Bolts Leidenszeit endet in Glasgow

SID
Wieder da: Usain Bolt (r.) will an alte Glanzzeiten anknüpfen
© getty

Nach elf Monaten ohne Wettkampf kehrt Usain Bolt auf die Bahn zurück. Der Staffel-Einsatz bei den Mittwoch beginnenden Commonwealth-Spielen ist für den schnellsten Mann der Welt der erste Schritt zur WM 2015.

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Die Ewigkeit trägt für Usain Bolt drei Ziffern. Nicht jene 9,58 seines Jahrhundertweltrekords über 100 m, vielmehr ist der schnellste Mann der Welt am Mittwoch genau 320 Tage ohne Wettkampf.

Eine schier unerträglich lange Zeit für einen mit derart vielen Hummeln im Hintern wie "Thunder Bolt". Seine Leidenszeit soll bei den Commonwealth-Spielen ab Mittwoch in Glasgow ihr Ende finden.

Mit vier dürren Worten meldete sich Bolt in dieser Woche via Twitter zu Wort: "Mein Renn-Kalender steht jetzt", teilte der 27-Jährige mit.

Dieser sieht vor: In der schottischen Metropole feiert der sechsmalige Olympiasieger nach hartnäckigen Fußproblemen sein Comeback, geht am 1. und 2. August mit Jamaikas Staffel an den Start - auf die nationale Ausscheidung für die Einzelrennen hatte Bolt wegen Trainingsrückstands noch verzichtet.

"Brauchte die Zeit unbedingt"

"Ich will niemandem den Startplatz wegnehmen, der sich für einen Einzelstart qualifiziert hat", sagte Bolt: "Aber wenn mich die Coaches als Verstärkung sehen, stehe ich für die Staffel zur Verfügung."

Der großmäulige Bolt ist kleinmütig geworden, die lange Pause hat Spuren hinterlassen. Am 6. September 2013 hatte er sich in Brüssel aus der Saison verabschiedet, müde und abgeschlagen wirkte er. Als Bolt im Frühjahr wieder durchstarten wollte, streikte der Körper - Bolt verpasste Wettkampf um Wettkampf.

Während die Europa-Saison lief, hockte Bolt bei den NBA-Finals, drehte Werbespots, fieberte mit den deutschen Fußball-Weltmeistern - doch die sportliche Tatenlosigkeit ging ihm gewaltig gegen den Strich. "Ich wusste aber, dass ich mir unbedingt die Zeit nehmen muss, um komplett fit zu werden", sagte Bolt.

Gatlin trumpft auf

Währenddessen liefen andere in den Vordergrund, vor allem der Athen-Olympiasieger Justin Gatlin (USA). Der 32-Jährige, mehrmals überführter Dopingsünder, ist 2014 ungeschlagen, legte in Serie Zeiten hin, wie man es nur von Bolt gewohnt war.

Seine 9,80 Sekunden über 100 m und 19,68 Sekunden sind auch für den Weltrekordler in Topform eine Herausforderung.

Der Jamaikaner wird nach den Commonwealth-Spielen im August noch dreimal über 100 m antreten: An der Copacabana in Rio (17.) sowie bei den Meetings in Warschau (23.) und Zürich (28.). Ein direktes Duell mit Gatlin wird es nicht geben - der große Showdown steigt erst bei der WM 2015 in Peking.

Der Aufgalopp in Glasgow soll für Bolt der erste Schritt dorthin sein. Nicht nur wegen des Superstars sind die Leichtathletik-Wettbewerbe der unbestrittene Höhepunkt der Commonwealth-Spiele. In einem Übergangsjahr ohne WM und Olympia haben viele Top-Athleten ihren Saisonhöhepunkt nach Glasgow verlegt.

Ziel: WM-Titel und Olympia-Gold

Die Briten fiebern vor allem dem Auftritt von Volksheld Mo Farah entgegen, der angeschlagene Doppel-Olympiasieger musste aber am Sonntag auf seinen Start über zwei Meilen beim Meeting in London verzichten.

"Der Plan ist, in Glasgow 5000 und 10.000 m zu laufen. Ich habe aber viele Trainingstage verpasst. Wir müssen schauen, ob es geht", sagte Farah.

Im Gegensatz zu Farah, der in diesem Jahr zwischen Marathon, Bahn und schließlich Lazarett pendelte, hörte Bolt auf seinen Körper und gönnte sich die nötige Auszeit - schließlich wird die ultimative Sprintmaschine noch für große Ziele gebraucht.

"Ich habe drei harte Jahre vor mir, will 2015 und 2017 meine WM-Titel verteidigen, 2016 wieder Olympia-Gold holen", sagte Bolt. Sein Plan hatte einst vorgesehen, dass nach den Spielen in Rio Schluss sein soll, jetzt soll die WM in London das große Finale bilden - das 2014 verlorene Jahr hängt Bolt nun eben hinten an.

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