Der Pfad der Zerstörung

Gennady Golovkin (r.) feierte in 34 Kämpfen 31 vorzeitige Siege
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Marco Antonio Rubio (Oktober 2014): Knockout in Runde 2

Die Zuschauer im StubHub Center dürften sich auf einen richtigen Kampf gefreut haben, wirklich lange dauerte dieser allerdings nicht. Rubio, der aufgrund von 820 Gramm - entspricht einem Big Mac, einer kleinen Portion Pommes (ohne Flatrate) und einer großen Cola - zu viel auf den Rippen nicht um den Titel Golovkins antreten durfte, versuchte zwar mitzuboxen (keine gute Idee), sah gegen seinen Widersacher aber nie auch nur ein bisschen Land und wurde so zu dessen 18. Knockout-Opfer.

Bereits nach einer Minute der zweiten Runde musste Ringrichter Jack Reiss nach einem krachenden linken Haken Golovkins, der seinen Gegner mit dem Rücken an den Seilen hatte, den Fight beenden. Der Einschlag dürfte bis in die letzte Reihe hörbar gewesen sein. Rubio gelang es zwar, am Boden die Orientierung zu erlangen und er schaffte es auch wieder auf die Beine. Den Count konnte er dennoch nicht bewältigen. Der obligatorische Blick der Marke "Hey Ringrichter, der Abbruch war nun aber wirklich zu früh" hätte zudem für keinen Oscar gereicht.

"Der Schlag war richtig hart. Ich wusste, dass ich ihn damit hatte. Ich war froh, dass er offensiv boxte und versuchte, mich zu besiegen. Aber meine Power war einfach zu viel für ihn", analysierte Golovkin mit einem für ihn typischen verschmitzten Lächeln auf den Lippen. Wohlwissend, dass der nächste brutale Knockout-Erfolg bei der weiteren Suche nach passenden und vor allem willigen (!) Gegnern nicht sonderlich hilfreich sein würde.

Martin Murray (Februar 2015): Technischer Knockout in Runde 11

Dennoch fand sich ein nächstes Opfer - und es kam wieder mal von der Insel. An Kampfgeist mangelte es Murray in Monaco zwar nicht, an den Mitteln, seinen Gegenüber unter Druck zu setzen, jedoch schon. Stattdessen dürfte wohl jeder Sandsack in sämtlichen Gyms auf der Welt neidisch auf die Nehmerqualitäten Murrays sein. Denn dieser zeigte sich als zäher Gegner, der eine Menge harter Treffer einstecken musste und auch konnte.

Den letzten Gong erlebte er aber nicht. Nach einem Haken auf die Leber in der vierten Runde ging der Brite zwar das erste Mal zu Boden, schaffte es allerdings rechtzeitig wieder auf die Beine und steckte von da an munter ein. Auch in der Folge dominierte Golovkin den Kampf und prügelte Murray windelweich. In der vorletzten Runde hatte Ringrichter Luis Pabon dann genug gesehen und beendete den Fight vorzeitig. Golovkin konnte durchatmen, Murray auch.

"Gennady hat nun 19 Knockouts in Folge erboxt. Aber er knockt seine Gegner nicht nur in der zweiten oder dritten Runde aus, sondern hat gezeigt, dass er auch bis zum Schluss noch Kraft hat", lobte Promoter Tom Loeffler bei ESPN. "Das ist meine Strategie. Ich mache es die ersten fünf bis sechs Runden spannend, um ihn dann auszuknocken. Er war ein starker Kämpfer, aber mein Plan war es, ihn nach fünf bis sechs Runden K.o. zu schlagen", so Golovkin.

David Lemieux (Oktober 2015): Technischer Knockout in Runde 8

Was hatte Lemieux vor seinem Kampf gegen Golovkin nicht alles rausgehauen. Fast hätte man den Eindruck erlangen können, dass der Kanadier zumindest selbst daran glauben würde, die große Sensation zu vollbringen und seinem kasachischen Gegenüber die erste Niederlage zuzufügen. Da die Wahrheit jedoch im Ring liegt und alle Worte im Vorfeld nur Schall und Rauch sind, sah das Ende etwas anders aus als von Lemieux prognostiziert.

Vor 20.548 Zuschauern im altehrwürdigen Madison Square Garden dominierte Golovkin das ungleiche Duell vom ersten Gong an und schickte Lemieux bereits in der fünften Runde auf den Boden der Tatsachen. Auch im Anschluss zerlegte Golovkin seinen Gegner nach allen Regeln der Kunst. Eine blutende Nase war noch Lemieux' geringstes Problem. Abgesehen von wilden Schwingern in Richtung seines Gegners kam vom Außenseiter nicht wirklich viel.

Als der Kanadier in der achten Runde mit noch 1:32 Minuten auf der Uhr einmal mehr mit dem Rücken an den Seilen stand und vom Kasachen mit knallharten Schlägen in Sandsack-Manier eingedeckt wurde, traf Ringrichter Steve Willis die einzig richtige Entscheidung und brach den Kampf trotz der üblichen Widerworte ab. Vielleicht wäre ein 1-on-2-Handicap-Match mit Murray als lebendigem Schutzschild und Lemieux eine Chance, Golovkin zu schlagen. Vor allem wenn Rubio dann noch den Ringrichter ablenken würde und einen schwarzen Klappstuhl dabei hätte.

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