Der Größte aller Zeiten

Von Thorben Rybarczik
Usain Bolt kann über seine Konkurrenz nur lachen
© getty

Mit der elften Goldmedaille bei einer WM untermauert Usain Bolt seinen Legendenstatus. Die USA besiegt sich derweil selbst, während Rico Freimuth überglücklich ist - mit seiner Bronzemedaille. Auch Marie-Laurence Jungfleisch überzeugt, doch ihre Konkurrenz ist zu stark. Und: Ein neuer Weltrekord im Zehnkampf.

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Eine Legende wird im Duden so umschrieben: "Person oder Sache, die so bekannt geworden ist, einen solchen Status erreicht hat, dass sich bereits zahlreiche Legenden um sie gebildet haben." Spätestens seit dem heutigen Gold-Triple hat Usain Bolt Legendenstatus erreicht. Er holte mit der jamaikanischen Staffel seine elfte persönliche WM-Medaille bei einer WM - das hat vor ihm noch niemand geschafft. Egal, in welchen Disziplinen. Zur Erinnerung: Bolt ist erst 29, also noch nicht über seinem Zenit. Keine guten Nachrichten für die Konkurrenz also.

Apropos Konkurrenz: Diese war für Marie-Laurence Jungfleisch einfach zu stark. Obwohl sie im Hochsprung-Finale eine persönliche Bestleistung aufstellte (1,99 Meter), blieb ihr nur der sechste Platz. Einen Grund, traurig zu sein, hatte sie aber nicht: "Auch darüber freue ich mich natürlich sehr", so die 24-Jährige.

Der Tag zum Nachlesen

Grund zur Freude hatte auch Rico Freimuth, der sich beim Zehnkampf über Bronze freuen durfte. Diese Leistung wurde allerdings vom Amerikaner Ashton Eaton überschattet - im positiven Sinne. Denn dieser holte nicht nur Gold, sondern egalisierte auch seinen eigenen Weltrekord. Für einen solchen reichte es bei Mo Farah nicht, was ihm aber egal sein dürfte. Denn der Brite stellte einen anderen Rekord auf - im langsamsten Finale aller Zeiten.

Morgen erwartet uns zum Abschluss der WM eine deutsches Quartett um Christina Obergföll im Speerwurf-Finale, während Eike Onnen die deutsche Flagge im Hochsprung vertritt (beides im LIVETICKER). Es wäre doch gelacht, wenn da keine Medaille bei herausspringt.

Die Entscheidungen des Tages

50 km Gehen: Das Warten hat ein Ende! Die Slowakei darf endlich über ihren ersten WM-Titel jubeln. Dafür können sie sich bei Matej Toth bedanken, der über 50 km Gehen am schnellsten war (3:40:32 Stunden). Silber ging an den Australier Jared Talent (3:42:17), Bronze an Takayuki Tani aus Japan (3:42:55).

Hochsprung Frauen: Wenn man trotz einer neuen persönlichen Bestleistung nur Sechste wird, dann muss man sich nicht grämen. Das weiß auch Marie-Laurence Jungfleisch, die in einem hochklassigen Finale die 1,99 Meter übersprang und trotzdem kaum eine Chance auf eine Medaille hatte. Die Konkurrenz war an diesem Tag einfach zu stark - gleich drei Athletinnen durften sich an den 2,03 Meter versuchen. Am Ende holte Maria Kuchina (Russland) Gold, Silber ging an die Kroatin Blanka Vlasic. Ebenfalls aufs Treppchen schaffte es Anna Chicherova (Russland).

800 m Frauen: Nachdem sie im letzten Jahr schon die Europameisterschaft dominiert hatte, wurde Marina Arsamassova auch mit der weltweiten Konkurrenz fertig. Sie durfte sich dank einer Zeit von 1:58,03 Minuten die Goldmedaille um den Hals hängen, während sich die Kanadierin Melissa Binshop (1:58,12) über Silber freute. Etwas enttäuscht wirkte die Kenianerin Eunice Sum (1:58,18), die als große Favoritin galt.

5000 m Männer: Mo Farah ist der Double-König. Zum dritten Mal in Folge gewann er bei einer WM über 5.000 sowie über 8.000 m - das hat vor ihm noch niemand geschafft. Seine Konkurrenten hatten auf der letzten Gerade mal wieder überhaupt nichts zu melden. Hinter dem Briten (13:50,38 Minuten) kamen Caleb Ndiku aus Kenia (13:51,75) und der Äthiopier Hagos Gebrhiwet (13:51,86) ins Ziel. Es war übrigens der langsamste Lauf der WM-Geschichte.

Diskuswerfen Männer: Wenn schon Robert Harting nicht am Start ist, dann wollte zumindest Brüderchen Christoph Harting die Familienehre retten. Das gelang ihm aber nur bedingt - er hatte mit den Medaillenentscheidungen nichts zu tun. Gold holte der Topfavorit Piotr Malachowski aus Polen (67,40 Meter) vor dem Überraschungszweiten Philip Milanov (66,90 Meter). Bronze ging an Robert Urbanek (65,18) aus Polen.

Zehnkampf Männer: Auch einen neuen Weltrekord gab es zu bestaunen - bei den Zehnkämpfern. Der Amerikaner Ashton Eaton schleppte sich bei der finalen Disziplin über 1.500 Meter ins Ziel und verbesserte den Rekord auf 9045 Punkte. Die Silbermedaille ging, wie erwartet, an Damian Warner aus Kanada (8695), dahinter landete ein überglücklicher Rico Freimuth (8561).

4 x 100 m Staffel Frauen: Jamaika hier, Jamaika da - auch die Frauen dominierten beim Sprinten ihre Konkurrenz. In einer Zeit von 41,07 Sekunden (zweitbeste Zeit aller Zeiten) landeten sie vor den USA (41,68) und Trinidad und Tobago (42,03). Die deutschen Läuferinnen landeten auf Platz fünf.

4 x 100 m Staffel Männer: Usain Bolt schraubte weiter fleißig an seinem Legendenstatus. Erneut holte er sich das Gold-Triple - konnte sich dafür aber auch bei der Konkurrenz bedanken. Die USA befand sich in aussichtsreicher Position, ehe die letzte Übergabe von Gay auf Rodgers völlig in die Hose ging. Am Ende wurden die Amerikaner gar disqualifiziert. Bolt war es herzlich egal und trommelte sich fleißig auf die breite Brust. Auch die Gastgeber durften jubeln, die chinesische Staffel holte überraschend Silber (38,01) vor Kanada (38,13). Deutschland wurde Vierter (38,15).

Mann des Tages: Mo Farah

"Ich habe mich ein bisschen müde gefühlt, aber ich bin nie in Panik geraten. Es ist unglaublich, wieder das Double zu gewinnen", sagte der Brite, der zuvor mit weit ausgebreiteten Armen und aufgerissenen Augen zu seinem historischen Triple-Double in Peking gerannt war. Dass das Rennen quasi auf den Superstar zugeschnitten war, interessierte auch nicht mehr: Es war das langsamste Event aller Zeiten über 5.000 Meter bei einer WM. Farah sagte danke und musste erst am Ende beschleunigen. Er dürfte hinterher in etwa so erschöpft gewesen sein wie ein Normalbürger nach einem Nickerchen.

Frau des Tages: Blanka Vlasic

Man kann von ihr halten, was man will. Ihre überhebliche Art, die Theatralik nach jedem Sprung, die unnötigen Tänzchen nach einem Erfolg oder das Tränenbad nach einer Niederlage - die Kroatin polarisiert seit jeher. Eines muss man ihr aber lassen: Nach einer komplizierten Knöcheloperation und der verpassten Olympiade 2012 sowie der WM 2013 so stark zurückzukommen, ist mehr als beeindruckend.

Sprüche des Tages

"Da die Funktionäre keinen Brocken zusammenhängendes Englisch sprechen, ist das total in die Hose gegangen." (Christoph Harting zu seinem umstrittenen ungültigen Versuch)

"Wahnsinn, einfach Wahnsinn!" (Rico Freimuth nach dem Gewinn seiner Bronzemedaille)

"Wenn ich ohne Medaille aus meiner Karriere rausgegangen wäre, hätte ich mich nicht gehasst, aber auch nicht richtig gemocht." (Nochmal Rico Freimuth)

Zahlen des Tages

3,73 Meter Differenz beträgt die Bestleistung von Robert Harting gegenüber der von Bruder Christoph.

Der Russe Ilya Shkurenev hätte im Zehnkampf-Finale über 1.500 Meter 16 Sekunden schneller als Rico Freimuth sein müssen, um diesem noch die Bronzemedaille wegzunehmen. Am Ende wurden es nur 12,07 Sekunden.

1993 gab Jesus Angel Garcia sein Debüt bei einer Leichtathletik-WM. 2015 ist der 45-jährige Spanier bereits zum 12. Mal in Folge dabei - Rekord.

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