"Mein Durchbruch ist nur eine Frage der Zeit"

Max Hopp ist dank einer Wildcard bei den US Masters in Las Vegas dabei
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SPOX: Das Publikum in Deutschland sorgt häufig aber auch mit Pfiffen für Aufsehen. Martin Schindler hat sich darüber kritisch geäußert. Wie stehen Sie dazu?

Hopp: Alle Beteiligten auf der Bühne wissen, dass wir das nicht beeinflussen können, weil das Publikum emotional geladen ist. Ich bin zwar kein Unterstützer davon und ich habe mich nach den Matches schon öfters dafür entschuldigt, aber dieses Wechselbad der Gefühle zeichnet Darts auch aus.

SPOX: Wie kumpelhaft ist grundsätzlich der Umgang zwischen den Spielern rund um ein Event?

Hopp: Die PDC Europe bucht immer ein Spielerhotel, wo das Miteinander ein großes Thema ist. Da kam es schon mal vor, dass ich mittags auf dem Zimmer mit jemandem trainiert habe und am Abend gegen ihn auf der Bühne stand. In Sindelfingen habe ich gegen Kim Huybrechts verloren, am Abend haben wir dann noch eine Runde Mau-Mau gespielt. Wenn sich eine Gruppe findet, die gemeinsam Essen geht, bin ich als Einheimischer gefragt und zeige den anderen, was eine richtige deutsche Mahlzeit ist.

SPOX: Ist es schwieriger, gegen Freunde zu spielen?

Hopp: Wir sind Einzelsportler, aber keine Egomanen. Auf der Bühne spielt die Freundschaft keine Rolle, der Respekt bleibt aber immer. Schwieriger ist es, wenn sich zwei Spieler gegenüber stehen, die keine gute Bindung zueinander haben. Die geraten auf der Bühne aneinander.

SPOX: Unabhängig vom Gegner feiern Sie Ihre Erfolge ausgelassen, nach einem Sieg gegen Zoran Lerchbacher haben Sie beispielsweise Humba angestimmt. Inwiefern gehört das für Sie dazu?

Hopp: Ich bin 20 Jahre alt und möchte meine Erfolge genießen. Früher habe ich das nüchterner hingenommen, aber mittlerweile will ich diese Momente auskosten. Ich bin kein schüchterner Junge, in mir steckt eine Rampensau und ich möchte dem Zuschauer vermitteln: Auch wenn ich eure Nummer eins bin, ich bin eine stinknormale Nummer eins und verschwinde nicht kommentarlos nach dem Match.

SPOX: Seitdem Sie mit 16 Jahren als Darts-Spieler in Erscheinung getreten sind, gelten Sie als große Hoffnung. Wie haben Sie sich in dieser Zeit sonst noch verändert?

Hopp: Mit 16 habe ich meine Ziele zu hoch gesteckt. Ein Wendepunkt für mich war die Partie gegen Robert Thornton bei der WM 2014, als ich einen guten Satz gespielt habe und der Rest echt miserabel war. Da wurde mir klar, dass ich es zwar kann, aber oft einfach nur wild auf das Board feuere. Ich wurde viel zu schnell wütend, das hat sich mit 18 geändert.

SPOX: Inwiefern?

Hopp: Ich bin erwachsen geworden und privat nicht mehr der flippige Junge, der nur durch die Gegend springt. Das schlägt sich auf die sportlichen Leistungen nieder. Ich muss nicht mehr jede 180 exzessiv feiern, sondern lasse meinen Emotionen im richtigen Moment freien Lauf. Hätte ich diesen Prozess nicht durchlebt, wäre ich 2015 wahrscheinlich nicht Jugendweltmeister geworden. Das war mental eine große Herausforderung. Ich habe in Minehead gegen einen Engländer gespielt und beim Walk On haben mir die Leute ins Ohr gekreischt: 'Das ist England. Du hast keine Chance.' Und zack, die Kamera geht an und du musst auf die Bühne.

SPOX: Ihr großes Ziel sind die Top-32, momentan stehen Sie auf Rang 41. Wann ist es endlich soweit?

Hopp: Ich kann mit den Stars mithalten und bei Turnieren weit kommen, aber mir fehlt manchmal noch die kalte Schnauze für den richtigen Moment. Ich setze mir kein Limit mehr, aber die Sehnsucht nach den Top32 ist groß, weil die Qualifikation sehr kräftezehrend ist.

SPOX: Wie läuft so eine Qualifikation ab?

Hopp: Der zeitliche Aufwand ist enorm, weil sie donnerstags stattfindet. Es gibt Wochen, in denen ich nur einen Tag daheim bin und aus dem Koffer lebe. Die Quali ist der komplette Gegenentwurf zum Hauptevent: Sie findet zwar in der Halle statt, aber in dem Bereich, in dem am nächsten Tag die Fans sitzen. Man schaut auf die Bühne und spielt auf die provisorisch aufgebauten Boards. Außerdem ist absolute Ruhe angesagt und jeder muss auch selbst als Schiedsrichter herhalten. Da rechnest du Matches zwischen Leuten, die Brass-Darts für neun Euro spielen. Dann stehst du da 45 Minuten und bist völlig aus deinem Rhythmus. Am nächsten Tag hast du deinen Walk-On mit eigenem Song, da bist du wieder Maximiser und die 3.000 Fans jubeln dir zu.

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