"Mit blauen Augen davongekommen"

Von Interview: Sebastian Hahn
Tobias Hauke wurde bereits zwei Mal Olympiasieger
© imago

Am 31. Mai beginnt die Hockey-WM in den Niederlanden. Nationalspieler Tobias Hauke spricht bei SPOX über die Chancen der deutschen Mannschaft und seinen Schädelknochenbruch. Zudem gibt der 26-Jährige Einblicke in seinen Job in der Pressestelle des Hamburger SV, den nervenaufreibenden Abstiegskampf und die Hockey-Begeisterung von Rene Adler.

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SPOX: Herr Hauke, Anfang Mai haben Sie beim Training einen Ball an den Kopf bekommen und sich den Schädelknochen gebrochen. Wie geht es Ihnen mittlerweile?

Tobias Hauke: Meinem Auge geht's gut. Klar, es ist noch ein bisschen unbeweglich, da die Haut noch etwas gespannt ist. Aber die Narbe kann man unter der Augenbraue zum Glück nicht sehen. Ich war nochmal in der Uni-Klinik und habe meine Maske bekommen. Einschränkungen habe ich jedoch nicht mehr.

SPOX: So ein Schädelknochenbruch ist ja keine alltägliche Verletzung. Wie fühlt sich so etwas an?

Hauke: Ich habe glücklicherweise trotz meiner vielen Spiele bisher so gut wie keine Verletzung gehabt. Es war unheimlich schmerzvoll und es ist natürlich ein viel größerer Schrecken, wenn du eine Verletzung im Gesicht hast. So was untersucht man viel genauer, ob zum Beispiel die Sehfähigkeit in Mitleidenschaft gezogen wurde. Das ist bei mir zum Glück nicht der Fall.

SPOX: Wie fit gehen Sie jetzt trotz der Verletzung in die anstehende WM?

Hauke: Das wird man in den zwei Trainingsspielen vor der WM sehen. Ich habe bereits zwei Monate nach dem Olympiasieg auf dieses Turnier hintrainiert, damit ich jetzt meine beste Leistung bringen kann. Da ist es nicht so schlimm, mal eine Woche nichts zu machen. Vor allem, weil ich im Verein in diesem Jahr schon sehr viele Spiele hatte. Bei den Einheiten in den letzten Tagen habe ich nicht das Gefühl gehabt, dass mich die OP beeinflusst hat.

SPOX: Ist es ungewohnt, mit Maske zu spielen?

Hauke: Ich hab die Maske erst letzte Woche angefertigt und erst einmal damit trainiert. Es ist natürlich erst mal ungewohnt, es stört aber nicht. Ich glaube, dass man sich bei Spielbeginn darüber nicht mehr groß Gedanken macht. Wenn ich das Gefühl habe, dass ich dadurch fünf Prozent meiner Leistungsfähigkeit verliere, werde ich auf die Maske verzichten. Das entscheide ich kurzfristig.

SPOX: Die Mannschaft ist sicherlich hoch motiviert. Wie sieht der Ablauf in den kommenden Tagen aus? Wie bereitet ihr euch auf das erste Spiel gegen Südafrika vor?

Hauke: Die Hamburger Nationalspieler fahren gemeinsam in einem Kleinbus nach Den Haag. Wir spielen am Donnerstag und Freitag zwei Testspiele gegen Australien und Neuseeland. Wir nutzen die Tage dann um uns zu akklimatisieren und vor Ort einzuleben. Sonntag geht es dann ja schon los.

SPOX: Mit welchen Zielen gehen Sie persönlich in das Turnier?

Hauke: Mein persönliches Ziel ist es, diese Mannschaft als Führungsspieler zu leiten. Wir wollen uns von Spiel zu Spiel steigern. Aus meiner Sicht ist das Minimalziel das Halbfinale. Wenn wir das geschafft haben, ist ja klar, dass man dann auch nach ganz oben will. Aber erst mal müssen wir unsere schwere Gruppe überstehen.

SPOX: Muss nicht der Titel das Ziel sein?

Hauke: Den Titel vorab als Ziel auszugeben, halte ich für vermessen, weil wir uns zuerst darauf konzentrieren sollten, einen Schritt nach dem anderen zu machen. Dass wir zum Favoritenkreis zählen, ist mir natürlich bewusst, zählt für uns als Mannschaft aber überhaupt nicht.

SPOX: Gibt es einen konkreten Tagesablauf während der WM? Was macht man als Mannschaft gemeinsam zwischen den Spielen?

Hauke: Nehmen wir zum Beispiel das Auftaktspiel gegen Südafrika: Da spielen wir um 10:30 Uhr, stehen also gegen 7 Uhr auf. Dann machen wir noch einen kleinen Morgenlauf. Danach geht es zur Video-Besprechung des Spiels. 75 Minuten vorher sind wir dann im Stadion. In der Kabine wird sich dann nochmal motiviert und anschließend geht es auch schon raus auf den Platz. An freien Tagen hat die Regeneration Priorität.

SPOX: In den Niederlanden ist Hockey Nationalsport. Wie groß ist der Unterschied zu Deutschland und was ist dort anders?

Hauke: Hier in Deutschland ist das Interesse ja auch gegeben, wenn man ein großes Event auf die Beine stellen kann. Das passiert allerdings nur selten. Die Begeisterung in den Niederlanden ist schon sehr groß. Allein die Vereinsstadien sind viel größer und auch die Fankultur ist unglaublich beeindruckend. Ich glaube, dass uns in Den Haag einfach ein richtig geiles Turnier mit einer Riesenkulisse erwartet. Das ist eine Riesenchance für unseren Sport, noch populärer zu werden.

SPOX: Mit zwei Olympiasiegen und zwei EM-Titeln haben Sie schon einige Titel in Ihrer Sammlung. Der WM-Titel fehlt allerdings noch. Wie groß ist der Ehrgeiz, jetzt endlich auch dort zuzuschlagen?

Hauke: Das ist erst meine zweite WM, deswegen kann man hier nicht von endlich reden. Ich spiele jedes Turnier grundsätzlich, um am Ende zu gewinnen. Das ist auch bei diesem Turnier so, aber nicht, weil mir der Titel noch fehlt, sondern weil ich und die Mannschaft schon lange darauf hinarbeiten.

SPOX: Ihre erste WM 2010 verlief im Finale recht unglücklich. Sechs Minuten vor Abpfiff gab's gegen Australien den entscheidenden Gegentreffer. Wie fühlt man sich in so einem Moment?

Hauke: Allein das Finale war für uns schon ein Riesenerfolg. Nachdem wir in der ersten Halbzeit klar unterlegen waren, sind wir stark zurückgekommen und hatten die Chance zur Führung. So ein Gegentreffer kurz vor Schluss ist schon ziemlich ernüchternd und traurig, aber wir haben relativ schnell gemerkt, dass der Finaleinzug schon eine starke Leistung gewesen ist. Australien war in diesem Jahr einfach besser als wir.

Seite 1: Hauke über seinen Schädelknochenbruch und die WM-Chancen

Seite 2: Hauke über seinen Job beim HSV und die Meisterschaft

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