Harting zum dritten Mal Diskus-Weltmeister

SID
Robert Harting hat bei der WM in Moskau seinen dritten Titel in Folge geholt
© getty

Diskus-Olympiasieger Robert Harting hat bei der Leichtathletik-WM in Moskau seinen dritten Titel in Serie gewonnen.

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Robert Harting kostete den goldenen Moment voll aus. Das Luschniki-Stadion kochte erstmals bei dieser WM, die Zuschauer warteten auf den berühmten Jubel des Diskus-Hünen - doch der Serien-Weltmeister ließ alle zappeln. Nach kurzem Zögern zerriss der 28 Jahre alte Koloss sein Trikot schließlich - wie zuletzt schon bei Olympia in London sowie den Titelkämpfen in Daegu und Berlin. Die Welle rollte durch die Arena, ein Blitzlichtgewitter ließ den alten und neuen "King im Ring" erstrahlen.

Trotz einer schmerzhaften Rückenblessur machte Harting mit seiner Siegerweite von 69,11 m das WM-Triple perfekt. "Ich hatte es erst mit Biegen und Brechen probiert, das geht aber meistens nicht gut. Das ist Hochleistungssport, Verschleiß ist jeden Tag da", sagte er am ZDF-Mikrofon: "Das Adrenalin hat aber geholfen. Ich werde mich jetzt erstmal auf die Physiobank legen, mal schauen ob die mich aushält."

Malachowski holt Silber

Silber holte Hartings Dauerrivale Piotr Malachowski aus Polen mit 68,36 m, Dritter wurde Peking-Olympiasieger Gerd Kanter aus Estland (65,19 m). Martin Wierig aus Magdeburg fehlten letztlich 17 Zentimeter zur Medaille, 65,02 m reichten nur zum undankbaren vierten Platz. Hartings kleiner Bruder Christoph, der in der Qualifikation scheiterte, war der erste Gratulant. Die beiden Brüder umarmten sich innig, auf der Tribüne hatte Hartings Freundin Julia Fischer Tränen der Rührung in den Augen.

"Big Harting", der zuletzt bei der EM 2010 ein großes Finale nicht gewonnen hat, erzielte seine Siegesweite unter Schmerzen im vierten Versuch und schrie danach seine Freude ins weite Rund: "Ja, Baby! Jaaa!" Malachowski, der sich in dieser Saison auf sensationelle 71,84 m gesteigert hatte, kam in der fünften Runde noch einmal gefährlich heran, abfangen konnte er seinen deutschen Erzrivalen aber nicht mehr. Anschließend machte sich der "Sportler des Jahres 2012" mit der Deutschland-Fahne auf die verdiente Siegerehrung und holte sich von Fischer noch einen langen Sieger-Kuss ab.

Auf Riedels Spuren

Hartings Triumph bescherte dem deutschen Leichtathletik-Verband nach dem überraschenden Titelgewinn von Stabhochspringer Raphael Holzdeppe (Zweibrücken) das zweite Gold in Russland. Der 2,01-Meter-Koloss jagt damit zudem weiter den WM-Rekord von Lars Riedel, der zwischen 1991 und 1997 vier Titel in Serie gewann und 2001 sein fünftes Gold nachlegte. Am Ende stand das gleiche Podium wie in Berlin 2009.

Dabei durfte sich der Europameister nach dem dritten Versuch nicht von seinem Arzt behandeln lassen, wie sein Trainer Werner Goldmann berichtete. Trotz der Schmerzen verbesserte er sich im vierten Versuch auf 69,11 m - die siebtbeste Weite seiner Karriere. "Nach den Schmerzen hätte ich nicht mehr gedacht, dass er noch einmal so auftrumpfen könnte. Eine tolle Leistung", sagte Goldmann.

Sieben PS im Wurfarm

Zudem durfte Harting in Moskau gar nicht mit seinem eigenen Diskus werfen. Seine zwei Kilogramm schwere Lieblingsscheibe schaffte es nicht durch die technische Abnahme. "Mein Diskus muss zugucken :((", hatte er vor dem Finale getwittert. Zudem beklagte Harting, dass sich nach seinem Olympia-Coup kleine Fehler in den komplizierten Bewegungsablauf eingeschlichen hätten. Doch gemeinsam mit seinem Trainer arbeitete der Sportsoldat - wie immer in den vergangenen Jahren - noch einmal in Kienbaum intensiv an der Form und holte sich den letzten Schliff.

Harting konnte sich außerdem auf seinen "Arm der Vergeltung" verlassen. Mit dem erreiche der Hobby-Maler eine Kraft von "sieben PS. Den Wert haben Biomechaniker ermittelt", sagte er vor den Titelkämpfen. Dem hatten seine Konkurrenten einfach nichts entgegenzusetzen. Freundin Julia jubelte auf der Tribüne mit.

Schon in der Qualifikation hatte der alte und neue Weltmeister den besten Eindruck hinterlassen. Mit nur einem einzigen Wurf auf 66,62 m war er ins große Finale eingezogen und sparte so wichtige Kräfte. Das hat sich am Ende ausgezahlt. Harting ist und bleibt der "King im Ring".

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