Harting: "Zur Hälfte Ritual, zur Hälfte Sprüche"

SID
Diskus-Weltmeister Robert Harting will bis 2018 weitermachen
© Getty

Robert Harting will nach seinem Triumph bei der Leichtathletik-WM in Daegu (Tag 6 am Donnerstag ab 12 Uhr im LIVE-TICKER) wie der fünfmalige Weltmeister Lars Riedel zum Dauerbrenner im Diskusring werden: "Ich mache weiter bis 2018 und hoffe, dass Berlin dann die EM bekommt".

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Frage: "Herzlichen Glückwunsch zum Gold. Das Knie hat also mitgespielt?"

Robert Harting: "Der erste Wurf war wenig schmerzhaft, der vierte, fünfte und sechste waren schon schlimm zu ertragen - trotz der Spritzen. Jetzt muss in zwei Wochen ein MRT zeigen, ob eine Operation an der Patellasehne nötig ist. Aber erst werfe ich nochmal nächste Woche Donnerstag in der Diamond League in Zürich und am 11. September beim ISTAF in Berlin."

Frage: "Wie haben Sie den zweiten WM-Titel rein emotional im Vergleich zum ersten vor zwei Jahren in Ihrer Heimstadt Berlin erlebt?"

Harting: "Das Gold von Daegu war extrem erlösend nach der wochenlangen Durststrecke durch die Knieverletzung. Berlin war ein Rausch der Emotionen."

Frage: "Waren Sie überrascht von der schwachen Gegenwehr der Konkurrenz?"

Harting: "Ich hatte mit Gerd Kanter, Virgilijus Alekna und Piotr Malachowski einen Schlagabtausch im Bereich 67 bis 67,50 m erwartet. Es war auch für mich überraschend, dass sie nichts entgegensetzen konnten. Ich hatte mich schon 24 Stunden vorher darauf vorbereitet, beim ersten Wurf auf Risiko zu gehen und einen zu treffen, um den Leuten den Wind aus den Segeln zu nehmen. Bei den 68,49 m zum Auftakt dachte ich schon, damit ist eine Medaille drin. Nach dem Beinahe-69er haben sie wohl aufgegeben, das hat mir Kanter (der Olympiasieger, d. Red.) dann bestätigt."

Frage: "Sie sind angeschlagen, ein paar Gegner fehlten verletzt, andere sind nicht in Form. Haben Sie manchmal Angst, der Körper könnte diese Zerreißprobe im Training nicht aushalten?"

Harting: "Man hält den Schmerz aus. Das Training ist zwar hart, aber bisher waren die Verletzungen nicht so schlimm, dass ich fürchten muss, dass der Körper in einigen Jahren nicht mehr mitspielt. Ich mache weiter bis 2018 und hoffe, dass Berlin dann die EM bekommt. Ich wäre dann 33. Also Olympia 2016 in Rio wäre auch noch drin."

Frage: "Sie haben schon oft deutliche Kritik am Umfeld des Leistungssports geäußert und kürzlich erst gefordert, dass es eine Rente für Olympiasieger geben sollte, damit der Anreiz für den Nachwuchs entscheidend größer wird. Wie gut läuft es denn nach Ihrer Meinung im Deutschen Leichtathletik-Verband?"

Harting: "Thomas Kurschilgen (Sportdirektor, d. Red.) und Siegfried Schonert (Teammanager, d. Red.) haben die Dinge gut im Griff. Bei den Prestigeträgern ist das anders."

Frage: "Sie sind ein Athlet, der immer im Vorfeld eins Wettkampfes für Schlagzeilen sorgt. Durch teilweise heftige Kritik an Missständen oder Personen, durch Forderungen nach Veränderungen. Oder Sie sagen wie kürzlich in einem Interview, es wäre mal schön, einen Donnerstagabend mit Freunden rumzuhängen, in eine Bar zu gehen, sich danebenzubenehmen, die Bedienung zu bequatschen, das Lokal zu zerlegen und dann wieder zu gehen. Brauchen Sie dieses Ritual, diesen Kick, damit das Adrenalin so stark fließt, dass Sie zu Extremleistungen fähig sind?"

Harting (lacht): "Zu 50 Prozent ist das ein Ritual, durch das ich mich aufputsche. Bei den anderen 50 Prozent ist es so, dass ich viele Interviews gebe und nicht immer das Gleiche erzählen will. Dann haue ich schon mal so einen Spruch raus."

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