Brähmer besteigt wieder den WM-Thron

Jürgen Brähmer gewann gegen Marcus Oliveira den WM-Titel im Halbschwergewicht
© getty

Jürgen Brähmer (42-2-0) hat sich erneut zum Weltmeister gekrönt. Der 35-jährige Deutsche besiegte in Neubrandenburg den Amerikaner Marcus Oliveira (25-1-1) einstimmig nach Punkten und sicherte sich den vakanten WBA-Titel im Halbschwergewicht. Für den Schützling von Don King war es die erste Niederlage in seiner Karriere.

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Brähmer, der nach 2009 zum zweiten Mal Profi-Weltmeister wurde, war von Beginn an der aktivere Mann im Ring. Er profitierte allerdings auch von einem gerade in den ersten Runden sehr zurückhaltendem Gegner. Vor einer ekstatischen Zuschauermenge im Jahnsportforum verlor der Deutsche nur ab der siebten Runde ein wenig den Faden, übernahm aber spätestens in der Schlussphase wieder die Kontrolle im Ring und flirtete sogar mit einem Knockout.

Der 35-Jährige krönte mit dem WM-Titel sein ganz persönliches Comeback und bescherte Sauerland Event einen perfekten Jahresabschluss. Das Halbschwergewicht war im Sommer 2012 nach Unstimmigkeiten mit Universum zum größten Boxstall Deutschlands gewechselt und fand dort zu alter Stärke zurück.

Bereits vor dem Kampf sorgte Oliveira-Promoter Don King für einen Eklat. Anders als zuvor besprochen bestand der exzentrische Amerikaner darauf, dass sein Schützling auf Grund seiner besseren Weltranglistenposition nach Brähmer zum Ring kommt. King bekam seinen Wunsch - am Ausgang des Fights änderte dies allerdings nichts.

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Reaktionen:

Jürgen Brähmer: "Ich bin unglaublich glücklich. Wir sind am Ziel angekommen, genau dorthin wollten wir die ganze Zeit hin. Wir haben uns das ganze Jahr lang von nichts aufhalten lassen."

...über den Eklat mit Don King: "Das ist mir auf gut deutsch gesagt scheißegal. Ob als Erster oder Zweiter in den Ring zu gehen - darum geht es bei einem WM-Kampf doch nicht."

Marcus Oliveira: "Ich habe in der ersten Runde Brähmers Daumen ins Auge bekommen. Danach war meine Sicht beeinträchtigt. Aber er ist ein cleverer Boxer. Ich bin leider erst in der sechsten Runde aufgewacht."

Kalle Sauerland (Promoter): "Ich bin sehr, sehr stolz auf das Team und vor allem auf Jürgen. Seine Leistung heute war weltmeisterlich. Er hat sehr konzentriert geboxt."

...über den Eklat mit Don King: "Das ist eine Schande, ein absoluter Scherz. Das sind die typischen Don-King-Spielchen."

Don King: "Es gibt keine Entschuldigungen. Es kommt nur aufs Ergebnis an. Brähmer hat einen klasse Kampf abgeliefert. Er war beweglich und sehr schnell. Aber wir werden zurückkommen."

SPOX-Scoreboard1. Runde23456789101112Score
Jürgen Brähmer (GER)101010101010109991010117
Marcus Oliveira (USA)9910991091010999112

Die Wertungen der Punktrichter:

Jean Louis Legland (FRA): 115-112

Juan Manuel Garcia Reyes (ESP): 117-110

Carlos Colon (PUR): 117-110

Der Ringrichter: Raul Caiz Sr. Der Amerikaner ließ sich von der elektrisierenden Atmosphäre nicht anstecken und machte einen guten Job. Immer Herr der Lage, immer zur Stelle, sobald es in den Clinch ging - Caiz Sr. spielte seine ganze Routine aus.

Der Schlag des Kampfes: Brähmers Linke. Mit seiner Schlaghand hinterließ er den größten Schaden bei Oliveira. Egal ob zum Kopf oder ans Kinn: Brähmer konnte sich gerade in den wichtigen Momenten auf seine Linke verlassen.

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Das fiel auf:

  • Überraschend abwartender Beginn von beiden Boxern. Weder Brähmer noch Oliveira ließen sich locken, Offensivaktionen musste man in den ersten beiden Runden mit der Lupe suchen. Zwar war der Deutsche mehr in Bewegung, dennoch spürte man den Respekt vor Oliveiras Schlagkraft.
  • Brähmer-untypisch musste der Ex-Champion in der Folgezeit den Kampf machen und konnte damit nicht seine beliebten Konterattacken fahren. Stattdessen setzte er auf den Jab. Oliveira versteckte sich hinter seiner Doppeldeckung. Eine interessante Taktik, die auf den Zetteln der Punktrichter aber keinen Eindruck hinterließ.
  • Oliveira hatte immense Probleme, die richtige Distanz zu finden. Bei seinen wenigen Angriffen schlug er fast durchgehend Luftlöcher, was aber auch am beweglichen, fast schon tänzelnden Stil Brähmers lag.
  • Kurz vor dem Ende der vierten Runde war Brähmer erstmals mit einem Konter an Oliveiras Kinn erfolgreich. Sobald der Amerikaner in die Offensive ging, öffneten sich Lücken für den Lokalmatadoren.
  • Unverständlicherweise spielte Oliveira zu fast keiner Zeit seine Größen- und Reichweitenvorteile aus. Stattdessen versuchte er sich in der Mitte des Kampfes sogar im In-Fight und Clinch - mit überschaubarem Erfolg.
  • Brähmer geriet erst in kleine Schwierigkeiten, als Oliveira beweglicher und mutiger wurde - auch weil ihm langsam die Zeit davonlief. Technisch versiert sahen die Aktionen Oliveiras allerdings nicht aus.
  • Brähmers Deckung bröckelte trotzdem merklich, Oliveira wirkte in diesen Momenten konditionell stärker, der Kampf schien gedreht. In diese Drangphase allerdings eine Kombination, die den US-Boy in der zehnten Runde zu Boden schickte.
  • In den letzten beiden Runden suchte Brähmer die Entscheidung, während die Zuschauer "Oh, wie ist das schön" skandierten. Oliveira rettete sich jedoch über die Zeit.

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