Barney erlegt Mighty Mike

Von Adrian Fink
Michael van Gerwen ist im Achtelfinale der WM ausgeschieden
© getty

Einfach nur unfassbar! Raymond van Barneveld und Michael van Gerwen haben sich im Ally Pally eine heroische Achtelfinal-Schlacht geliefert - die Nummer 1 der Welt ist draußen. Titelverteidiger Gary Anderson und Adrian Lewis stürmen ins Viertelfinale.

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Nachmittags-Session:

2. Runde

Jelle Klaasen (NED/19) - Mervyn King (ENG/14) 4:2 (1:3, 3:2, 3:1, 2:3, 3:0, 3:2)

Achtelfinale

Michael Smith (ENG/8) - Benito van de Pas (NED/24) 4:0 (3:2, 3:0, 3:0, 3:1)

Es war ein Klassenunterschied zwischen der Nummer acht und der Nummer 24 der Order of Merit. Dabei pfefferte der Bully Boy im ersten Satz bei eigenem Anwurf noch vereinzelt Backsteine auf das Board und ließ die Tür durchaus einen Spalt offen.

So benötigte Smith im Eröffnungssatz zwei Breaks, um die Führung einzupacken. In der Folge stabilisierte sich der Favorit auf hohem Niveau und untermauerte seinen Anspruch auf das Viertelfinale immer wieder mit einem Maximum zu Beginn der Legs.

Da Big Ben selten mit Highlights dagegen hielt, kam keine Spannung auf. Auch die Zahlen belegen die Kräfteverhältnisse: Während beide eine vergleichbare Checkout-Quote produzierten (Smith 31 Prozent, van de Pas 29 Prozent), lief Smith dem Außenseiter beim Scoring deutlich davon (102 zu 83).

James Wade (ENG/7) - Jamie Caven (ENG/23) 4:1 (3:1, 1:3, 3:2, 3:1, 3:2)

Es war kein hochklassiges Match und dementsprechend lange mussten die Fans bis zum ersten Highlight warten. Zum Abschluss des zweiten Durchgangs verzückte Jabba mit einem 127er Finish über das Bullseye dann aber nicht nur die Fans, sondern feierte auch den Ausgleich.

Aber auch Wade ließ sich nicht lumpen und schnappte sich unter anderem mit einem 11-Darter und einem 141er-Finish die erneute Führung. Diese brachte The Machine dank seiner Nervenstärke auf die Doppel über die Zielgerade (41 Prozent) - auch seinen anfangs schwachen Average korrigierte er auf immerhin 94 Punkte. Caven nahm im Schnitt hingegen 88 Punkte vom Board und checkte 28 Prozent seiner Check-Out-Möglichkeiten.

Abend-Session:

Adrian Lewis (ENG/5) - Mensur Suljovic (AUT/21) ) 4:0 (3:0, 3:1, 3:2, 3:1)

Die Reise von Mensur Suljovic hat ein jähes Ende gefunden. Der Österreicher startete schwach in das Match und auch in der Folge warteten die Fans im Ally Pally vergeblich auf die Explosion von The Gentle. Symptomatisch: Suljovic benötigte ganze neun (!) Anläufe auf ein Doppel, ehe er sein erstes Leg unter Dach und Fach bringen konnte.

Der Jackpot spielte souverän, Highlights waren aber Mangelware. Eins präsentierte Lewis zu Beginn des vierten Satzes, als er Suljovic in dessen Service ein 161er-Finish schmetterte. Am Ende stand Lewis, der sich nur in Satz drei ernsthaft strecken musste, bei 90 Punkten pro Aufnahme, wobei die Nummer fünf 40 Prozent seiner Check-Out-Möglichkeiten verwandelte. Suljovic enttäuschte mit 24 Prozent auf die Doppel, sein Average lag bei 94 Punkten.

Gary Anderson (SCO/2) - Vincent van der Voort (NED/15) 4:0 (3:0, 3:0, 3:0, 3:1)

Was für ein Statement vom Weltmeister! Der Titelverteidiger demütigte van der Voort nahezu und ließ die Nummer 15 phasenweise wie einen Amateur aussehen. Von Beginn an überfiel The Flying Scotsman seinen Kontrahenten und ließ zu keinem Zeitpunkt Zweifel am Sieger aufkommen.

Mit der frühen Führung im Rücken dominierte Anderson das Geschehen mit hohen Aufnahmen zu den perfekten Zeitpunkten wie ein wahrer Champion. Am Ende hatte Anderson beeindruckende Werte auf dem Boxscore stehen: 102 Punkte Average, 40 Prozent seiner Chancen auf das Doppel verwandelte er.

Der Dutch Destroyer bekam hingegen keinen Fuß auf den Boden und hechelte dem Schotten mit 95 Punkten pro Aufnahme und nur einem von neun genutzten Möglichkeiten auf das Doppel hinterher. Die einzige gute Nachricht für van der Voort: Immerhin wendete der Niederländer im letzten Satz noch den Whitewash ab, indem er endlich sein erstes Leg gewinnen konnte, wofür er sich anschließend gebührend vom Publikum feiern ließ.

Raymond van Barneveld (NED/16) - Michael van Gerwen (NED/1) 4:3 (1:3, 3:1, 3:2, 0:3, 3:2, 2:3, 3:1)

Weltklasse! Im spektakulärsten Spiel der bisherigen WM hat Barney den Topfavorit aus dem Turnier geworfen. "Nach dem ersten Satz habe ich mich gefragt, was ich hier mache. Ich habe nur okay gespielt und er war fantastisch. Im zweiten Satz habe ich richtig gut gespielt und habe dann auch angefangen, an mich zu glauben - und dann kamen die Emotionen. Die WM bedeutet mir alles, ich bin so glücklich", sagte van Barneveld bei Sport1.

Und van Gerwen meinte: "Raymond hat gut gespielt, ich habe okay gespielt. Ich habe zu viele Würfe in entscheidenden Situationen verpasst. Das kann man sich nicht erlauben, wenn Raymond so gut spielt. Das schmerzt sehr."

Beide agierten auf unfassbar hohem Niveau, wobei van Gerwen sowohl einen besseren Average als Barney (106 zu 100), als auch eine stärkere Checkout-Quote (43 zu 33) hatte. Entscheidend für Barneys Erfolg war, dass er bei den knappen Sätzen drei und fünf im Decider die Nerven behielt und mit einem 12- bzw. einem 14-Darter auftrumpfte.

Denn von Anfang an war klar: Jeder Fehler konnte bei diesem hohen Tempo zum Verhängnis werden. So nutzten zu Beginn sowohl MVG als auch Barney die raren Nachlässigkeiten des jeweils anderen gnadenlos aus und gewannen den Satz, bei dem der Gegner einmal mehr den Anwurf hatte. Das muntere Breaken hatte aber im dritten Satz ein Ende: Beide verteidigten erfolgreich, ehe Barney zum ersten Streich ausholte.

Obwohl Mighty Mike den nächsten Satz sauber ins Ziel brachte, ließ sich The Man an diesem Abend nicht aus der Ruhe bringen. Vielmehr verteidigte er seinen fünften Satz erneut mit einem starken Auftritt im Entscheidungs-Leg.

Bereits im sechsten Satz war MVG beinahe geschlagen, doch die Nummer 1 der Welt stoppte eine Barney-Aufholjagd mit einem 135er-Finish. So musste die Entscheidung im siebten Satz fallen: In diesem ließ van Gerwen federn und kassierte früh das Break von The Man, der mit seinem ersten Matchdarts das Viertelfinal-Ticket buchte.

Das Achtelfinale im Überblick:

Michael Smith (ENG/8) - Benito van de Pas (NED/24) 4:0

James Wade (ENG/7) - Jamie Caven (ENG/23) 4:1

Adrian Lewis (ENG/5) - Mensur Suljovic (AUT/21) 4:0

Gary Anderson (SCO/2) - Vincent van der Voort (NED/15) 4:0

Raymond van Barneveld (NED/16) - Michael van Gerwen (NED/1) 4:3

Peter Wright (SCO/4) - Dave Chisnall (ENG/13)

Alan Norris (ENG) - Mark Webster (WAL/22)

Phil Taylor (ENG/3) - Jelle Klaasen (NED/19)

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