Diamond League soll Krise beenden

SID
Usain Bolt (r.) gewann bei den olympischen Spielen in Peking dreimal Gold
© Getty

50 Millionen Dollar und 14 Meetings: So will der IAAF gegen die schwindende Popularität der Leichtathletik vorgehen. In der neuen Diamond League sollen Hochkaräter starten.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Sinkende Popularität, schwindende Präsenz in Fernsehen und Medien: Die Leichtathletik will ihrer Image- und Finanzkrise durch die neue Diamond League publicityträchtig mit Hochkarätern enteilen. Der Weltverband IAAF spricht von einer neuen Ära vor dem Auftakt der Serie am Freitag im Emirat Doha/Katar - ohne Sprintstar Usain Bolt, aber mit fünf Deutschen. Doch ob das 50-Millionen-Dollar-Projekt mit weltweit 14 Meetings eine bessere Zukunft verheißt, muss sich jedoch erst noch zeigen.

6,3 Millionen Dollar investiert die IAAF selbst in die Diamond League, die pro Meeting 450.000 Dollar Preisgeld ausschüttet und den 14 Gesamtsiegern rund 50.000 Dollar zahlt: 40.000 in bar plus ein 10.000-Dollar-Pokal statt des geplanten 80.000-Dollar-Diamanten.

Der Weltverband zaubert dieses Geld nicht einfach so aus der Portokasse, denn durch seine überzogene Ausgabenpolitik der letzten Jahre investiert er derzeit mehr, als er einnimmt: 70 Millionen wendet er 2010 auf, nur knapp 50 fließen in die Kassen. Laut des Stellvertretenden Generalsekretärs Nick Davies will die IAAF nun die geplanten Etats über zwei Jahre um 15 Prozent beschneiden.

Coe: "Die Leichtathletik am Abgrund"

"Es gibt keine wirkliche Krise. Und Panik ist erst recht nicht das Thema", beschwichtigt IAAF-Präsident Lamine Diack auch nach der neuen Attacke von Sebastian Coe am Donnerstag. Im Internet-Portal "Insidethegames" warnte der IAAF-Vize und Organisationschef von Olympia 2012 in London, die Leichtathletik stehe unter Diacks Führung "an einem Abgrund".

Doch angesichts seiner Aufgabenfülle zögert Coe wie Stabhochsprung-Olympiasieger Sergej Bubka (Ukraine) noch immer, 2011 bei der WM in Daegu/Südkorea gegen den Senegalesen anzutreten. Diack hat vor Tagen bekräftigt, er wolle dann mit 78 noch einmal für vier weitere Jahre kandidieren.

Die Krisenstimmung verschont auch den Diamond-League-Auftakt in Doha nicht, und zu diesem frühen Saisonzeitpunkt können die Helden der Kunststoffbahn ihrer Sportart kaum die dringend benötigten großen Schlagzeilen verschaffen: Überflieger Usain Bolt, dreifacher Olympiasieger, Weltmeister und Weltrekordler über 100, 200 und 4x100, ist erst bei der zweiten Station in Shanghai am Start (23. Mai), Stab-Weltrekordlerin Jelena Issinbajewa beendete die Saison nach ihrer zweiten Medaillenpleite bei der Hallen-WM im März in Doha. Und dann meldeten sich die Welt-Leichtathleten Kenenisa Bekele (Äthiopien) und Sanya Richards-Ross (USA) verletzt.

Powell, Bolt und Gay als Publikumsmagneten

"Ich habe keine Idee, wie schnell ich derzeit laufen kann", sagt der frühere 100-m-Weltrekordler Asafa Powell bei der Pressekonferenz. Der Jamaikaner soll bei allen 14 Meetings Vorzeigesprinter sein im Wechselspiel mit Bolt und US-Star Tyson Gay. So wie in New York am 12. Juni (Bolt kontra Gay) gibt es auch Duelle. Brüssel, letzte Station am 27. August, hat bereits die Präsenz des Trios verkündet.

Laut Zürich-Organisator Patrick Magyar, unter Diack Vizepräsident der Diamond League AG mit Sitz in der Schweiz, ist das Fehlen von Bolt kein wirkliches Dilemma - und leicht erklärbar. "Er stand in Shanghai und Daegu im Wort, nachdem er dort 2009 erschöpft auf den Start verzichtete. Doha passte nicht mehr in den Plan. Und schließlich ist er in sieben Diamond Meetings dabei."

"Für eine große Leistung ist es Mitte Mai einfach zu früh", spricht auch Kugelstoß-Europameister Ralf Bartels (Neubrandenburg) aus, was auch Hochsprung-Weltmeisterin Blanka Vlasic (Kroatien), 200-m-Weltmeisterin Allyson Felix (USA) oder Speer-Weltrekordlerin Barbora Spotakova (Tschechien) ähnlich formulieren.

Bartels vertritt neben Speerwurf-Ass Christina Obergföll (Offenburg) und dem Stab-Trio Silke Spiegelburg (Leverkusen), Carolin Hingst (Mainz) und Kristina Gadschiew (Zweibrücken) die deutschen Farben.

Bolt bestätigt Teilnahme in Zürich