Das nächste deutsche Debakel

Von SPOX/sid
Nadine Müller ist Weltranglisten-Erste, aber bei der EM reichte es nur zu Rang acht
© Getty

Zweiter Tag, zweites Desaster! Nach der Kugelstoß-Enttäuschung versagt auch Nadine Müller im Diskuswerfen. Frankreichs Sprint-Shootingstar Christophe Lemaitre gewinnt 100-Meter-Gold.

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Deutschlands Leichtathleten haben bei der EM in Barcelona einen klassischen Fehlstart hingelegt. Nach dem Scheitern der Kugelstoßerinnen am Vortag wurde Nadine Müller beim Griff nach dem Diskus-Gold als Achte von ihrer Psychobremse gestoppt.

Nun soll die Speerwurf-Olympiadritte Christina Obergföll am Donnerstag die erste Medaille holen. Denn Stunden vor Nadine Müller (Halle/Saale) hatte schon die über sich hinaus wachsende Melanie Seeger (Potsdam) als Vierte im 20-km-Gehen Bronze verpasst.

Lemaitre gewinnt 100-Meter-Gold

Den Fehlstart konnte am Ende auch Sabrina Mockenhaupt (Köln) nicht verhindern, die im 10.000-m-Finale in 32:06,02 Minuten auf dem sechsten Platz landete.

Gold holte in die gebürtige Äthiopierin Elvan Abeylegesse für die Türkei. Im Weitsprung triumphierte die Lettin Ineta Radevica überraschend mit Landesrekord von 6,92 m, das Hammerwerfen der Männer entschied der Slowake Libor Charfreitag mit 80,02 m für sich.

Den internationalen Höhepunkt des zweiten EM-Tages entschied Frankreichs Jungstar Christophe Lemaitre für sich. Der erste weiße Sprinter, der unter zehn Sekunden blieb (9,98), setzte sich im Finale bei 1,0 m Gegenwind trotz der langsamsten Reaktionszeit im Startblock in 10,11 Sekunden durch und wurde damit der erste französische 100-m-Europameister seit 48 Jahren.

Nadine Müller enttäuscht

Nadine Müller war frustriert: "So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Wenn du Linkswerfer bist und der Wind von rechts kommt, ist das einfach ein bisschen blöd", bekannte die WM-Sechste, räumte aber ein: "Es haben heute auch die Beine nicht mit dem Oberkörper zusammengespielt. Jetzt gilt es, den Wettkampf abzuhaken. In der Diamond League will ich jetzt die anderen Mädels schlagen."

Müller, Weltranglisten-Erste mit 67,78 m, zeigte von Beginn an Nerven bei ihrem ersten großen Medaillenwettstreit als Favoritin.

Schwachen 57,78 m zum Auftakt folgten zwei noch stärker verunglückte Würfe. "Ihre Beine sind das Problem", erkannte Trainer Rene Sack. Korrekturversuche halfen nicht, erstmal das Glück: Als Letzte zog die WM-Sechste in den Endkampf ein.

Doch statt befreit zu sein von einer Last, konnte die 1,93 m lange Blondine die Psycho-Bremse nicht lösen. Zwei blamablen 56-m-Würfen folgte zum Schluss statt des Befreiungsschlags noch ein ungültiger Versuch.

Seeger Vierte im Gehen

Damit war die Frau, die Nummer eins des Kontinents werden wollte, nur zweitbeste Deutsche hinter Sabine Rumpf (LG Goldener Grund/Selters), die wenigstens 58,89 m zu Stande brachte beim Überraschungssieg der Kroatin Sandra Perkovic (20) mit 64,67 m im letzten Versuch.

Stunden zuvor ließ Melanie Seeger Platz vier im 20-km-Gehen, größter deutscher Erfolg der Disziplin bei Freiluft-Titelkämpfen, Schelte folgen.

"Mir wurde nach dem Babyjahr 2009 für ein Jahr die Sporthilfe gestrichen. Und dann hielt es der DLV nicht für nötig, meinen Trainer Michael Klabuhn zur EM mitzunehmen", kritisierte die Olympiafünfte von Athen 2004 beim russischen Dreifach-Triumph mit Olympiasiegerin Olga Kaniskina (1:27:44) an der Spitze.

Heidler auf Gold-Kurs

Seeger freute sich jedoch auch: "Dieser vierte Platz fühlt sich an wie eine Medaille. Es war das Rennen meines Lebens. Bei Olympia 2012 in London will ich mein großes Ding machen."

Im Hammerwerfen erreichte Vize-Weltmeisterin Betty Heidler mit 71,85 m souverän das Finale am Freitag. "Ich will mindestens Silber", sagt die 26-Jährige. Dagegen scheiterte überraschend ihre Frankfurter Klubkameradin Kathrin Klaas.

"Bittere Enttäuschung", fand Trainer Michael Deyhle nach schwachen 65,82 m der WM-Vierten und Weltranglisten-Fünften (74,53).

Über 100 m erhöhte Sprinterin Yasmin Kwadwo (Wattenscheid) als Vorlauf-Vierte in indiskutablen 11,68 Sekunden die Zahl deutscher Erstrunden-Ausfälle auf sechs.

Sailer im Vorlauf stark

Mindestens auf Bronze hoffen darf Verena Sailer, die trotz 1,5 m Gegenwind in 11,27 Sekunden Schnellste der gesamten Disziplin war. Im Halbfinale am Donnerstag steht Anne Möllinger (beide Mannheim), Vorlauf-Vierte in 11,51. Das 100-m-Finale hatten alle drei deutschen Männer verpasst.

Das Stab-Finale am Freitag erreichte ein deutsches Frauen-Trio. Carolin Hingst (Mainz) und Silke Spiegelburg (Leverkusen) stießen als Nummer eins und zwei der Europarangliste mit 4,40 m in den Endkampf ohne Polens Weltmeisterin Anna Rogowska vor.

Lisa Ryzih (Ludwigshafen) reichten 4,35 m zum Weiterkommen. Über 1500 m kam der Berliner Carsten Schlangen in 3:41,65 als Halbfinal-Dritter in den Endlauf am Freitag. Dagegen scheiterte Moritz Waldmann (Hannover) als 12. und im 400-m-Hürden-Halbfinale Fabienne Kohlmann (Karlstadt) trotz Bestzeit als Vierte in 55,49.

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