Prokop setzt auf Weltverband

SID
Clemens Prokop sieht den DLV nicht für die Problematik verantwortlich
© getty

Nach der Diskussion um den unterschenkelamputierten Weitspringer Markus Rehm fordert der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) Aufklärung durch den Weltverband IAAF. DLV-Präsident Clemens Prokop kündigte in einem Gespräch mit "Spiegel Online" an, dass man beim Weltverband einen offiziellen Antrag einreichen werde, der zur Klarstellung von Artikel 144 sorgen soll.

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In den Internationalen-Wettkampfregularien heißt es unter Regel 144, Absatz 2c, dass "der Gebrauch von Technologien oder Geräten, die dem Nutzer einen Vorteil gewähren, den er bei regelgerechter Ausrüstung nicht hätte", nicht erlaubt ist. Der Begriff "Vorteil" sei aber schwer zu fassen, sagte Prokop.

Er widersprach zudem Vorwürfen, dass der DLV im Fall Rehm zu lange mit einem Gutachten gezögert habe. Man habe eine Lösung durch den Weltverband erwartet, eine nationale Regelung wäre nicht genug gewesen, sagte Prokop: "Im Laufe 2013 wurde klar, dass sich der Weltsport diesem Problem nicht stellt."

Laut Prokop habe der DLV daraufhin intern diskutiert, einen Antrag beim Weltverband IAAF zu stellen, dies aber nach Rücksprache mit der IAAF verworfen. Prokop will nun spätestens im nächsten Jahr eine klare Entscheidung. "Die Zielvorgabe ist kommende Saison", sagte Prokop, fünf Jahre könne das nicht mehr warten.

Keine schnelle Lösung

"Die IAAF wird sich nur mit dem Thema befassen, wenn der DLV einen Antrag einreicht. Die nächste Möglichkeit, bei der über einen solchen Antrag abgestimmt werden könnte, ist beim Kongress im August 2015, vorher wird keine Entscheidung gefällt", sagte der ehemalige DLV-Präsident und IAAF-Councilmitglied Helmut Digel der "TZ".

"Selbst bei einem Antrag gehe ich davon aus, dass die IAAF das gleiche Urteil fällt, wie bei Oscar Pistorius. Der Fall Rehm bietet keinen Neuigkeitswert, er ist absolut gleichzusetzen mit dem Fall von Pistorius. Die IAAF hatte sich gegen seinen Start entschieden, letztendlich aber das CAS-Urteil akzeptiert", so Digel weiter.

Allerdings sprach er sich gegen einen Start von Rehm bei den Nicht-Behinderten aus: "Die Konfiguration des Sprunges bei Markus Rehm und beispielsweise Christian Reif ist total unterschiedlich. Es finden also zwei Wettkämpfe in einem statt, deswegen macht ein Start von Markus Rehm bei offiziellen Wettkämpfen keinen Sinn."

Vorteil oder nicht?

Rehm, Paralympics-Sieger von 2012, hatte am vergangenen Wochenende in Ulm Leichtathletik-Geschichte geschrieben und als erster Springer mit Handicap den deutschen Meistertitel bei den Nicht-Behinderten gewonnen und dabei seinen paralympischen Weltrekord um 29 Zentimeter auf 8,24 m gesteigert.

Damit überbot er die vom DLV geforderte EM-Norm von 8,05 m deutlich. Dennoch wurde er nicht für die EM in Zürich (12. bis 17. August) nominiert.

Rehm springt mit seiner Karbon-Prothese am rechten Bein ab. Das hat in der Leichtathletik-Szene für eine hitzige Debatte darüber gesorgt, ob er dadurch einen unerlaubten Vorteil gegenüber den anderen Springern hat. Biomechaniker hatten während der deutschen Meisterschaften Daten erhoben, um diese Frage zu klären.

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