Goldmedaille als i-Tüpfelchen

Von Josip Radovic
Immer im Mittelpunkt: Kroatiens Über-Spieler Ivano Balic
© Imago

Die kraotische Handball-Nationalmmannschaft hat bei der bevorstehenden Weltmeisterschaft ein Heimspiel. Das Team um Superstar Ivano Balic kann sich mit dem Titel endgültig die Krone aufsetzen. Für den Gewinn der Golmedaille wurde alles bis ins letzte Detaill geplant. Selbst "Pumuckl" wurde mit ins Boot genommen.

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"Unser Ziel? Gold, was sonst", sagt Petar Metlicic, einer der Hauptstützen des kroatischen Teams, ganz selbstverständlich. Diese Meinung vertritt der Rückraum-Schütze nicht exklusiv. Für ganz Kroatien gibt es ab Freitag um 20. 30 Uhr in Split einzig und allein Handball und das Ziel Goldmedaille.

Vergessen sind die ewigen Querelen und Diskussionen um den Bau der WM-Spielstätten, die Wahl der Austragungsorte, die Finanzierung des Events und die internen Machtkämpfe zwischen einigen Verantwortlichen. Jetzt, so kurz vor dem Startschuss schaut die ganze Nation nur noch auf Nationaltrainer Lino Cervar und die "Generation Portugal", wie viele der einheimischen Gazetten, die Truppe um Superstar Ivano Balic nennen.

Nur Gold zählt

Die WM 2003 in Portugal war die Geburtstunde der Mannschaft, die jetzt wieder den Thron besteigen soll. Die damalige Goldmedaille kam unerwartet und leitete eine im Handball bisher nie dagewesene Erfolgs-Geschichte ein. Das kroatische Team stand bei jedem der letzten sieben Großturniere unter den letzten Vier. Portugal liegt jetzt sechs Jahre zurück, die Mannschaft von Cervar ist seitdem ohne großen Umbruch ausgekommen und so wollen sich alle Beteiligten  mit einem WM-Sieg vor heimischem Publikum die Krone aufsetzen.

Die Atmosphäre ist gut, sowohl im Team als auch im Land. Die öffentlichen Auftritte der Mannschaft sind restlos ausverkauft und werden medial bis ins letzte Detail inszeniert. Alle sind auf Handball fokussiert. Sogar Trainer Cervar, der allzu oft in der Vergangenheit damit beschäftigt war, öffentlich Krieg mit Journalisten oder Verantwortlichen zu führen, redet nur noch vom Projekt Gold. In der Mannschaft herrscht eine klare Hierarchie. Die gestandenen Stars Balic, Metlicic oder Lackovic genießen großes Ansehen, wenngleich ihnen auch die ganze Last der Goldmedaille auf den Schultern lastet.

Der Druck, der auf der Mannschaft lastet, könnte das große Problem darstellen. Keiner denkt auch nur daran, dass das Team nicht in der Lage ist die Goldmedaille zu gewinnen. Bei der WM im eigenen Land existiert in der Welt der Kroaten nichts, nur Gold. Dafür gibt es auch genügend Gründe, die auch den letzten Zweifler, sollte es noch einen geben, positiv stimmen.

Alle Register sind gezogen

Da ist der Aspekt des intensiven Zusammenspiels. Der Großteil der Nationalmannschaft spielt auch für den Hauptstadtklub RK Zagreb, bei dem Nationalcoach Cervar ebenfalls Trainer ist. Zagreb spielte eine tolle Saison, als Folge wird der Nationalmannschaft noch mehr zugetraut. Nicht ohne Grund entschied sich die Führung des Vereins, nachdem Kroatien den Zuschlag für die WM 2009 bekam, Stars wie Balic, Vori oder Valcic wieder in die Heimat zu locken. "Sie sollen sich für die Goldmedaille warmspielen", sagte Teamchef Cervar bereits im Frühjahr 2008.

Das nächste As ist der Heimvorteil. Die Kroaten sind in der Lage die besten Mannschaften der Welt zu schlagen. Bedenkt man, dass zusätzlich 10.000 fanatische Zuschauer die Mannschaft nach vorne peitschen, scheinen sie schier unbesiegbar. "Sie werden die Halle zum Beben bringen und die Jungs zur Medallie pushen. Sei es mit ihrer Euphorie, dem Druck auf die Schiedsrichter oder durch Verunsicherung des Gegners. Sie werden der achte Mann auf und um den Platz herum", meint Luka Tadic, Sportjournalist einer kroatischen Tageszeitung. Vor allem in den entscheidenden Duellen der K.O.-Phase des Turniers, wo nur wenige Treffer über Sieg oder Niederlage entscheiden, kann das der ausschlaggebende Punkt sein.

Hoffen auf Superstar Balic

Am meisten wiegen dennoch die individuelle Klasse und der spielerische Glanz der Kroaten. Allen voran Ivano Balic. Auf dem 29-Jährigen ruhen alle Hoffnungen. Balic, der in der Vergangenheit alle Preise und Auszeichnungen, die es im Handball zu gewinnen gibt, einheimste, ist gleichzeitig Hoffnungsträger und größtes Fragezeichen der "Infernalen", wie die Nationalmannschaft, von den Kroaten genannt wird. Zuletzt setzte er monatelang aufgrund einer Bandscheiben-Verletzung aus und meldete sich erst vor wenigen Tagen fit.

"Ich habe Schmerzen, aber WM ist WM. Ich muss und werde allen Widerständen trotzen", sagt der Welthandballer von 2003 und 2006 und offenbart damit, dass er nicht ganz fit ins Turnier startet. Gelingt es Balic seine Normalform zu erreichen, ist er für den Gegner kaum zu halten. Mit seinem Geistesblitzen und Trickwürfen ist er in der Lage seine Mannschaft mitzuziehen und somit alleine Spiele zu gewinnen.

Sollte Balic nicht gewohnt aufspielen, muss Lino Cervar mit der Taktik den Gegner überraschen. Sein favorisiertes 3-2-1 System ist dabei sein größter Trumpf. Besonders die Beweglichkeit, dieses Spiel-Prinzips, wobei der zentrale Verteidiger aus der Abwehr rückt, um den Spielfluß zu stören, macht es dem Gegner sehr schwer Angriffe konsequent zu Ende zu spielen und zum Abschluss zu kommen. Teamchef Cervar sagt: "Wir sind Schönspieler und müssen den Gegner täuschen. Wenn man gegen Deutschland oder Frankreich spielt, hat man mit Kraft keine Chance. Diese Teams muss man mit dem Geist schlagen."

"Pumuckl" mit an Bord

Auch außerhalb des Platzes wird nichts dem Zufall überlassen. Angesehene Persönlichkeiten, wie der ehemalige Handball-Nationaltorwart Vlado Sola, wurden mit ins Boot geholt. Sola, der aufgrund seiner ehemals roten Haare "Pumuckl" gerufen wird, ist vor der WM in den Beraterkreis der Mannschaft berufen worden. Der einstige Weltmeister und Olympiasieger zeigt sich ebenfalls sehr optimistisch und verfällt dabei in melancholie: "Die Atmosphäre im Team erinnert mich an 2003, an die Tage bei der Weltmeisterschaft in Portugal, als unsere Geschichte begann, die hier in unserer Heimat ihren nächsten Höhepunkt erlangen wird!"

Alles ist auf Erfolg ausgerichtet. Alles wurde dem Ziel Goldmedallie untergeordnet, nichts dem Zufall überlassen. Viele Fakten sprechen für ein sehr erfolgreiches Abschneiden bei ihrem Heimspiel. Ob es für Gold reicht, wird die Tagesform, der Zusammenhalt innerhalb des Teams, die Leistungsbereitschaft und das nötige Quäntchen Glück zeigen.

Die Kroaten können und werden die Bürde tragen, die Goldmedaille gewinnen zu müssen. Das Team hat seit den Olympischen Spielen in Athen keinen Titel mehr gewonnen. Für diese Spielergeneration, hält diese "Erfolglosigkeit" viel zu lange an. Die Weltmeisterschaft im eigenen Land ist die perfekte Gelegenheit die Durststrecke zu beenden und die "Generation Portugal", die vor sechs Jahren begonnen hat, endgültig zur "Generation Gold" zu veredeln.