TKO-Sieg! Brähmer bleibt Weltmeister

Jürgen Brähmer (r.) behält den WBA-Titel im Halbschwergewicht
© getty

Jürgen Brähmer (46-2-0) hat seinen WBA-Titel im Halbschwergewicht erfolgreich verteidigt. Der 36-jährige Weltmeister bezwang Robin Krasniqi (43-4-0) in Rostock durch technischen K.o. nach der neunten Runde und darf nun von einem Duell mit Arthur Abraham oder Felix Sturm träumen.

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Vor 5000 Zuschauern in der ausverkauften Rostocker Stadthalle lieferten sich Brähmer und Krasniqi einen mitreißenden und hochklassigen Fight. Gerade der Herausforderer, seines Zeichens die Nummer eins der Weltrangliste, überraschte mit einer durchdachten Vorstellung und brachte den Champion ein ums andere Mal in Probleme. Brähmer behielt jedoch die Ruhe und setzte sich am Ende auch auf Grund seiner Schlaghärte durch.

Der Weltmeister verteidigte damit zum vierten Mal in Folge seinen WBA-Gürtel im Halbschwergewicht (79,3 kg), den er seit seinem Erfolg über Marcus Oliveira im Dezember 2013 um die Hüften trägt. Doch das soll bei weitem noch nicht das Ende gewesen sein. Der 36-Jährige liebäugelt mit einem Ausflug ins Super-Mittelgewicht (76,2 kg), dort winken lukrative Duelle mit Arthur Abraham und Felix Sturm.

"Ich möchte wie einst Darius 'Tiger' Michalczewski in zwei Gewichtsklassen Weltmeister werden", sagte Brähmer zuletzt der Bild am Sonntag: "Das Limit schaffe ich ganz locker." An der TV-Situation würde dieser Plan schon mal nicht scheitern. Brähmer, der seit über sechs Jahren ungeschlagen ist, boxt wie Abraham und Sturm auf Sat.1.

Sportlich nicht minder reizvoll wären alternativ Fights gegen Sergey Kovalev und Adonis Stevenson, den beiden anderen Champions im Halbschwergewicht.

Reaktionen:

Jürgen Brähmer: "Er hat mir sehr viel abverlangt und sich sehr gut geschlagen. Es war ein toller Kampf. Meinetwegen können wir das gerne noch mal machen."

Robin Krasniqi: "Er ist wirklich ein starker Mann. Ich bin sehr traurig. Ich werde mein Ziel weiter jagen."

...über den Cut: "Ich werde natürlich weiterkämpfen, hätte auch heute gerne weitergemacht, aber die Gesundheit geht natürlich vor."

Brähmers Titelverteidigung im RE-LIVE

SPOX-Scoreboard1. Runde23456789101112Score
Jürgen Brähmer (GER)109109101091010
Robin Krasniqi (GER)910910991098TKO

Der Ringrichter: Tony Weeks. Der Amerikaner gilt als einer der erfahrensten Referees im Boxsport, musste sich im letzten Jahr jedoch einige Kritik gefallen lassen, als er beim ersten Duell zwischen Floyd Mayweather und Marcos Maidana dem Argentinier trotz mehrerer Regelverstöße keinen Punkt abzog. Auch beim Kampf zwischen Wladimir Klitschko und Kubrat Pulev im vergangenen November machte Weeks nicht immer eine gute Figur. In Rostock konnte man dem 58-Jährigen aber keine Vorwürfe machen. Ein ruhiger und souveräner Auftritt, ohne sich zu sehr in den Mittelpunkt zu stellen. Allerdings machten es ihm die beiden Boxer auch relativ leicht und verzichteten auf jegliche schmutzigen Tricks.

Der Schlag des Kampfes: Brähmers linke Gerade. Nachdem der Jab des Weltmeisters ein wenig im Winterschlaf steckte, setzte er auf seine Schlaghand - und stellte mal wieder seine Punching Power unter Beweis. Brähmer klingelte Krasniqi mit der linken Geraden einige Mal an, auch die Entscheidung ging auf die Kappe des Paradeschlags.

Das fiel auf:

  • Das Duell Brähmer gegen Krasniqi war der erste deutsche WM-Kampf im Halbschwergewicht seit 15 Jahren. Zuletzt trafen sich Dariusz Michalczewski und Graciano Rocchigiani am 15. April 2000 in Hannover im Ring - mit dem besseren Ende für den Tiger.
  • Große Teile des Publikums in Rostock standen hinter Brähmer, der im eine Stunde entfernten Schwerin lebt. Bereits vor dem ersten Gongschlag feierten die Zuschauer in der Stadthalle lautstark ihren Local Hero.
  • Brähmer ließ in der Anfangsphase die Führhand häufig zu tief hängen. Krasniqi nutzte diese Nachlässigkeiten gut aus, indem er seine Schnelligkeit ausspielte und überfallartig in den Gegner hineinsprang.
  • Krasniqi versuchte, die Ringmitte für sich zu beanspruchen und dadurch Brähmer in die Defensive zu drücken. Der Weltmeister gilt allerdings nicht ohne Grund als starker Konterboxer und antwortete in diesen Situationen mit dem Jab, der jedoch nicht immer die gewohnte Wirkung ausstrahlte.
  • Wie immer bei einem Aufeinandertreffen zwischen einem Rechtsausleger (Brähmer) und einem Normalausleger (Krasniqi) kamen sich beide Boxer mit den Füßen ins Gehege. Gerade für Krasniqi eine neue Situation, war es doch das allererste Treffen mit einem Southpaw im Ring.
  • Brähmer-untypisch punktete der 36-Jährige über die Quantität seiner Schläge. Die sauberen und präziseren Treffer kamen von Krasniqi.
  • Krasniqi Plan, durch Körpertreffer die Deckung herunterzuziehen und dann mit dem Aufwärtshaken, der besten Waffe des Herausforderers, nachzulegen, ging auf. Auch weil sich Brähmer unverständlicherweise häufig nach links bewegte und damit genau in die Schlaghand des Gegners.
  • Mit einer harten Linken zum Körper drehte Brähmer am Ende der fünften Runde das Momentum zu seinen Gunsten. In der Folgezeit entwickelte sich ein sehenswertes Duell, in dem Krasniqi sein hohes Tempo durchzog, Brähmer allerdings seinen Gegenüber öfter zum Wackeln brachte - Stichwort Schlaghärte.
  • In der neunten Runde fiel dann die Entscheidung. Brähmer schickte Krasniqi mit einer knallharten linken Gerade und einem rechten Haken in die Seile, Ringrichter Weeks zählte den 27-Jährigen daraufhin an. Krasniqi rettete sich zwar noch in die Pause, doch mit einem blutigen Cut an der Lippe entschied sich die Ecke des Herausforderers, vor der zehnten Runde das Handtuch zu werfen.
  • Krasniqi musste sich damit auch im zweiten WM-Kampf seiner Karriere geschlagen geben. Bereits im April 2013 hatte der gebürtige Kosovo-Albaner gegen Nathan Cleverly den Kürzeren gezogen. Zudem war es die erste vorzeitige Niederlage in Krasniqis Laufbahn.

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