Boytsov feiert Comeback-Sieg

Denis Boytsov (l.) verließ den Ring im Gerry Weber Stadion als Sieger
© getty

Denis Boytsov kehrt nach seiner langen Pause bei der Sauerland-Veranstaltung in Halle erfolgreich in den Ring zurück. Vincent Feigenbutz fordert Arthur Abraham und Co. heraus und Enrico Kölling verteidigt seinen Titel.

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Cruisergewicht: Murat Gassiev (RUS - 18-0-0) besiegte Leon Harth (GER - 9-1-0) via TKO (4. Runde)

Bitterer Abend für Leon Harth! Eigentlich wollte der Lokalmatador - der Deutsche stammt aus dem rund 30 Kilometer entfernten Bielefeld - seinen zehnten Sieg im zehnten Kampf holen. Doch daraus wurde nichts.

Nach gutem Beginn mit einigen erfolgreichen Jabs kassierte Harth in der vierten Runde eine Linke durch die Deckung, kurze Zeit später schickte ihn eine Rechte dann zu Boden. Zwar zeigte der 26-Jährige Moral und kam noch einmal auf die Beine. Doch Gassiev, der im Vorfeld der Veranstaltung als Sparringspartner von Marco Huck aktiv war, ließ nicht locker und nahm Harth gerade mit seinem Leberhaken die Luft zum Atmen.

So kam es, wie es kommen musste. Nach einem weiteren Niederschlag brach der Ringrichter Norbert Dürnberger den Fight ab - die erste Niederlage in Harths Profi-Karriere war perfekt. Der Russe wurde dagegen seinem Ruf als große Zukunftshoffnung gerecht.

Schwergewicht: Otto Wallin (SWE - 7-0-0) besiegte Maksym Pedyura (UKR - 14-7-1) via TKO (4. Runde)

Otto Wallin gilt nicht umsonst als Versprechen an die Zukunft des schwedischen Boxens. In Halle ließ sich der Schwergewichtler auch nicht von dem erfahrenen 37-Jährigen Maksym Pedyura aus der Ruhe bringen.

Der Ukrainer versuchte es zwar in den ersten beiden Runden immer wieder mit wilden Schwingern. Doch Wallin schaffte es, mit seinem Jab genügend Distanz zwischen sich und seinem Kontrahenten zu bringen.

Das Ende war folgerichtig. Nach einer schönen Kombination - erst zum Körper, dann zum Kopf - musste Pedyura in der vierten Runde zu Boden, beim 8-Count beendete der Ringrichter das Geschehen. Damit wahrte Wallin, der vom zweifachen Weltmeister Joey Gamache trainiert wird, auch in seinem ersten Kampf über sechs Runden seine weiße Weste.

Halbmittelgewicht: Besar Nimani (GER - 18-0-0) besiegte Ferenc Albert (HUN - 6-3-0) via TKO (5. Runde)

Die K.o.-Maschine aus Bielefeld hat wieder zugeschlagen. Besar Nimani lieferte vor heimischem Publikum ein wahres Offensivspektakel ab. Eigentlich gab es von Anfang an nur eine Frage: Wie lange bleibt Ferenc Albert stehen?

Der Ungar konnte sich nämlich kaum gegen Nimanis Schlaghagel wehren. Zwar gab es auch beim guten Freund von Marco Huck die eine oder andere Lücke in der Deckung. Doch das ging fast unter, da sich Albert eigentlich nur in der Defensive befand.

In der fünften Runde schaltete Nimani sogar noch einmal einen Gang höher und benutzte seinen Gegner quasi als Punching Ball, bevor der Ringrichter schließlich einschritt. Mit dem 15. vorzeitigen Erfolg verbesserte Nimani auch seine beeindruckende K.o.-Quote - und darf weiter von einem Duell mit Jack Culcay, dem WBA Intercontinenal Champion, träumen.

Cruisergewicht: Marko Nikolic (SER - 3-0-0) besiegte Peter Hegyes (HUN - 8-11-0) nach Punkten (einstimmig)

Siebenfacher serbischer Amateur-Champion war Marko Nikolic schon. Jetzt hat er auch seinen ersten Profi-Auftritt in Deutschland hinter sich gebracht - und zwar mit Erfolg. Gegen Journeyman Peter Hegyes geriert der Serbe nie in Gefahr.

Was offensichtlich war: Nikolic besitzt durchaus Dampf in den Fäusten, das musste auch Hegyes feststellen, als er in der zweiten Runde nach einer harten Rechten den Boden küsste. Allerdings mangelt es dem 25-Jährigen noch an der Präzision.

Auch deswegen verpasste Nikolic, der dem Ungarn in allen Belangen überlegen war, den K.o., an seinem eindeutigen Punktsieg gab es jedoch keine Zweifel.

Schwergewicht: Denis Boytsov (RUS - 34-1-0) besiegte Timur Musafarov (GER - 6-2-0) nach Punkten (95:94, 97:93, 98:91)

Denis Boytsov is back! Der Russe stand zum ersten Mal seit seiner Niederlage im WBO-Eliminator gegen Alex Leapai im November 2013 und einer darauffolgenden Knie-OP wieder im Ring. Das Ziel im Vorfeld des Kampfes gegen Tommur Musafarov war klar: Der Weg zurück an die Weltspitze sollte beginnen.

Doch wohl niemand hatte erwartet, was die Zuschauer im Gerry Weber Stadion erleben sollten: Beide Boxer lieferten sich einen atemberaubenden Schlagabtausch. Auf der einen Seite Musafarov, der durch schnelle Beine bestach und den Gegner mit seinem In-and-Out-Stil unter Druck setzte.

Und auf der anderen Seite Boytsov, der mit seinem Jab versuchte, die Kontrolle über den Fight zu gewinnen. Das gelang auch, in der Mitte des Fights schien das Kämpferherz des gebürtigen Usbeken mit einem Cut auf der Nase und einem angeschwollenem Auge gebrochen zu sein.

Doch Musafarov, der in der siebten Runde wegen Kopfstoßes eine Verwarnung kassierte, gab sich nicht auf und marschierte fast wie im Blutrausch nach vorne. Boytsov wirkte ein wenig überrascht von der zweiten Luft seines Kontrahenten, konnte in der Schlussphase mit offenem Visier bei beiden Boxern aber auch punkten.

Die Judges mussten her - und einigten sich einstimmig und verdientermaßen auf einen Sieg Boytsov, der sich im Anschluss zufrieden zeigte: "Es war schwer, aber jetzt ist mein Kopf frei. Nach meinem letzten Kampf habe ich mich lange vorbereitet. Das hat sich ausgezahlt. Ich glaube, nach ein bis zwei Kämpfen bin ich bereit für Größeres."

WBO Intercontinental Interims-Meisterschaft im Super-Mittelgewicht: Vincent Feigenbutz (GER - 15-1-0) besiegte Slavisa Simeunovic (BIH - 14-9-0) via TKO (1. Runde)

Die Einlaufmusik von Vincent Feigenbutz kündigte es bereits an: "Prepare for the onslaught". Besser konnte man die nächsten Minuten eigentlich auch gar nicht beschreiben.

Feigenbutz, der von seinem Manager Rainer Gottwald bereits als kommender großer deutsche Weltmeister gefeiert wird, überrollte Slavisa Simeunovic in der ersten Runde und verbuchte nach einer knallharten Rechten und einem weiteren Schlaghagel seinen 14. K.o.-Sieg.

Kein Wunder also, dass der 18-Jährige nach seinem Kurzauftritt bereits vollmundig in die Zukunft blickte: "Jetzt kann jeder Gegner kommen, egal ob Zeuge, Stieglitz oder Abraham. Ich haue sie alle um."

WBA Intercontinental Meisterschaft im Halbschwergewicht: Enrico Kölling (GER - 15-0-0) besiegte Giuseppe Brischetto (ITA - 12-3-0) via TKO (8. Runde)

Quadratisch. Praktisch. Gut. Oder anders ausgedrückt: eine weitere clevere und durchdachte Performance von Enrico Kölling. Der Kampf des Deutschen gegen Giuseppe Brischetto war eine Blaupause seiner Fähigkeiten.

Der Halbschwergewichtler agierte von Beginn an durchdacht, ließ sich auf keine unnötigen Scharmützel ein und diktierte mit seinem Jab den Fight. Der 37-jährige Italiener blieb zwar mit seinem Oberkörper beweglich und trat interessanterweise als Rechtsausleger auf, obwohl er als Normalausleger geführt wird, doch das reichte gegen die Maschine Kölling nicht aus.

Auch deswegen nicht, weil der Schützling von Karsten Röwer in der sechsten und siebten Runde für ein wenig Spektakel sorgte, als er Brischetto zweimal mit einer perfekt getimten Linken auf die Leber in die Knie zwang.

Das reichte offenbar aus, denn der Herausforderer trat zur achten Runde nicht mehr an. So verteidigte Kölling zum ersten Mal seinen erst im Juni errungenen Titel als WBA Intercontinental Champion: "Mich freut, dass unser Gameplan funktioniert hat. Wir haben uns den Gegner angeschaut und gut analysiert. Ich freue mich sehr über den Sieg."

WBO Weltmeisterschaft im Cruisergewicht: Marco Huck (GER - 38-2-1) besiegte Mirko Larghetti (ITA - 21-1-0) nach Punkten (116:112, 116:112, 118:110)

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