Goldene Signale nach Rio

SID
Cindy Roleder dominierte über 200 m Hürden
© getty

Gold für Kugelstoß-Titelverteidigerin Christina Schwanitz und Hürdensprinterin Cindy Roleder, Bronze für das Sprint-Küken Gina Lückenkemper, aber nur Blech für den Speerwurf-Jahresweltbesten Thomas Röhler: Freud und Leid lagen im Lager der deutschen Leichtathleten am zweiten Tag der EM in Amsterdam eng beieinander.

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Nur knapp zwei Stunden nach dem erneuten EM-Triumph der Weltmeisterin Schwanitz ("Der Olympiasieg ist jetzt realistisch") mit ausgezeichneten 20,17 m sorgte Vizeweltmeisterin Roleder zum Abschluss für den nächsten Höhepunkt. In glänzenden 12,62 Sekunden sprintete die Leipzigerin zu ihrem ersten Titel.

"Es war ein fantastischer Lauf, ich habe mich sehr gut gefühlt. Mein Start war zwar nicht perfekt, aber ich hatte ein sehr gutes Finish", sagte Roleder: "Ich habe davon geträumt, dass die deutsche Hymne einmal nur für mich gespielt wird."

Lückenkemper: Habe von Medaille geträumt

Nur wenige Minuten zuvor hatte Lückenkemper im 200-m-Finale ihre erste internationale Medaille gewonnen. Die 19-Jährige aus Dortmund sprintete in 22,74 Sekunden auf Platz drei und jubelte: "Was bei mir in der letzten Zeit abgegangen ist, war megakrass. Ich habe davon geträumt, hier eine Medaille zu gewinnen. Das ist supergeil", sagte die Frohnatur in der ARD.

Während Lückenkemper und Roleder ihre Triumphe noch ausgelassen feierten, war Röhler nur wenige Meter entfernt dem Verzweifeln nahe. Mit für ihn indiskutablen 80,78 m musste sich der haushohe Favorit mit Rang fünf begnügen. Der 24-Jährige aus Jena lag damit mehr als zehn Meter hinter seiner Saison-Bestmarke von 91,28 m. Gold ging mit 86,66 m an den Letten Zigismunds Sirmais.

Schwanitz, die nach einer langwierigen Knieverletzung erst seit acht Wochen wieder richtig im Training ist und zuletzt über Probleme an der rechten Schulter klagte, machte gleich im ersten Versuch deutlich, wer die Chefin im Ring ist. Die 30-Jährige aus Thum stieß die Kugel gleich auf die europäische Jahresbestmarke von 20,17 m und hätte danach den Wettkampf beenden können. "Ich bin noch etwas geschockt. Nach dem ersten Stoß war die Luft dann raus", sagte Deutschlands Sportlerin des Jahres 2015, die nun in Rio auch ganz oben auf dem Treppchen stehen will.

Großes hat auch Röhler in Rio vor, vielleicht war Amsterdam der richtige Warnschuss für den Studenten. Dabei lag das erste deutsche Speerwurf-Gold bei einer EM seit Klaus Tafelmeier 1986 in Stuttgart eigentlich für ihn bereit, doch der fünfmalige deutsche Meister erlebte einen gebrauchten Tag. Bereits nach den 79,33 m im ersten Versuch verfinsterte sich seine Miene, sie sollte sich nicht mehr aufhellen.

Reus sorgt für Enttäuschung

Für eine weitere Enttäuschung sorgte Julian Reus. Der neue 100-m-Rekordhalter (10,03) verpasste im Halbfinale als Dritter in 10,22 Sekunden den Einzug in den Endlauf, den der Niederländer Churandy Martina (10,07) gewann.

"In einer Tausendstel-Entscheidung raus zu sein, ist natürlich scheiße", sagte der Wattenscheider. Mehr als Platz fünf mit 1,93 m hatte sich wohl auch Hochsprung-Meisterin Marie-Laurence Jungfleisch (Stuttgart) erhofft. Gold ging mit 1,98 m zum dritten Mal in Serie an die Spanierin Ruth Beitia.

In den Vorkämpfen des Tages machte Speerwurf-Weltmeisterin Katharina Molitor mit einem Wurf die Qualifikation für das Finale am Samstag alles klar. Souverän meisterte auch Dreisprung-Hoffnung Max Heß die erste Aufgabe. Mit 16,93 m sprang der Mitfavorit aus Chemnitz direkt ins Finale am Samstag.

Zittern musste Diskuswerfer Christoph Harting (Berlin). Der jüngere Bruder von Olympiasieger und Titelverteidiger Robert Harting überbot in der Qualifikation auf dem Museumsplein inmitten der Stadt erst im dritten Versuch mit 65,09 m die für den Endkampf geforderte Weite (64 m).

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