"Bei Vorteil gebe ich Medaille zurück"

SID
Markus Rehm holte den deutschen Meistertitel - und eine Debatte war eröffnet
© getty

Prothesen-Weitspringer Markus Rehm will nach seiner Nicht-Nominierung für die EM in Zürich weitere Messungen durchführen lassen und unter Umständen seinen am vergangenen Wochenende in Ulm gewonnenen deutschen Meistertitel zurückgeben.

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"Wenn mir ein Vorteil nachgewiesen wird, lass' ich mich aus allen Listen streichen und gebe die Medaille zurück. Ich will keinen Sieg haben, den ich nicht verdiene", sagte der 24-jährige Rehm am Donnerstag im Trainingslager in Kienbaum.

Der Leverkusener möchte mit zusätzlicher Aufklärung einen seiner Meinung nach weitverbreiteten Irrglauben verhindern.

"Wenn in den Köpfen drinbleibt, dass es nur an den Prothesen liegt, ist das ein falsches Bild", meinte Rehm. Es sei allerdings "einfach frech" so zu denken, weil extrem viel Training hinter den Leistungen der Athleten mit Prothesen stecke.

Für den Paralympics-Sieger von 2012 sind die Analysen, auf die sich auch der Deutsche Leichtathletik-Verband bei seiner Nicht-Nominierung von Rehm stützte, längst noch nicht abgeschlossen.

Rehm klagt nicht

"Nur die Hälfte der Messungen sind gemacht worden. Es werden noch weitere stattfinden, ich werde das vorantreiben", kündigte Rehm an und hofft auf eine faire Lösung für den olympischen und paralympischen Sport.

Auf juristische Schritte wegen seiner Nicht-Berücksichtigung für die EM will er allerdings verzichten. Rehm: "Ich werde nicht klagen, um keine Unruhe reinzubringen. Mit mir wurde bei den deutschen Meisterschaften sehr fair umgegangen, das möchte ich zurückgeben."

Der unterschenkelamputierte Rehm hatte in Ulm Geschichte geschrieben und als erster Springer mit Handicap den deutschen Meistertitel bei den Nicht-Behinderten "unter Vorbehalt" gewonnen.

Im Vorfeld der Nominierung hatte es um seine Teilnahme kontroverse Diskussionen gegeben. Nach "SID"-Informationen soll Rehm den Titel aber behalten dürfen.

Nerius kritisiert Nicht-Berücksichtigung

Indes hat Speerwurf-Weltmeisterin Steffi Nerius, Trainerin von Rehm, den Verband indes für die Nicht-Nominierung ihres Schützlings kritisiert.

"Ich finde es schade, dass Markus dafür bestraft wird, dass der DLV es vor einem dreiviertel Jahr nicht geschafft hat, die Untersuchungen einzuleiten", sagte Nerius zu "Sky Sport News HD": "Letztendlich muss Markus darunter leiden, dass er bei den Europameisterschaften nicht springen darf, weil es der Deutsche Leichtathletik-Verband versäumt hat."

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