Grandioses Comeback von Abraham

SID
Arthur Abraham freut sich auf die Bratkaroffeln
© getty

Box-Altmeister Arthur Abraham hat seine Kritiker verblüfft. Der 34-Jährige nahm Robert Stieglitz in dessen Wohnzimmer den WM-Gürtel im Supermittelgewicht ab und blickt nun einem versöhnlichen Karriereende entgegen.

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Eine taktische Meisterleistung mit einem Finale furioso: Box-Altmeister Arthur Abraham holte sich nach einer mitreißenden Vorstellung im dritten Duell gegen Robert Stieglitz die WM-Krone der WBO im Supermittelgewicht zurück. Ein krachender Aufwärtshaken besiegelte Sekunden vor Schluss den Triumph von "King Arthur", der in dem Alles-oder-Nichts-Kampf sein Karriereende abwenden konnte.

"Es war ein harter Fight. Beide haben alles gegeben. Mehr geht nicht", sagte Abraham nach dem Punktsieg mit 2:1 Richterstimmen (115:110, 114:111, 112:113). Völlig erschöpft bedankte sich der Deutsch-Armenier bei seinen Fans unter den 7500 Zuschauern in der Magdeburger Getec-Arena: "Ich bin einfach nur glücklich. Jetzt kann ich nach Hause. Mama macht Bratkartoffeln."

Stieglitz mit Wertung nicht einverstanden

Titelverteidiger Stieglitz fühlte sich verschaukelt. "In meinen Augen war das Betrug. Ich habe nicht gegen Arthur, sondern gegen das Punktgericht verloren", sagte der 32 Jahre alte Deutschrusse nach der bitteren Pleite in seinem Wohnzimmer. "Das war eine Schande, ein schlimmes Urteil", bestätigte sein Trainer Dirk Dzemski: "Robert hat den Kampf komplett bestimmt. Als ich hörte, dass er vor der letzten Runde hinten liegen sollte, traute ich meinen Ohren nicht."

Abrahams Manager Wilfried Sauerland hatte kein Verständnis für die Empörung der Gegenseite. "Man braucht doch nur in die Gesichter der Boxer zu gucken, da weiß man, wer mehr Treffer kassiert hat", sagte der Promoter. In der Tat hinterließ der Kampf bei Stieglitz deutlich mehr Spuren. Ein blaues Auge, Schwellungen an der Stirn und Blutspuren an den Wangen zeugten von schmerzhaften Treffern.

Harte Vorbereitung zahlt sich aus

Fast zwölf Runden war Stieglitz in seinem 50. Profikampf nach vorne marschiert, hatte Abraham mit Kombinationen bearbeitet. "King Arthur" konterte clever mit Jab und linkem Haken. Bis zur Schlussrunde war der Kampf ausgeglichen, ehe der Weltmeister nach dem Haken zu Boden ging. Zwar stand der Lokalmatador wieder auf, doch der Niederschlag bedeutete die Entscheidung.

"Ich habe Arthur vor der Schlussrunde gesagt, dass er noch etwas tun müsse", berichtete Abrahams Trainer Ulli Wegner. Nach der Pleite gegen Stieglitz im März 2012 hatte der Kulttrainer seinem Schützling eine Hardcore-Vorbereitung verordnet. "Ich war acht lange Wochen im Trainingslager von Kienbaum. Zum Schluss waren da nur noch die Putzfrauen und ich", sagte Abraham.

Seitenhieb nach dem Kampf

Auch ehemalige und aktuelle Weltmeister sahen Abraham vorne. "Arthur war heute immer Herr der Lage. Stieglitz hat sich ausgepowert und war am Ende blau. Die Taktik war falsch", sagte Ex-Champion Sven Ottke. "Spektakulär, sensationell", meinte Cruisergewichts-Weltmeister Marco Huck über den Kampf: "Arthur hat alles gezeigt. Er war total konzentriert."

Abraham selbst konnte sich am Ende einen Seitenhieb auf Stieglitz-Manager Ulf Steinforth nicht verkneifen. Das Stieglitz-Lager hatte die Veranstaltungsrechte für 2,3 Millionen Euro ersteigert: "Wir Boxer bluten und schwitzen im Ring und kriegen nur zwei Freikarten für die Familie. Das ist unmenschlich."

Verteidigung noch im März

Steinforth verteidigte seinen Sparstil, war aber auch sichtlich enttäuscht vom Ausgang des Kampfes. Eigentlich wollte der SES-Chef mit Stieglitz große Kasse machen. Der Auftakt war gelungen, und der Kampf bescherte Sat.1 mit einem Marktanteil von 23,9 Prozent eine hervorragende Quote. Nun aber geht es zunächst wieder gegen namenlose Aufbaugegner. Steinforth: "Robert wird weiter seinen Weg machen. Er ist ein Weltklasse-Boxer."

Die besseren Perspektiven jedoch hat eindeutig Abraham. Wie das Sauerland-Management mitteilte, wird er nach dem 39. Sieg im 43. Kampf bereits am 31. Mai zu einer freiwilligen Titelverteidigung antreten. Pikant: Auch Mittelgewichts-Champion Felix Sturm hat für diesen Tag einen Kampf gebucht. "Mal sehen. Ich will nichts ausschließen", sagte Sauerland über ein erneutes deutsch-deutsches Duell.

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