DLV nominiert Gold-Quartett für Peking

SID
Robert Harting darf über seine Teilnahme selbst entscheiden
© getty

Das Weltmeister-Quartett von Moskau soll auch zwei Jahre später in Peking deutsche Leichtathletik-Festtage feiern: Mit den Topstars Robert Harting, David Storl, Raphael Holzdeppe und Christina Obergföll an der Spitze eines 66-köpfigen Aufgebots geht der DLV bei der WM in Chinas Hauptstadt (22. bis 30. August) auf Medaillenjagd. Ob Diskus-Riese Harting elf Monate nach seinem Kreuzbandriss wirklich im Ring stehen wird, bleibt aber bis zum letzten Moment offen.

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"Mit Robert ist abgestimmt, dass er als erfahrener Athlet in den nächsten Tagen eigenständig entscheidet, ob er bei der WM an den Start geht", sagte DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen. Harting, der nach seiner Verletzung noch keinen Wettkampf bestritten hat, ist in Peking als Titelverteidiger automatisch startberechtigt.

Damit ist der große Familien-Ausflug der Hartings weiter im Bereich des Möglichen: Während Freundin Julia Fischer und Bruder Christoph - beide wurden am Wochenende in Nürnberg deutsche Diskus-Meister - auf jeden Fall im Vogelnest werfen werden, könnte Robert eine Punktlandung hinlegen: Nach einem Testwettkampf will der dreimalige Weltmeister am 11. August seine Entscheidung bekannt geben - genau zwei Wochen vor dem WM-Finale.

Auch ohne Harting würde der DLV in Peking eine schlagkräftige Mannschaft ins Rennen schicken, die Messlatte liegt nach dem Traumergebnis von 2013 mit sieben Medaillen, davon vier in Gold, allerdings hoch. "Wir haben ein leistungsstarkes Team nominiert. Die internationale Wettbewerbssituation hat sich aber seit der WM in Moskau weiter verschärft", sagte DLV-Chefcoach Idriss Gonschinska.

Threepeat für Storl?

Die größten Gold-Hoffnungen sind Storl (Leipzig), der als zweiter Kugelstoßer nach dem Schweizer Werner Günthor (1987, 1991, 1993) zum dritten Mal in Folge Weltmeister werden kann, sowie Kugel-Europameisterin Christina Schwanitz (Thum), die in der Jahresweltbestenliste unangefochten vorne liegt. Stab-Titelverteidiger Holzdeppe (Zweibrücken) sprang zwar in Nürnberg mit 5,94 m so hoch wie noch nie, muss sich aber mit Frankreichs Weltrekordler Renaud Lavillenie auseinandersetzen. Speerwurf-Queen Obergföll will nach ihrer Babypause zumindest "bei den Medaillen ein Wort mitreden".

"Aus jungen und arrivierten Athleten" setze sich das Peking-Team zusammen, sagt Gonschinska. Ältester Athlet ist Sprinter Alexander Kosenkow (Wattenscheid) mit 38 Jahren, Nesthäkchen die 18 Jahre alte Sprinterin Gina Lückenkemper (Soest). Auffällig ist aber, dass in einstigen deutschen Domänen Lücken klaffen.

Kein deutscher Langsprinter

So startet über 400 m kein deutscher Langsprinter - eine Distanz, auf der DDR-Läufer Thomas Schönlebe 1987 mit Europarekord Weltmeister wurde, Ingo Schultz 2002 Europameister. Im Dreisprung der Männer, wo Charles Friedek 1999 WM-Gold holte, ist der DLV ebenso wenig vertreten wie im Hammerwurf, den Heinz Weis 1997 und Karsten Kobs 1999 gewannen. Bei den Frauen sind von acht flachen Laufstrecken nur zwei besetzt: Die 100 m unter anderem mit Ex-Europameisterin Verena Sailer (Mannheim) sowie die 800 m mit Aufsteigerin Fabienne Kohlmann (Karlstadt/Gambach/Lohr).

Die heiße WM-Phase startet in der kommenden Woche: Der erste Teil des Mannschaft fliegt am 12. August ins Trainingslager auf die südkoreanische Insel Jeju, wo sich die DLV-Athleten bereits vor der WM 2011 in Daegu den Feinschliff holten - und Harting sowie Storl danach Gold.

Das Aufgebot

Männer (35):

100 m: Julian Reus (Wattenscheid), Sven Knipphals (Wolfsburg), 200 m: Reus, Robin Erewa (Wattenscheid), 4x100 m: Reus, Knipphals, Lucas Jakubczyk (Berlin), Robert Hering (Leipzig), Alexander Kosenkow (Wattenscheid), Aleixo Platini Menga (Leverkusen), 800 m: Robin Schembera (Leverkusen), 5000 m Richard Ringer (Friedrichshafen), 10.000 m: Arne Gabius (Hamburg), 110 m Hürden: Gregor Traber (Stuttgart), Matthias Bühler (Offenburg), Alexander John (Leipzig), 20 km Gehen: Christopher Linke (Potsdam), Nils Brembach (Potsdam), Hagen Pohle (Potsdam), 50 km Gehen: Carl Dohmann (Baden-Baden), Hochsprung: Eike Onnen (Hannover), Mateusz Przybylko (Leverkusen), Stabhochsprung: Raphael Holzdeppe (Zweibrücken), Tobias Scherbarth (Leverkusen), Carlo Paech (Leverkusen),Weitsprung: Fabian Heinle (Tübingen), Alyn Camara (Leverkusen), Kugelstoßen: David Storl (Leipzig), Diskuswurf: Robert Harting(Berlin), Christoph Harting (Berlin), Martin Wierig (Magdeburg), Speerwurf: Thomas Röhler (Jena), Johannes Vetter (Saarbrücken), Andreas Hofmann (Mannheim), Lars Hamannn (Dresden), Zehnkampf: Kai Kazmirek (Rhein/Wied), Michael Schrader (Dreieich), Rico Freimuth (Halle)

Frauen (31):

100 m: Verena Sailer (Mannheim), Rebekka Haase (Thum), Gina Lückenkemper (Soest), 4x100 m: Sailer, Haase, Lückenkemper, Yasmin Kwadwo (Mannheim), Alexandra Burghardt (Mannheim), Anna-Lena Freese (Brinkum), 800 m: Fabienne Kohlmmann (Karlstadt/Gambach/Lohr), Christina Hering (München), 100 m Hürden: Cindy Roleder (Leipzig), 3000 m Hindernis: Gesa Felicitas Krause (Frankfurt), Hochsprung: Marie-Laurence Jungfleisch (Tübingen), Stabhochsprung: Silke Spiegelburg (Leverkusen), Lisa Ryzih (Luwigshafen), Martina Strutz (Schwerin), Weitsprung: Lena Malkus (Münster), Sosthene Moguenara (Wattenscheid), Malaika Mihambo (Kurpfalz),Dreisprung: Kristin Gierisch (Chemnitz), Kugelstoß: Christina Schwanitz (Erzgebirge), Diskuswurf: Julia Fischer (Berlin), Nadine Müller (Leipzig), Shanice Craft (Mannheim), Hammerwurf: Betty Heidler (Frankfurt), Kathrin Klaas (Frankfurt),Speerwurf: Christina Obergföll (Offenburg), Katharina Molitor (Leverkusen), Linda Stahl (Leverkusen), Christin Hussong (Zweibrücken), Siebenkampf: Carolin Schäfer (Friedrichstein), Claudia Rath (Frankfurt), Jennifer Oeser (Leverkusen)

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