Rehm darf Meistertitel behalten

SID
Markus Rehm darf sich nun endlich offiziell Deutscher Meister nennen
© getty

Paralympics-Sieger Markus Rehm bleibt deutscher Weitsprung-Meister, doch eine Wiederholung seines Überraschungscoups bei den Nichtbehinderten im kommenden Jahr ist vorerst ausgeschlossen.

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Mehr als drei Monate nach Rehms Weltrekordsprung von 8,24 m in Ulm entschied der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) im Streit um die Vergleichbarkeit der Leistungen Rehms mit denen seiner Konkurrenten für den 26-Jährigen aus Leverkusen.

"Ich freue mich über die Nachricht", sagte Rehm dem Sport-Informations-Dienst (SID). Als Begründung für die Entscheidung hatte der DLV am Montagmittag erklärt, ein Vorteil durch seine Prothese sei zwar wahrscheinlich, aber nicht zweifelsfrei beweisbar.

"Nach Prüfung aller vorliegenden Unterlagen und einigen ausführlichen Expertengesprächen deutet vieles darauf hin, dass die von Ihnen ausgeführten Sprünge nicht vergleichbar sind mit dem Weitsprung anderer Spitzenathleten", hieß es in der schriftlichen Urteilsbegründung des DLV-Vizepräsidenten Frank Hamm an Rehm: "Die in Ulm durchgeführten Messungen indizieren stark, dass ein solcher Vorteil gegeben ist. Allerdings lässt dieser sich nicht mit absoluter Sicherheit aus den bisherigen Ergebnissen ableiten, und insofern ist in der Frage zu Ihren Gunsten zu entscheiden."

Öffentliche Diskussion über Protese

Bei der DM in Ulm hatte Rehm mit knappem Vorsprung vor dem mittlerweile zurückgetretenen Ex-Europameister Christian Reif (8,20) gewonnen. Anschließend hatte es eine öffentliche Diskussion über mögliche Vorteile des Athleten von Bayer Leverkusen gegeben. Für die EM der Nichtbehinderten in Zürich hatte der DLV Rehm trotz seines Titels nicht nominiert. Dort hätte seine Weite für Silber gereicht.

Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), erklärte dazu gegenüber Sky Sports News HD: "Für eine EM-Nominierung hätte Rehm den Nachweis erbringen müssen, dass er keinen Vorteil hat. Dies hat er aber nicht getan. Im Fall der DM hätten wir ihm zweifelsfrei nachweisen müssen, dass er einen Vorteil hatte. Diesen Nachweis haben wir nicht erbracht."

Rechtssicherheit für alle Athleten

Um solche Diskussionen in Zukunft nicht mehr aufkommen zu lassen, beschloss der DLV gleichzeitig eine neue Regel, nach der Behinderte und Nichtbehinderte zwar zusammen in einem Wettkampf starten können, jedoch getrennt gewertet werden müssen. "Die Regelung wurde getroffen, um in der kommenden Saison Athleten mit und ohne Behinderung Rechtssicherheit zu verschaffen und den gemeinsamen Sport zu gewährleisten", hieß es in der Mitteilung.

"Solange noch keine Klarheit herrscht, finde ich es völlig in Ordnung. Ich möchte nicht gewinnen, wenn ich einen Vorteil habe", betonte Rehm: "Es wäre toll, wenn ich weiter bei den Wettbewerben mitmachen könnte." Die Regel soll ab 1. Januar gelten, bis entweder sichergestellt sei, dass die Nutzung technischer Hilfsmittel wie Prothesen keinen Vorteil bringe, oder auf internationaler Ebene klare Regelungen getroffen würden.

Nerius: "Logische Konsequenz"

"Grundsätzlich ist das erst einmal ein logische Konsequenz, solange die Untersuchungen nicht abgeschlossen sind", sagte Rehms Trainerin und Ex-Speerwurf-Weltmeisterin Steffi Nerius dem SID: "Die Untersuchungen sollten jetzt aber forciert werden. Es wird Zeit, dass man sich mal zusammensetzt. Es ist zum Beispiel ja noch nicht geklärt, wer die Untersuchungen bezahlt."

Schon direkt nach der DM hatte Rehm erklärt, bei einem möglichen Vorteil seinen Meistertitel zurückgeben zu wollen. "Wenn mir ein Vorteil nachgewiesen wird, lass' ich mich aus allen Listen streichen und gebe die Medaille zurück. Ich will keinen Sieg haben, den ich nicht verdiene", hatte er erklärt.

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