Schwerer Rückschlag für Montoya

Von © Motorsport-Total.com
Jimmie Johnson bejubelte den Sieg zusammen mit seiner Frau Chandra
© Getty

Jimmie Johnson gewann in Charlotte sein drittes Chase-Rennen 2009 und profitierte doppelt, weil Mark Martin und Juan Pablo Montoya Riesenpech hatten.

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Pünktlich zur Halbzeit im NASCAR-Chase 2009 stellt sich eigentlich nur eine große Frage: Wer soll Jimmie Johnson seinen vierten Titel in Folge noch streitig machen können? Zum dritten Mal in den ersten fünf Playoff-Rennen sah der blaue Hendrick-Chevrolet mit der Startnummer 48 in Charlotte als Erster die Zielflagge und baute seinen Vorsprung in der Gesamtwertung damit deutlich aus.

Das lag vor allem auch daran, dass Mark Martin und Juan Pablo Montoya - Johnsons härteste Verfolger - beide großes Pech hatten und nur die Plätze 17 und 35 belegten. Für Montoya, der insgesamt vier Runden Rückstand aufgebrummt bekam, war es das schlechteste Saisonergebnis zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt.

Reifenpoker bei kalter Witterung

Bei sehr kühlen Temperaturen von knapp über 10 Grad Celsius spielte die Reifenstrategie auf dem Lowe's Motor Speedway eine wesentliche Rolle. Denn zum einen bot es sich an, wiederholt auf nur zwei neue Reifen zu setzen, was die Reihenfolge an der Spitze konstant durcheinander würfelte. Auf der anderen Seite gerieten viele Restarts zu einem Vabanque-Spiel, weil durchdrehende Räder an der Tagesordnung waren.

So wurde einem superstarken Johnson in einem sehenswerten Charlotte-Finale nichts geschenkt, denn auch Matt Kenseth (Roush-Ford) und Kasey Kahne (Petty-Dodge) präsentierten sich absolut auf der Höhe des Geschehens. Jeff Gordon wiederum befand sich beim letzten Service-Stopp unter den Pokerspielern, und brachte seinen in Silber gehaltenen Hendrick-Chevy auf diese Weise in Schlagdistanz zur Spitze.

Jeff Gordon mit vollem Risiko

Es entwickelte sich ein Vierkampf, der in den letzten 40 Runden insgesamt vier kitzlige Restarts sah. Dreimal hintereinander ließ sich der Führende Johnson nicht aus dem Konzept bringen, doch im vierten Anlauf gelang es Jeff Gordon, sich zuerst neben, und kurz darauf sogar vor seinen Hendrick-Teamkollegen zu setzen.

Aber keine zwei Runden später folgte der unwiderstehliche Johnson-Konter, dem Jeff Gordon nichts mehr entgegenzusetzen hatte. Im Gegenteil: Er wurde in der Folge auch noch von Kahne (2.) und Kenseth (3.) kassiert und hatte in den Schlussrunden alle Hände voll zu tun, Joey Logano (Gibbs-Toyota; 5.) und Clint Bowyer (Childress-Chevrolet; 6.) hinter sich zu halten.

"Ich wusste, dass ich irgendwann für meine zwei neuen Reifen bezahlen würde", lautete das Gordon-Fazit, der die Entscheidung seiner Crew jedoch für gut befand. "Wir haben es wenigstens versucht." Doch alles Risiko nutzte nichts, denn 92 Führungsrunden verdeutlichten auch in Charlotte die Überlegenheit seines Teamkollegen Johnson.

Riesenpech für Montoya und Mark Martin

Umso mehr, weil zwei seiner Hauptkonkurrenten im Titelkampf 2009 erstmals strauchelten. Es geschah in Runde 125: Bis zu diesem Zeitpunkt fuhren Mark Martin und Juan Pablo Montoya munter an der Spitze mit, als Kyle Busch (Gibbs-Toyota) mit einem Dreher Gelbphase Nummer vier auslöste. Martin und Montoya setzten an der Box auf eine konservative Reifenstrategie und verloren ein paar Positionen.

Beim folgenden Restart kam es auf der Innenbahn durch das Phänomen der durchdrehenden Räder zu einem Stau. In der entstehenden Kettenreaktion schob Martin den direkt vor ihm fahrenden Montoya auf Clint Bowyers Chevrolet. Die Folge war ein kaputter rechter hinterer Kotflügel am Auto des Kolumbianers und ein leichter Frontschaden bei Mark Martin.

Nun ging alles blitzschnell: Montoya wurde binnen weniger Runden bis auf Rang 30 durchgereicht. Wenig später drehte sich der unfahrbar gewordene Earnhardt/Ganassi-Chevrolet sogar und ging an die Box. Die EGR-Crew ersetzte den defekten Kotflügel, der sich kurz danach jedoch wieder löste und eine weitere Gelbphase auslöste.

Viele Chaser mit Durchhänger

Damit war das Charlotte-Rennen für Montoya natürlich gelaufen, am Ende humpelte der EGR-Chevy mit vier Runden Rückstand als 35. ins Ziel. Mark Martin erwischte es nicht ganz so schlimm: Der 50-jährige NASCAR-Oldie landete auf Position 17. Doch in der Gesamtwertung hatte dies bittere Konsequenzen, denn Martin (2.) liegt nun schon 90 Punkte hinter Johnson, Montoya (-195) rutschte von Rang drei auf sechs ab.

Überhaupt erwies sich das Bank of America 500 als ein wahres Fiasko für einige Playoff-Kandidaten. Denny Hamlin (Gibbs-Toyota; 42.) und Carl Edwards (Roush-Ford; 39.) mussten ihre Fahrzeuge jeweils mit einem Motorschaden abstellen, Brian Vickers (Red-Bull-Toyota) war als 34. erneut ohne jede Chance.

Greg Biffle (Roush-Ford) wurde 22 Runden vor dem Ende unschuldig in einen Dreher verwickelt und rettete sich als 16. ins Ziel, während das unauffällige Stewart/Haas-Duo Tony Stewart (13.) und Ryan Newman (11.) nicht in die Top 10 fahren konnte. Das gelang Kurt Busch im besten Penske-Dodge als Zehnter nur knapp.

Dreimal Hendrick in den Top 3

Der Umkehrschluss lautet: Nur drei von 12 Playoff-Kandidaten überlebten das superschnelle 1,5 Meilenoval in North Carolina ohne größere Verluste, allen voran natürlich Sieger Jimmie Johnson. Jeff Gordon ist seit Samstagnacht neuer Gesamtdritter hinter Mark Martin, weshalb nun drei Hendrick-Chevrolets die Tabellenspitze bilden - ein deutliches Zeichen der Dominanz des NASCAR-Dreamteams.

Doch der unangefochtene Chase-Dominator der Saison 2009 trägt einmal mehr die Startnummer 48, der am kommenden Wochenende in Martinsville erneut auf eine seiner absoluten Spezialstrecken kommt. In fünf der letzten sechs Martinsville-Rennen hieß der Sieger Jimmie Johnson.

Der Sprint-Cup-Konkurrenz darf also getrost angst und bange werden, was ein kleines Rechenbeispiel verdeutlichen kann: Selbst wenn Mark Martin in Martinsville mit der maximalen Punktezahl gewinnt, reicht Johnson schon ein 19. Platz, um seine Gesamtführung zu behalten.

Rennen 4: Johnson, Montoya und der große Knall