Johnson, der sich stolze 126 Führungsrunden gutschreiben lassen konnte, was ihm zusätzliche zehn Punkte einbrachte. Zum ersten Mal in der Chase-Saison 2009 übernahm der Kalifornier also die Tabellenführung - 2008 gab er sie danach nie wieder ab.

Aus Sicht der Konkurrenz stehen die Zeichen auch in diesem Jahr schlecht, denn es folgen nun mit Charlotte und Martinsville zwei weitere absolute Spezialstrecken des Kaliforniers. Doch eines ist ebenfalls klar: Bevor der Talladega-Thriller am 1. November nicht überstanden ist, kann keinerlei Aussage über die Titelentscheidung gemacht werden.

Montoya muss endlich einmal gewinnen

Oder anders formuliert: Natürlich besitzen Mark Martin (12 Punkte hinter Johnson), Juan Pablo Montoya (-58), Tony Stewart (-84) und auch Jeff Gordon (-105) noch alle Chancen.

Im Fall Montoya gilt das Gleiche wie bereits in den Wochen zuvor: Will der Kolumbianer wirklich ein Wort im Titelgeschäft mitsprechen, dann muss ein Sieg her. Doch angesichts der bärenstarken Hendrick-Armada ist dies nun wirklich kein leichtes Unterfangen.