"Es liegt nicht an Zigaretten & Whiskey"

Zum PDC-Event in München kleideten sich Michael van Gerwen und Russ Bray ganz tradionell
© pdc europe
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SPOX: Sie haben viele historische Momente hautnah miterlebt. Was ist Ihnen am meisten im Gedächtnis geblieben?

Bray: Da gab es so viele Sachen, alle kann ich gar nicht aufzählen. Aber natürlich werde ich nie vergessen, wie ich Phils ersten 9-Darter im Live-Fernsehen gecalled habe, 2002 in Blackpool. Oder den ersten 9-Darter außerhalb von Europa von Mervyn King in Südafrika. Oder Barney gegen Phil im WM-Finale 2007. Das sind Momente, die vergisst man nicht so schnell.

SPOX: Eigentlich war ich überzeugt davon, dass Sie noch ein weiteres Erlebnis aufzählen würden. Die 17 perfekten Darts...

Bray: ...von Michael van Gerwen, natürlich. Das war pure Magie, ein unglaublicher Moment für alle. Ich dachte damals sogar, er würde weitermachen und tatsächlich den zweiten 9-Darter in Folge schaffen.

SPOX: Mighty Mike gilt als legitimier Nachfolger von Phil Taylor. Kann er den Sport dominieren wie einst The Power?

Bray: Ja, Michael hat das Potential dafür. Aber es gibt einen Unterschied zu Phils Hochzeit. Er war damals allen anderen meilenweit überlegen und fast schon unschlagbar. Heutzutage ist die Spitze viel enger zusammen. Da sind nicht nur Taylor und van Gerwen, wir haben Adrian Lewis, wir haben James Wade, wir haben Chizzy (Dave Chisnall, Anm. d. Red.), wir haben Peter Wright. Die Premier League ist das beste Beispiel, die Dichte ist so hoch, das macht den Sport aufregender. Aber eines ist sicher: Michael wird viele Major-Events und WM-Titel gewinnen. Er ist ein Phänomen.

SPOX: Wie sehen Sie die Entwicklung des Darts-Sports im letzten Jahrzehnt?

Bray: Wir sind sehr glücklich, wie sich alles entwickelt hat. Es gibt mehr Sponsoren, mehr Geld, wir füllen immer größere Hallen. Was das Team um Barry Hearn in den letzten Jahren aufgebaut hat, ist unglaublich. Jeder hofft immer auf ein spektakuläres Fußballspiel. Bei uns können die Fans sicher sein, dass wir ihnen Action bieten. Jede Woche, mittlerweile auch quer über den Erdball verteilt. Der Darts-Sport ist durch die Decke gegangen.

SPOX: Das nächste Ziel muss die Eroberung der USA sein, oder?

Bray: Wir waren ja schon mal mit den Las Vegas Desert Classic in den USA vertreten. Aber es stimmt, richtig warm sind die Amerikaner mit Darts noch nicht geworden. Die Konkurrenz ist dort natürlich immens, mit Baseball, Football, Basketball und so weiter. Es ist wie so häufig in einer Sportart: Sobald ein Landsmann einigermaßen erfolgreich wäre, würde auch das Interesse ansteigen.

SPOX: In Deutschland ist man schon zwei Schritte weiter. Der Darts-Sport hierzulande boomt und der eine oder andere deutsche Spieler hat sich auch schon einen Namen gemacht.

Bray: Deutschland hat sich eine gute Basis geschaffen. Shorty Seyler, Jyhan Artut oder der junge Max Hopp, darauf lässt sich aufbauen. Ob ein Weltmeister dabei ist? Das weiß ich nicht, das muss man abwarten.

SPOX: Das Mutterland des Darts wird aber immer England bleiben. Mittlerweile hat man sich sogar im Mainstream etabliert. Gibt es denn noch Träume? Wie wäre es mit einem Event im Wembley Stadium?

Bray: (schmunzelt) Wembley Stadium? Warum nicht! Wir waren ja schon in der Wembley Arena, das war eine tolle Stimmung. Wenn wir Wembley füllen könnten, wäre das natürlich fantastisch.

SPOX: Sie würden damit wohl einen Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde erhalten - und zwar nicht zum ersten Mal. Es gibt da ein Gerücht über einen kleinen Wettbewerb in Blackpool...

Bray: Ja, das war 2008. Wir wollten den Weltrekord im "Distanz-Bullseye-treffen" brechen. James Wade und ein paar andere Spieler waren dabei, aber ihnen ist es allen nicht gelungen. Bis ich um die Ecke kam und die Ehre der PDC wiederhergestellt habe (grinst). Mittlerweile habe ich den Rekord aber gar nicht mehr.

SPOX: Zum Abschluss ein Blick in die Zukunft: Sie haben vier Kinder, einen Stiefsohn und dazu noch sechs Enkel. Ist die Caller-Ära bei den Brays also gesichert?

Bray: Nein, keiner meiner Söhne hat dieselbe Veranlagung. Vielleicht wird es bei meinen Enkeln wieder anders sein, aber erst mal sieht es ganz danach aus, als müsste ich noch eine Weile weitermachen (lacht).

Seite 1: Bray über seine Stimme, einen Rechenfehler und das Chaos von Australien

Seite 2: Bray über seine besten Momente, Mighty Mike und einen Traum

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