Und plötzlich regnet es Medaillen!

Von SPOX/sid
Betty Heidler holte die dritte deutsche Goldmedaille in Barcelona
© Getty

Die EM begann richtig schlecht, aber seit zwei Tagen läuft es grandios. Die Highlights des Abends: Hammerwurf-Gold durch Betty Heidler und eine Sensations-Silbermedaille durch Mittelstreckler Carsten Schlangen zum Abschluss. Außerdem schlugen Silke Spiegelburg und Lisa Ryzih im Stabhochsprung zu.

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Der deutsche Medaillen-Express rollt nach dem goldenen Befreiungsschlag durch Europas neue Sprintkönigin Verena Sailer und Speer-Überraschung Linda Stahl: Ein dritter Triumph durch Hammerwurf-Ass Betty Heidler und insgesamt sieben Medaillen stehen in der Bilanz vor dem Finale.

Silber gab es sensationell für 1500-m-Läufer Carsten Schlangen (Berlin) und erwartet für die Leverkusener WM-Vierte Silke Spiegelburg. Höhengleich mit 4,65 m gewann die Ludwigshafener U23-Europameisterin Lisa Ryzih Bronze im Stabhochsprung.

"Die Medaillenzahl kann sich fast noch verdoppeln"

"Großartig dieses Gold von Heidler. Und wer hätte Silber durch Carsten Schlangen erwartet?", meinte Clemens Prokop, der als Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) versprach: "Die Medaillenzahl kann sich fast noch verdoppeln. Ich sahe am Samstag und Sonntag noch Chancen auf zehn Medaillen und darunter einige Titel."

"Ich wusste, dass was ich kann und hatte auf Gold gehofft", bekannte die freudestrahlende Betty Heidler, die zuvor die schon erklärt hatte: "Mein Ziel ist mindestens Silber."

Im zweiten Durchgang landete die deutsche Rekordlerin (77,12) den großen Wurf, den weder Russlands frühere Dopingsünderin Tatjana Lysenko (75,65) noch Polens Weltmeisterin und Weltrekordlerin Anita Wlodarczyk (73,56) zu kontern verstanden.

Nur sie selbst packte im fünften Versuch mit 76,38 m noch einen drauf. Ihre Klubkameradin Kathrin Klaas war als WM-Vierte kläglich in der Qualifikation gescheitert.

Erste große Medaille für Spiegelburg

Für Betty Heidler, 2006 EM-Fünfte und 2008 Olympianeunte, war es die dritte große Medaille der Karriere. Für Silke Spiegelburg nach Silber bei der Hallen-EM die erste im Freien, für Ryzih und Schlangen die erste überhaupt.

"Es wurde Zeit, dass diese Medaille kam. Ich hätte sie gern schon letztes Jahr in Berlin gewonnen", meinte Spiegelburg, die Tränen vergossen hatte, als sie bei der Heim-WM auf Platz vier landete.

Bis 4,65 m leistete sich die 24-Jährige, die zum Auftakt der Diamond League in Doha gesiegt hatte, keinen Fehlversuch. Bei 4,70 m scheiterte die Olympiasiebte zweimal und hob den letzten Sprung wie die frühere U20-Weltmeisterin Lisy Ryzih für 4,75 m auf. Doch beide scheiterten.

Carsten Schlangen, der 1,90 m lange Berliner, schien wie infiziert von den Medaillen der anderen. Bisher war er sechsmal deutscher Meister, aber international immer nur Mitläufer. "Mein Ziel war das Finale. Und hier wollte ich fighten bis zum Umfallen", meinte der 29 Jahre alte Architekturstudent.

Lemaitre macht Double perfekt

Glänzend schlug sich auch der WM-Fünfte Andre Höhne (Berlin), nach Magenproblemen Siebter im 50-km-Gehen: "Es war hart. Aber habe mich durchgebissen." Der Potsdamer Christoph Linke gaf auf.

Star des Tages war Frankreichs neuer Held Christophe Lemaitre, der zwei Tage nach seinem 100-m-Triumph nach großer Aufholjagd in 20,37 Sekunden als achter Europäer der Geschichte das Double schaffte.

Es war Frankreichs vierter Titel nach dem Geher-Gold durch Yannick Diniz am Morgen über 50 km. "Die Chance war fast dahin, aber ich wusste, wie stark mein Finish ist", meinte Lemaitre, der am Sonntag mit der 4x100-m-Staffel siegen will.

Russland gewann Gold Nummer vier bis acht durch Stab-Königin Swetlana Feofanowa, beim Dreifach-Sieg der 400-m-Läuferinnen durch Tatjana Firowa in Europa-Jahresbestzeit von 49,89 Sekunden, Maria Sawinowa über 800 m, Natalja Antjuch über 400 m Hürden und Julia Sarudnewa über 3000 m Hindernis.

Weitspringer Reif mit irrer Quali

Großbritannien holte seinen dritten Titel durch Andy Turner in 13,28 Sekunden über 110 m Hürden und Alexander John (Leipzig) wurde in 13,71 Achter. Spanien feierte den Schlangen-Bezwinger Arturo Casado über 1500 m.

Gold-Hoffnung Christian Reif stand im Weitsprung vor dem Aus, bevor er im letzten Sprung der Qualifikation mit Einstellung seiner Europa-Jahresbestmarke von 8,27 m die Fans erlöste. "Ich wollte es nicht so spannend machen. Technisch war der Sprung nicht mal gut."

Im Finale stehen am Wochenende die WM-Dritte Ariane Friedrich nach 1,92 m in der Hochsprung-Qualifikation, Carolin Nytra nach Platz zwei im Hürden-Vorlauf (12,89) und Kugelstoß-Titelverteidiger Ralf Bartels.

Vize-Weltmeisterin Jennifer Oeser lag nach Hürdenbestzeit von 13,37 Sekunden bei Halbzeit des Siebenkampfs mit 3841 Punkten an dritter Position hinter der führenden Weltmeisterin Jessica Ennis (4080) und der ukrainischen Olympiasiegerin Natalja Dobrynska (3970).

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