Eugene weist Vorwürfe zurück

SID
Vin Lananna (l.) wehrt sich ausdrücklich gegen Vorwürfe der Lobbyarbeit
© getty

Die Vergabe der Leichtathletik-WM 2021 an Eugene wird jetzt auch ein Fall für staatliche Ermittler. Und angeblich könnte auch IAAF-Präsident Sebastian Coe ins Visier der Fahnder geraten.

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Der skandalumwitterte Leichtathletik-Weltverband IAAF kommt nicht zur Ruhe, erstmals gerät nun auch eine WM-Vergabe ins Visier der Justiz. Wie am Mittwochabend bekannt wurde, hat die französische Staatsanwaltschaft wegen des umstrittenen Zuschlags an die US-Stadt Eugene eine Voruntersuchung eingeleitet.

In letzter Konsequenz könnte sogar eine Neuvergabe der Titelkämpfe 2021 drohen. Auf SID-Anfrage hatte die IAAF zuletzt erklärt, dass sie bei einem Beweis für ungebührliches Verhalten von Präsident Sebastian Coe die Entscheidung vom IAAF-Council noch einmal überprüfen lassen wolle. Zunächst soll durch die Vorermittlungen allerdings auch geklärt werden, ob die französische Justiz überhaupt zuständig ist.

"Haben den Prozess nicht gemacht"

Der WM-Gastgeber wies unmittelbar nach den durch die BBC bekannt gewordenen und Anfang Dezember aufgenommenen Ermittlungen alle Vorwürfe zurück. "Wir sind zu 100 Prozent davon überzeugt, dass nichts passiert ist, was außerhalb der Regeln der IAAF lag", sagte Vin Lananna, Präsident des Organisationskomitees: "Man kann über jede Art von Vergabeprozess frustriert sein, aber wir haben den Prozess nicht gemacht. Wir haben unsere Bewerbung vorgestellt. Es war Sache des IAAF-Councils, diese zu akzeptieren."

Mitte April war Eugene völlig überraschend und ohne Bewerbungsverfahren die WM 2021 zugesprochen worden, obwohl auch Göteborg Interesse gezeigt hatte. Die IAAF und auch Coe hatten seitdem immer wieder betont, dies sei eine "einzigartige Möglichkeit" gewesen, die Leichtathletik im großen US-Markt zu positionieren.

Coe springt Eugene zur Seite

"Wir haben bereits zuvor Städte ohne Bewerbungsverfahren ausgesucht", sagte Coe im Interview mit BBC Radio 4: "Es gab kein Bewerbungsverfahren. Eugene ist vom US-Verband vorgeschlagen worden, nicht von der IAAF. Mein Council hat entschieden, dass es für die Zukunft die beste Möglichkeit ist, die WM in die USA zu vergeben."

Eugene ist Gründungsort des Sportartikel-Herstellers Nike und liegt nur unweit vom derzeitigen Hauptsitz entfernt. Wenige Monate zuvor hatte die IAAF allerdings noch ganz anders entschieden. Bei der Vergabe der WM 2019 hatte Doha im November 2014 den Vorzug vor Eugene erhalten.

Diack wirft Fragen auf

Allerdings ist auch Lanannas Rolle undurchsichtig. Die BBC hatte berichtet, dass er in den Wochen vor der Entscheidung für Eugene den damaligen IAAF-Präsidenten Lamine Diack besucht habe. Der Senegalese, gegen den in Frankreich bereits ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Korruption und Geldwäsche läuft, soll zunächst gegen eine frühzeitige Vergabe gewesen sein. Im April änderte er dann seine Meinung und brachte die WM-Vergabe im IAAF-Council zur Abstimmung.

Doch auch für Coe persönlich sind die neuen Entwicklungen ein Rückschlag, denn auch seine Rolle könnte auf den Prüfstand kommen. Seit Ende November sieht sich der Brite Lobbyismusvorwürfen für Eugene ausgesetzt, die der zweimalige Olympiasieger allerdings vehement bestreitet.

Coe war jahrelang Marken-Botschafter für Nike, hat inzwischen nach öffentlichem Druck diesen Posten niedergelegt. An der Abstimmung über die WM 2021 nahm Coe allerdings teil - und stimmte dem Vernehmen nach für die US-Stadt.

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