Auftakt der Diamond League

SID
Raphael Holzdeppe übt Kritik am mangelnden Interesse
© getty

Mit dem Start der Diamond League beginnt die Saison der Leichtathleten erst richtig - doch kaum einer bekommt es mit. Die Kritik an der Vermarktung der Sportart wächst.

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Sprint-Superstar Usain Bolt liegt lieber zu Hause gemütlich auf seiner Couch und Diskus-Riese Robert Harting feilt in Wiesbaden an seiner Form: Wenn die Leichtathleten am Freitag in der Wüste von Doha in das Millionen-Rennen der lukrativen Diamond League starten, fehlen die ganz großen Namen der Szene. Und in Deutschland bleiben die Bildschirme wieder einmal schwarz.

"Klar ist es schwer, wieder wie früher ins öffentlich-rechtliche Fernsehen zu kommen", beklagt sich Stabhochsprung-Weltmeister Raphael Holzdeppe über mangelndes Interesse der TV-Anstalten: "Aber wenigstens die Spartensender sollten sich dafür interessieren. Ich wiederhole mich gern: Die Leichtathletik ist eine attraktive Sportart."

Doch die bittere Erkenntnis lautet: Selbst für "Eurosport" und "Sport1" ist die Diamond League, immerhin das Premiumprodukt des Weltverbandes IAAF mit 14 Meetings und einem Preisgeld in Höhe von insgesamt acht Millionen Dollar (rund 5,74 Millionen Euro), offenbar nicht interessant genug. Live-Bilder bekommen die deutschen Fans wie in den vergangenen beiden Jahren jedenfalls nicht zu sehen.

Trendsportarten immer beliebter

Zu langatmig, kein Spektakel, kaum Typen und verstärkte Konkurrenz durch aufkommende Trendsportarten: Die Leichtathletik hat in den vergangenen Jahren in Deutschland immer mehr an Bedeutung verloren und erreicht nur noch bei den Großveranstaltungen wie Olympia, Welt- oder Europameisterschaften die breite Masse. Unter den Athleten wächst die Unzufriedenheit über die verstaubte Vermarktung der olympischen Kernsportart.

"Wenn man selbst als Leichtathlet vor dem Fernseher sitzt und nach einer halben Stunde abschaltet, weil es keinen Spaß macht - wie soll dann jemand begeistert sein, der diesen Sport selbst nicht betreibt", sagte Holzdeppe, der am Samstag in Athen in die Saison einsteigt, weil seine Disziplin in Katar nicht im Programm ist, dem kicker: "Das ganze Konzept muss an die Moderne angepasst werden."

Doch mit Innovationen tut sich die IAAF traditionell schwer. Die Leichtathletik hat es verpasst, zuletzt auf die veränderten Konsumwünsche der Zuschauer zu reagieren. Den greisen IAAF-Präsidenten Lamine Diack scheinen die Sorgen nicht zu interessieren. Der umstrittene Funktionär sieht keinen Grund für Reformen und erwartet in diesem Jahr ein "großes Spektakel".

DLV einen Schritt weiter

In der Spitze des DLV ist man einen Schritt weiter. "Eine Crux der Leichtathletik ist, dass die Vielzahl der Disziplinen hohe Anforderungen an die Zuschauer stellt", sagt DLV-Präsident Clemens Prokop. Der DLV verfolgte mit Wohlwollen das von Harting mitorganisierte Hallen-ISTAF im März, als den durchaus zufriedenen Fans eine Mischung aus Show und Sport präsentiert wurde.

In diesem Jahr wird bei den deutschen Meisterschaften in Ulm das Kugelstoßen mit Weltmeister David Storl erstmals nicht im Stadion ausgetragen, sondern vor dem Münster - mitten in der Stadt.

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