Lebenslange Sperre für Ex-Weltmeister Mullings

SID
Steve Mullings (r.) gewann bei der WM in Berlin mit der jamaikanischen Staffel die Goldmedaille
© Getty

Jamaika will nicht weiter die Insel mit den milden Strafen für Doper sein. Nach vielen Kurzzeit-Sperren für Sprinter wurde erstmals ein Weltklasseathlet hart bestraft: Lebenslange Sperre für Steve Mullings, zusammen mit Usain Bolt Staffel-Weltmeister 2009 in Berlin.
 

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Als erster Weltklassesprinter Jamaikas hat Usain Bolts Staffelkamerad Steve Mullings eine drastische Dopingstrafe erhalten. Der 28-Jährige, der 2009 in Berlin mit Superstar Bolt WM-Gold über 4x100 m gewonnen hatte und vor drei Monaten nach seinen 9,80 Sekunden über 100 m als Medaillenkandidat bei der WM im südkoreanischen Daegu galt, wurde als Wiederholungstäter lebenslang gesperrt.

Bisher traf der Dopingbann auf der Insel entweder nur weniger bekannte Athleten - oder die Stars wurden nur kurzzeitig gesperrt. Olympiasiegerin Shelly-Ann Fraser (24) machte glaubhaft, dass ihr positiver Test auf ein in Shanghai erhaltenes Zahnschmerzmittel zurückzuführen war.

100-m-Weltmeister Yohan Blake, der am 16. September in 19,26 Sekunden fast den 200-m-Weltrekord von Bolt (19,19) gebrochen hätte, hatte 2009 eine Drei-Monats-Sperre erhalten. Der verbotene Wirkstoff Tuaminoheptan soll in einem Nahrungsergänzungsmittel enthalten gewesen sein, dessen Hersteller dies nicht genügend kenntlich gemacht habe.

Mullings: Zweites Vergehen nach 2004

Keine Gnade gab es dagegen für Mullings. Die Anti-Doping-Kommission des jamaikanischen Verbandes fällte nach Aussage ihres Präsidenten Lennox Gayle "ein einstimmiges Urteil. Wir denken, dass ein klares Signal an alle Athleten in Jamaika und anderswo gesendet werden muss, dass verbotene Substanzen im Sport nicht toleriert werden", sagte Gayle.

Mullings war im August vor der WM in Daegu als Nummer drei der 100-m-Weltrangliste suspendiert worden. Sieben Mal hatte er die 100m in diesem Jahr unter zehn Sekunden absolviert und bei Jamaikas Meisterschaften über 200 m in Abwesenheit von Bolt und Blake gesiegt.

Im Rahmen der jamaikanischen WM-Qualifikation im Juni hatten die Kontrolleure in A- und B-Probe Spuren von Furosemid gefunden - einem Mittel, das Athleten einnehmen, um die Zufuhr von Dopingmitteln zu verschleiern.

Mullings war bereits 2004 für zwei Jahre gesperrt worden. Damals konnte ihm Methyltestosteron nachgewiesen werden, eines der ältesten anabolen Steroide, belastet mit negativen Nebenwirkungen.

Rodgers-Fall noch offen

In seiner zweiten Affäre hatte Mullings im Sommer vergeblich einen dritten Test im Labor der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA in Vancouver gefordert. Er behauptete stets, nur Vitamine genommen zu haben. Bereits vor dem Urteil hatte Mullings angekündigt, eine Anhörung beim internationalen Sportgerichtshof CAS in Lausanne beantragen zu wollen.

Noch nicht abgeschlossen ist auch der Fall von US-Sprinter Mike Rodgers, der vor Daegu fast zeitgleich mit Mullings wegen einer verbotenen Substanz vorläufig gesperrt und aus dem WM-Team verbannt worden war. Der 26-Jährige, damals in 9,82 viertschnellster 100-m-Läufer vor der WM, will die verbotene Substanz versehentlich mit einem Energy Drink zu sich genommen zu haben.

Hinsichtlich Usain Bolt gibt es zwar Verdächtigungen, aber keine Fakten, die gegen ihn sprechen. Prof. Arne Ljungvist, oberster Chefmediziner des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), bestätigte schon vor dessen Berliner WM-Titeln 2009: "Usain Bolt ist absolut sauber. Wir haben so viele Daten von ihm erfasst, diese können nicht irren."

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