Dietzsch triumphiert - Powell pfeilschnell

Von dpa

München - Der große Wurf von Franka Dietzsch, ein weiterer Supersprint von Asafa Powell und der 20. Sieg hintereinander von Jelena Isinbajewa haben das möglicherweise letzte World Athletics Final in Stuttgart geprägt.

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Die Diskus-Weltmeisterin sorgte für den einzigen deutschen Erfolg bei der mit 3 Millionen US-Dollar (rund 2,16 Millionen Euro) dotierten Veranstaltung.

Die Weite von 62,58 Meter brachten der für die Olympia-Vorbereitung freigestellten Sparkassen-Angestellten aus Neubrandenburg 30.000 Dollar Prämie ein.

Insgesamt etwa 50.000 Zuschauer bescherten den Leichtathleten ein stimmungsvolles Saisonfinale. "Es war sehr schön hier in Stuttgart. Es gibt keine andere Nation, wo die Leichtathleten so hofiert werden. Hier bist du ein Held", meinte Dietzsch erfreut über den Jubel im Daimler-Stadion.

Otto schnuppert am Sieg

Bei der Flugshow der Stabartisten wähnte sich Björn Otto schon als Sieger. Doch die 5,86 Meter des WM-Fünften vom LAV Bayer Uerdingen/Dormagen reichten nicht, weil Weltmeister Brad Walker noch 5,91 Meter überwand.

Der Amerikaner versuchte im Beisein von Sergej Bubka vergeblich, dessen Weltrekord zu knacken. Die Latte lag bei 6,16 Meter jedoch eindeutig zu hoch für ihn.

"Unser Gefühl sagt uns, dass wir zum letzten Mal hier springen. Deshalb haben wir ihn dazu überredet", meinte Tim Lobinger, der nicht über 5,60 Meter und Platz sieben hinauskam.

Schnellster Mann auf deutschem Boden

Der schnellste Mann der Welt war so flott unterwegs wie noch nie ein Sprinter in Deutschland: Powell benötigte für seinen überlegenen Sieg über 100 Meter nur 9,83 Sekunden. Damit verfehlte er seinen am 9. September im italienischen Rieti aufgestellten Weltrekord (9,74) um nicht einmal eine Zehntelsekunde.

"Das war eines der besten Rennen meiner Karriere. Ich bin sehr glücklich und beeindruckt von mir selbst", sagte Powell, der sich bei den Weltmeisterschaften Ende August in Osaka mit Bronze hatte begnügen müssen.

Sein Rivale Tyson Gay, der dreifache Goldmedaillengewinner, hatte auf einen Start in Stuttgart verzichtet.

Richards stellt Weltjahresbestzeit ein

Eine Woche, nachdem sie sich den Jackpot der Golden League mit Isinbajewa geteilt hatte, glänzte Sanya Richards auch beim Weltfinale über 400 Meter.

Die Amerikanerin stellte ihre Weltjahresbestzeit von Berlin (49,27 Sekunden) ein.

Isinbajewa muss kämpfen

Im Stabhochspringen musste sich die erfolgsverwöhnte "Überfliegerin" Isinbajewa hartnäckiger Konkurrenz erwehren: Die Weltrekordlerin und Olympiasiegerin aus Russland gewann erst, nachdem sie im Stechen die 4,87 Meter überquert hatte.

Die Polin Monika Pyrek glänzte mit der persönlicher Bestleistung von 4,82.

Isinbajewa sprach nach ihrem 20. Sieg in Serie - letztmals hatte sie am 30. August 2006 verloren - schon von neuen Zielen: "Optimal wäre es, einen Wettkampf mit zwei Sprüngen zu gewinnen. Das heißt mit der Einstiegshöhe und dem Siegsprung."

Deutsche Speerwurf-Asse geschlagen

Weltmeisterin Barbora Spotakova stahl derweil den deutschen Speerwurf-Assen Christina Obergföll und Steffi Nerius erneut die Show. Sie glänzte mit dem tschechischen Rekord von 67,12 Metern.

Für Europarekordlerin Obergföll war es die zweite Niederlage in diesem Jahr nach Osaka, wo Spotakova WM-Gold vor der Top-Favoritin gewonnen hatte. Die Offenburgerin musste nach 63,47 Metern sogar Rang zwei ihrer nationalen Rivalin Steffi Nerius (64,90) überlassen.

Stuttgart oder nicht Stuttgart?

In den kommenden Wochen will der Weltverband IAAF zusammen mit Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster entscheiden, ob das Weltfinale im nächsten Jahr wie vertraglich festgelegt noch einmal im Daimler-Stadion stattfindet. Da die Veranstalter im letzten und in diesem Jahr ein Defizit eingefahren haben, will die Stadt das Meeting 2008 nur übernehmen, wenn die IAAF finanzielle Zugeständnisse macht.

"Das ist eine Voraussetzung für unsere weiteren Verhandlungen und Perspektiven", sagte Schuster am Sonntag. "Als Vizepräsident IAAF hoffe ich, dass die Entscheidung so ausfällt, dass die Leichtathletik hier weiter stattfindet", sagte der frühere Stabhochsprung-Star Bubka.

2009 soll die Stätte der Leichtathletik-WM 1993 aber ohnehin in eine reine Fußball-Arena umgewandelt werden.