Déjà-vu in Vegas

Floyd Mayweather Jr. und Marcos Maidana wollen im Rückkampf für Klarheit sorgen
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Der Weg zum Sieg

Der Plan, mit dem Maidana in das erste Duell ging, wirkte nicht nur schlüssig, er war es auch. Ein Boxer muss stets seine eigenen Mittel in Relation zum Gegner erkennen und entsprechend das Maximum herausholen. Der Argentinier blieb sich und seiner Linie treu, verbesserte sich zudem in Feinheiten wie dem Jab, der Beinarbeit und dem Ringgefühl.

Diese Entwicklung ist keinesfalls abgeschlossen. Maidana dürfte beim ersten Duell gegen den besten Pound-for-Pound-Boxer der Gegenwart mehr gelernt haben als aus diversen Siegen zuvor. Ein nächster Schritt seiner Entwicklung muss deshalb folgen, dies weiß auch der Herausforderer: "Ich habe mich angepasst und ich denke, ich bin bereit", sagt Maidana zuversichtlich.

Sein Ziel muss erneut sein, seinen Kontrahenten an die Seile zu bringen und so dessen Spielraum deutlich einzugrenzen. Bei 114 seiner 221 Treffer war Mayweather exakt in dieser Position. Interessant wird in diesem Zusammenhang vor allem, ob er es zusätzlich schafft, den Schlägen seines Gegenübers besser aus dem Weg zu gehen. Um dies zu erreichen, deutete sein Trainer bereits an, dass sein Schützling etwas weniger Gewicht haben dürfte als im ersten Fight. Schnelligkeit und Ausdauer auf Kosten von Schlagkraft, lautet somit die Devise.

Grauzonen als Bonus

Permanenter Druck, extrem physisches Boxen sowie das Ausnutzen sämtlicher Grauzonen gehören dagegen zum Mann aus Santa Fe. Daran wird sich auch im Rückkampf nichts ändern. Für Mayweather kann dies mitunter sehr frustrierend sein. Genau dies will der Herausforderer erreichen. Oder, um es mit den Worten von Garcia zu sagen: "Sollte Floyd gedacht haben, dass das bereits dreckig war, dann wird es diesmal noch eine Ecke dreckiger."

Gelingt es, den Champion zu reizen, könnten sich Lücken auftun, die ein ausgeglichener Boxer nicht preisgeben würde. Zu seinem Pech gehört sein Gegner jedoch zu den erfahrensten und selbstsichersten Boxern der Geschichte.

Auf der Gegenseite birgt ein erneutes Duell nicht nur Vorteile für Maidana. Auch Mayweather ist in der Lage, sich nach all den Jahren noch zu entwickeln, an einen Gegner anzupassen. Während eines Kampfes kann er dies wie kein anderer, umso größer wird der Sprung mit vier Monaten Vorbereitungszeit ausfallen.

Distanz als entscheidender Faktor

So wird Mayweather auf den Jab bauen, versuchen, die Distanz zu halten, sich generell mehr bewegen und Größen- sowie Reichweitenvorteile effektiver ausspielen. Außerdem wird es auf direkte Konter ankommen, die auf den Bewegungen Maidanas basieren. Gelingt dies, wird er auch den Rückkampf nach Punkten für sich entscheiden. Ein vorzeitiges Ende ist dagegen nicht in Sicht, dafür fehlt "Money" inzwischen wohl die Power.

Je länger das erste Duell ging, desto klarer erkannte Mayweather die Aktionen, reagierte ab Mitte des Kampfes vorwiegend auf die Gewichtsverlagerung seines Kontrahenten - noch ehe dieser seine Offensivaktion überhaupt startete und bestrafte so Maidana auf den Zetteln der Punktrichter ein ums andere Mal.

"Floyd hat nicht wie der Mann gekämpft, für den ich ihn hielt. Er wurde zuvor noch nie von einem Mann getroffen. Ich musste vor dem Kampf meine Handschuhe wechseln und habe ihm trotzdem einen großen Kampf geliefert", zeigte sich Maidana im Anschluss angefressen.

Wer erfüllt die Erwartungen?

Die Erwartungen an den Rückkampf sind völlig zu Recht äußerst hoch. Zum einen, da bereits das erste Aufeinandertreffen zu überzeugen wusste, zum anderen, da beide Kämpfer ihre Lehren aus der Vergangenheit gezogen haben dürften und somit für eine weitere Spannungsebene gesorgt ist.

Beide kennen das Arsenal des Gegners, beide kennen ihre eigenen Grenzen. Es gilt: Wer schafft es, beide Elemente am besten zu kombinieren? Wer findet die besseren Antworten oder gibt es gar völlig neue Ansätze, um den Gegner zu überraschen?

Sollte Garcia nicht noch ein Ass im Ärmel haben, wird Mayweather den Rückkampf allerdings deutlich für sich entscheiden. Die Eingewöhnungsphase entfällt, die Bewegungen seines Kontrahenten haben sich eingebrannt. Zwar wird es auch diesmal über die volle Distanz gehen, jedoch wird sich der Ablauf aufgrund dieser Faktoren entscheidend zu Gunsten Mayweathers verändern.

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Seite 2: Das erste Duell und der Chef im Ring

Seite 3: Weg zum Sieg und hohe Erwartungen

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