Müller greift nach Gold, Kenia schreibt Geschichte

SID
Diskuswerferin Nadine Müller zog mit 65,54 Metern ins Finale ein
© Getty

Nadine Müller reckt ihre langen Arme am Sonntag nach Diskus-Gold. Mit glänzenden 65,54 m sorgte die 25 Jahre alte Geheimfavoritin am Samstag in Daegu für den gelungenen deutschen Auftakt bei der 13. Leichtathletik-WM. Die erste von 47 Goldmedaillen gewann dabei trotz eines Sturzes am Getränkestand Edna Kiplagat beim kenianischen Dreifach-Triumph im Marathon. In 2:28:43 lag die 31-Jährige vor Prisca Jeptoo (2:29:00) und Sharon Cherop (2:29:14), mit denen sie gleichzeitig den Marathon-Weltcup gewann.

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"Ich bin sehr zufrieden, es lief wie geplant", sagte die 1,93 m große Nadine Müller: "Die 65 Meter machen mich zuversichtlich, das sollte im Finale mindestens für die ersten Sechs reichen", meinte die lange Blonde. Die WM-Sechste von 2009 in Berlin ließ sich auch von einem kleinen Missgeschick nicht aus der Ruhe bringen.

Beim Aufwärmen war ihr die lange Trainingshose gerissen. "Ich bin sicherer und cooler geworden. So ein guter Wurf ist umso wichtiger, damit ich heute Nacht ruhig schlafen kann", erklärte Müller. Die besten Weiten hinter ihr erreichten Chinas Weltranglisten-Erste Yanfing Li mit 64,44 und Kubas Olympia- und WM-Zweite Yarelis Barrios mit 63,80.

Mohr im Finale, der Titelverteidiger raus

Zwei weitere Aktivposten im 72-köpfigen deutschen Team waren Malte Mohr (München), der als einziger des Stab-Trios das Finale am Montag erreichte, sowie Gesa Felicitas Krause (Frankfurt). Die U20-Europameisterin steht als Vorlaufdritte über 3000 m Hindernis mit der erneuten Steigerung auf 9:35,83 Minuten im Finale am Dienstag.

Mohr war hochzufrieden: "Die Anlage liegt mir. Im Finale sollten 5,80 Meter drin sein", sagte der Wahl-Münchner, der nach seiner Kritik am Trainingslager des DLV auf der Ferieninsel Jeju ("Ich langweile mich zu Tode") nun in Daegu von Klubkamerad Tim Lobinger betreut wird. Im Finale fehlt Australiens Titelverteidiger und Olympiasieger Steven Hooker nach drei ungültigen Versuchen an der Anfangshöhe.

Glänzend startete auch Jan-Felix Knobel (LG Frankfurt) in den Zehnkampf. Nach zwei Bestleistungen mit 7,30 m im Weitsprung und 16,06 m im Kugelstoßen war der frühere U20-Weltmeister nach drei Disziplinen mit 2562 Punkten Fünfter, sein Klubkamerad Pascal Behrenbruch nur 17. (2462.).

Doch Rico Freimuth (Halle/Saale) war der große Pechvogel, als er nach guten 10,83 Sekunden beim 100-m-Auftakt im Weitsprung drei ungültige Versuche machte und sich beim Aus auch noch am Knie verletzte.

Enttäuschung bei den Stabhochspringern

Enttäuschung auch im Stabhochsprung-Lager über das Scheitern von Raphael Holzdeppe (Zweibrücken) und dem auf den letzten Drücker noch ins Team gerutschten Karsten Dilla (Uerdingen/Dormagen).

Der Olympiaachte Holzdeppe verpasste den Finalvorkampf, weil er 5,50 in der Qualifikation erst im zweiten Versuch schaffte, der seinem Klubkameraden Björn Otto vorgezogene Karsten Dilla kam nicht über seine Anfangshöhe von 5,35 m hinaus. Auf der Strecke blieb über 3000 m Hindernis als enttäuschende Vorlauf-Neunte in 9:59,53 auch Jana Sussmann (LG Nordheide).

Kiplagat feiert beim Shoppen

Edna Kiplagat will den größten Marathon-Triumph der Läufernation Kenia in der WM-Geschichte ausgiebig genießen: "Ich feiere das Gold jetzt beim Shoppen", kündigte die Polizistin an. Doch die WM-Prämie von 60.000 Dollar will die 31-Jährige nicht komplett auf den Kopf hauen.

Der Triumph von Kiplagat, die Samstag beim dreifachen Kenia-Triumph die erste von 47 Goldmedaillen gewann, geriet noch einmal in Gefahr bei der Getränkeannahme 15 Minuten vor dem Ziel. "Meine Teamkameradin Sharon Cherop hat mir beim Griff nach der Flasche ungewollt das Bein gestellt. Ich hatte Angst, ich hätte mich verletzt, aber ich bin okay", meinte die 31-jährige nach ihrem Sieg in 2:28:43 Stunden und dem Team-Triumph im Marathon-Weltcup.

Silber ging in dem von hoher Luftfeuchtigkeit gekennzeichneten Rennen in 2:29:00 an Prisca Jeptoo, Bronze in 2:29:14 an Sharon Cherop, die stehen geblieben war, um Kiplagat auf die Beine zu helfen.

"Ich hatte die gleiche Taktik wie bei meinen Siegen 2010 in Los Angeles und New York: Nach 32 Kilometern ging ich weg. Und die Äthiopierinnen konnten nicht folgen", meinte Kiplagat, Dritte des diesjährigen London-Marathons.

Kenia mit erstem Dreifach-Erfolg

Priscah Jeptoo konnte ihr Glück kaum fassen. "Erst wollte ich meine Nominierung für Daegu nicht fassen, jetzt kann ich das Silber nicht begreifen", meinte die 27-Jährige und Sharon Cherop sagte zu ihrem Missgeschick: "Ich bin total erschrocken, als Edna über mein Bein fiel. Aber alles wurde gut."

Das Kenia-Trio verzeichnete inklusive der Männer-Entscheidungen den ersten Dreifach-Erfolg eines Landes bei einer WM im Marathon. Kenia hatte bisher nur bei den Männern 1997 und 2007 im 3000-m-Hindernislauf alle Medaillen gewonnen. Eine schwere Niederlage erlitten die äthiopischen Rivalinnen. Bezunesh Bekele fehlten auf Platz vier in 2:29:21 sieben Sekunde auf Bronze.

Während die Schwedin Isabellah Andersson als beste Europäerin in 2:30:13 Stunden Siebte wurde, waren deutsche Läuferinnen nicht am Start. Irina Mikitenko (Gelnhausen) und Sabrina Mockenhaupt (Siegen) verzichteten zu Gunsten eines lukrativen Stadtmarathons im Herbst, wollen aber 2012 bei Olympia in London dabei sein.

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